hegt eine andere Meinung über die ursprüngliche Geburtsstätte der Diamanten.
E r machte uns zunächst seinem Hause, und dann an verschiedenen Orten
auf die Erscheinung von Lagern oder mächtigen Gängen des Quarzes
gleich unter dem lockern Boden aufmerksam, worin sehr viele Bergkry-
stalle angetroffen werden, und bemerkte, dass eine solche Bildung von
reinem Quarze früher über einen grossen Theil von Minas verbreitet gewesen
seyn möchte (als deren Rückbleibsel unter andern die Serra dos
Cristaes in Goyaz betrachtet werden könnte), und als die Urstätte
jener Steine anzunchmen sey, woraus diese nach Zertrümmerung in die
Flussbette geführt worden wären. Zur Bestätigung seiner Meinung
erwähnte er , ein einziges Mal einen Diamanten in Quarz aufgewachsen
gesehen zu haben. Da man jedoch ausser diesem Beispiele jene
Edelsteine nur als Fündlinge, aber nie in der noch bestehenden Quarzkruste
vorfindet, so ist es schwer, über dieses trefflichen Mineralogen
Meinung ein entscheidendes Urtheil zu fällen. Uebrigens hat diese Ansicht
sehr viel für sich, und dürfte nicht blos auf jenes Quarzlager
beschränkt, sondern wohl auch auf alle Quarzgänge des Quarzschiefers
ausgedehnt werden. W i r erlauben uns hier auch noch eine, sich
hieran gewissermassen anschliessende neuerdings geäusserte Ansicht
apzuführen. Bedenkt man den merkwürdigen Gegensatz,- in welchem
Kieselerde und Diamant zu einander stehen, . betrachtet man die auffallende
Reinheit und Menge von Kieselerde (verbranntem Kieselmetall)
welche hier niedergelegt worden und die vielleicht bald darauf und
als fortwährender Bildungsact eingetretenen Zerstörungen und Zertrümmerungen
dieser Massen, so dürfte die Hypothese von einer durch pluto-
nischc Einflüsse, d, h. aus den Tiefen der Erde, gleichzeitig mit der Bildung
der Kiesellagen eingetretenen Sublimation, Reduction oder Ausscheidung
des reinen Kohlenstoffes vielleicht einige Aufmerksamkeit verdienen. Wie
dem aber immer seyn möge: so viel bleibt gewiss, dass es ein und dieselbe
Formation- des Quarzschiefers ist, welche in einer Länge von mehr
als zwölf Graden den Hauptstock der Gebirge im brasilianischen Conti-
neifte bildend, an mehreren .Orlen und unter ähnlichen Verhältnissen den
ihr untergeordneten Diamant erscheinen lässt. Immer ist es ein hohes,
zwei bis dreitausend Fuss übet* das Meer erhabenes Land, mit.Campos-
Vegetation bedeckt, dessen Quarzschiefer eben so, wie in dem Diainanten-
districte, auch weit gegen Westen fortlaufend, in Goyaz und Matto-Grosso
(woher sich zwei grosse Tafeln des Gelenkquarzes in dem Münchner
Museum befinden) den Diamant aufweisst, während die Gneiss- und Granitgebirge
längs der Küste {Serra do Mar) und die tiefer landeinwärts
auftretenden Höhlenkalk- und Quader - Sandsteinformationen keine Spur jenes
edlen Steines zeigen.
Die Vegetation im Diamantendistricte ist gewissermassen als die
eigenthümlichste und ausgebildetste Form der Camposflora des Hochlandes
zu betrachten. Die stämmigen Lilienbäume der Vellosien und Barbacenien
sind hier häufiger, als in einem andern Theile von Minas, und werden
sogar von manchen Einwohnern für Anzeigen von der Gegenwart der
Diamanten gehalten. Zwischen den haarigen, graugrünen Gräsern, welche
in grosser Verbreitung die Flächen des Districtes bedecken, erscheinen
vorzüglich häufig die Eriocaula mit ihren in Dolden gestellten weissen
Köpfchen, wollige Lippenblüthen, mancherlei Korbblüthen, Chamaecristen
mit zierlicher Blattbildung und gelben Blumen, Lisianthen im prächtigsten
Roth und Blau der glockenförmigen Blüthen prangend, Angelonien, Evol-
vulus-, Clitoria-, Polygala-Arten, hie und da in dem Taboleiro Gesträuche
und niedrige Bäume von Cassien, Hellenen, Malpighien, Banisterien, Panax
und Vernonien. In den Capoes der Rinnsale und Niederungen herrschen
Arten von Styrax, Annona, Xylopia, Mabea neben baumartigen Farnkräutern
und dichtem Gehäge strauchartiger Gräser. Auf hartem Grunde
tritt ein blattloses Thesium mit seinen ruthenförmigen gelblichbraunen
Stengeln auf, die nicht selten mit parasitischen Gewinden der Cassyta
durchschlungen sind, oder die seltsame Cabeza do F r ade, ein Melocac-
tus von Gestalt eines Turbans mit rother filziger Scheibe. Niedliche
Utricularien und bunte Burmannien schmücken die Ränder der Bäche.
Die weisslichen Riffe, Bänke und Klippen des Quarzschiefers sind mit
einzelnen Orchideen, grossblüthigen Amaryllisarten oder einer Bromeliastaude
besetzt, aus deren fasriger Wurzel die Bewohner eine gelbe Farbe
bereiten. Statt üppiger Moospolster, welche in unsern Alpen die Felsen