gen Waldungen bekleidet, weiter oben mit Gräsern, Farrenkräutern,
strauchartigem Bambusrohre und einzelnen verkrüppelten Bäumen, als
Gomphien, Lorbeeren, Malpighien, Byrsonimen, Styrax, Rupala u. s. w.
bewachsen, und auf der Spitze mit einer schönen Vegetation von Camposbäu-
men, Alströmerien, Amaryllis, Orchideen, Vellosien, Mikanien, Sauva-
gesien, Declieuxien u. a. geschmückt. Die “ Basis des Gebirges bildet
Quarzschiefer, auf welchem an mehreren Stellen Lager von eisenhaltigem
Glimmerschiefer und magnetischem Eisensteine liegen. Herrlich ist die
Aussicht, welche man von dem Gipfel dieses ohngefahr 54oo Fuss hohen
Berges geniesst, zu dessen Besteigung w ir etwa vier Stunden Zeit
brauchten: der P ico de Itaubira bei Sahara, die Serra do Caraca
bei Cattas A lta s , die da Lapa u. s. w . liegen, wie Riesen um dieselbe
her, und im Westen glänzte uns der See, L a g oa Santa genannt, entgegen.
Die Sepie des Betrachters verliert sich bei solchen hohen Aussichten gleichsam
in Visionen, und über Fluren, Berge und Hütten der Menschen hinwegsehend,
heiligt sie die Orte, welche schon von Natur weit hin über
ferne Gegenden herrschen. In diesen Gefühlen traten w ir an die Wohnung
eines Eremiten, welche mit einer Kapelle vereint, auf dem Gipfel
erbaut ist. Dieses Hospiz war auch durch den Aufenthalt einer in der
Gegend als heilig bekannten weiblichen Person merkwürdig. Sie lebte
hier seit mehreren Jahren, ohne eine andere Nahrung, als die eines Eies
täglich zu sich zu nehmen. Der Umstand, dass sie kataleptischen Anfallen
unterworfen, mochte wohl die Ursache gewesen seyn, bei dem Volke
für eine Visionärin und Wunderthäterin zu gelten. W i r bekamen sie jedoch
nicht mehr zu sehen, da die Regierung für gut befunden, sie vor Kurzem
von hier zu entfernen.
Von Caete aus hatten w ir auf der weiteren Reise grosse Wälder
zu passiren. Dieser Ort soll eben davon seinen Namen haben; denn
Caete bedeutet einen dichten Wald *). Die Waldung, welche die Serra
do Mar bedeckt, zieht sich an dem Rio Doce und dessen Tributarien:
den Rios P ira ng a , Gualaoco, Pergicaba, de S. Barbara nach Westen
* ) Caa Blatt, Baum, te oder tem Viel, oder überhaupt Zeichen der Affirmation.
gegen Marianna herauf, und dehnt sich bis gegen die t^illa do Principe
hin aus. Man pflegt daher an dieser Grenze sein* viele Orte mit
dem Beinarnen: do Mato dentro oder do Campo zu unterscheiden. Eine
solche grosse Waldstrecke hatten w ir auf dem Weg e von Cocaes zu
durchwandern. Diese Gegend hat einen traurigen, öden Charakter,
und nur auf den Kuppen der Berge, welche mit Camposvegetation, dem
Capim melado oder Gordura (Tristegis glutinosa, Nees), einigen Arten
von Hyptis, Korbblumenstauden und Spermacocen besetzt sind, war uns die
Aussicht auf die majestätische Serra do Caraga und ihre im Sonnenstrahl
wie Silber glänzenden Felsenabhänge, eröffnet. In diesen Wäldern
findet sich eine Art Taback (Famo bravo, Nicotiana Langsdorjjfii) und
der Baum Almecegeira (eine Art Ic ica ) , aus dessen Rinde eine treffliche
Art von Gummi Elemi ausschwitzt. Gewöhnlich wird letzteres, mit
noch zwei anderen Arten vermengt, unter obigem Namen von Rio de
Janeiro ausgeführt. Als w ir aus dem Walde des ersten Berges, den wir
überstiegen, heraustraten, schimmerte uns das Dorf *S. Joäo do Morro
Grande, mit seinen Zwillingsthürmen, aus einem melancholischen
Thale entgegen. V o r Sonnenuntergang bestiegen w ir den zweiten Berg,
und langten nach einem Marsche von fünf Stunden in der kleinen Ortschaft
Cocaes an, deren Kapelle, von Palmen umgeben, anmuthig auf einem
Hügel liegt. Dieser Ort ist vorzüglich berühmt wegen der Menge und
Reinheit des hier gewonnenen Goldes, das nicht blos fein zertheilt in
Quarzgängen eingesprengt, oder im Letten vörkommt, sondern auch in
grösseren Stücken, Lamellen und Krystallen erscheint, wovon nebst andern
innländischen Mineralien Doctor G omid e z eine ausgezeichnete Sammlung
besitzt. Der Gehalt des Goldes ist hier so wie in Morro Grande
meistens von zwei und zwanzig und einem halben Karat. Der Inhaber
der reichsten Minen in dem Bezirke von Cocaes, 5 . Barbara und <S.
Miguel ist C o ro ne l F igu e ired o , der zwei hundert Sclaven in seinen
Goldwäschereien beschäftigt. W i r hatten Empfehlungsbriefe an ihn; leider
war er aber schon zur feierlichen Krönung des Königs nach Rio de Janeiro
abgereist. In demselben Bezirke werden grosse Bänke von Geschieben
eines dichten Brauneisensteins {Marumbe\ Lager von Topfstein, aus welchem
man Gefässe geschnitten hat, und in dem sogenannten Eisenglimmerschie-
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