zwischen der nördlichen Insel (Ilha verde) und dem festen Lande. Der Rio
dos Ilheos fällt in die Bucht unter grosser Krümmung nach Süden, und bildet
auf der Nordseite des Hafens eine schmale Landzunge, worauf die Villa
de S . J orge dos Ilheos steht. Hier warfen w ir am i 3. Dec., mit dämmernden
Morgen, in zwei und einem halben Faden Grund, Anker.
Die Lage der Villa de S. J orge dos Ilheos ist überaus anmu-
thig. Die sandige Landzunge, an deren westlichem Ufer der Flecken erbauet
ist, wird von einem reichen Haine wallender Cocospalmen geschmückt,
dieses schönen Baumes, der, wo er erscheint, der Landschaft
einen eigenthümlichen Reiz verleihet. Gegen Nord erhebt sich die Landspitze
zu einem dichtbewaldeten Hügel {Foginho do Cäo der Seefahrer), den
die Kirche de JV. 5 . da Victoria beherrscht 5 gegen Westen verweilt das
Auge mit Wohlgefallen auf dem seeartig ausgebreiteten Wasserspiegel des
Rio dos Ilheos, den freundliches Gebüsche umgrünt. Ostwärts rollet der
Ocean in majestätischer Bewegung seine Wogen längs einer flachen Küste hin,
die bald gerade fortlaufend, bald in seichte Buchten ausgeschnitten, hier
mit niedrigen Felsen, dort mit glänzendem Buschwerke von Meertrauben,
Pisonien, Crotonen und Hamelien oder mit der niedrigen Strandpalme
(Ariri, Cocos schizophylla, Mi) bekleidet ist, und theils Flächen eines
weissen, reinlichen Sandes, theils saftig grünende Wiesen aufweiset. W e r
mit entzücktem Blicke diese liebliche Landschaft überschauet, und sich
erinnert, dass schon im Jahre iÖ4o hier eine portugiesische Niederlassung
gegründet wurde, muss verwundert fragen, warum er nicht eine
volkreiche wohlhabende Stadt, sondern einige, mit Gra3 bewachsene
Strassen niedriger Hütten findet. Der ganze Flecken zeigt gegenwärtig
kein einziges solides Haus mehr auf, da das i. J. 1723 aus Sand-
und Backsteinen erbaute Jesuitencollegium, unbewohnt und vernachlässigt,
bereits wieder in Trümmer zu zerfallen beginnt. Die Villa und ihr ganzes
Kirchspiel zählt gegenwärtig, obgleich Hauptort der Gemarkung von
Ilheos und Residenz des Ouvidors, doch nur zweitausend vierhundert
Seelen. An Bildung, Fleiss und Thätigkeit stehen die Bewohner dieser
schönen Gegend weit hinter den Mineiros, auch der kleineren Villas, zurück,
obgleich diese, tief im Innern des Conlinentes, so weit von allen
Mitteln zur Verbesserung ihres bürgerlichen Zustandes entfernt sind. Indolenz
und Armuth gehen aber auch hier gleichen Schritt, und zufrieden mit dem Zustande
eines andauernden Müssigganges,.ohne höhere Bedürfnisse, vernachlässigen
die Ilheanos den Ackerbau so sehr, dass sie selbst, und noch mehr der
Fremde bei ihnen, nicht selten sich dem Hunger ausgesetzt sehen. Dank den
Bemühungen unseres wackern Gefährten, des Hrn. S chlüter, der das Amteines
Reisemarschalls übernahm, und den Ortsrichter veranlasste, Lebensmittel aus
einem, mehrere Meilen entfernten Hofe herbeikommen zu lassen, dass wir
nur während der ersten Tage unseres Aufenthaltes die Regungen des Hungers
unbefriedigt lassen mussten. Man gieht vielleicht mit Recht die auffallende
Trägheit und Rohheit der hiesigen Einwohner dem Umstande
Schuld, dass sie grossentheils Tapuyada, d. h. aus indianischer Mischung
seyen. Uebrigens gehören die Portugiesen, Welche sich hier niedergelassen
haben, meistens den niedrigsten Ständen an; es sind Schiffer, Lastträger
und der Arbeit überdrüssige Bauern, welche hier, wo sie sich gleichsam
als die Privilegirten betrachten, weder die Moralität, noch die Betriebsamkeit
dieser verwahrlosten Bevölkerung zu erhöhen vermögen. Früherhin
(z. B. i. J. 1660 — 1670 und 1730) war der Flecken häufigen Einfällen
der Botocudos, die sonst Aimores und in diesen Gegenden Guerens
{Guerengs) genannt wurden, ausgesetzt gewesen; aber sein Verfall da-
tirt vorzüglich von der Vertreibung der Companhia de Jezu, welche von
hier aus die Zähmung der benachbarten Indianerhorden betrieb, und die
Niederlassung derselben in den Villas Valenga, Serinhehem (eigentlich
Santa-Arerri) , Barcellos und Olivenga vermittelte. Die Indianer, welche
sich längs der südlichen Küste von Bahia dem bildenden Einflüsse
der Jesuiten hingaben, gehörten zu dem Stamme, der Tapiniquins. Sie
hatten das Küstenland zwischen dem Rio de S. Mattheus (sonst Cri-
care) und dem Rio de Contas inne, und wurden, gedrängt von feindlichen
Aimores und Tapinambazes, aufrichtige Clienten der Portugiesen.
Von dieser zahlreichen Nation, deren Sanftmuth, Treue und Bildsamkeit
gerühfnt wird , stammen die Indios manzos ab ,'w e lche längs der Küste
in den erwähnten Villas und in zerstreuten Hütten wohnen. Ihre Zahl
dürfte gegenwärtig kaum auf mehr als viertausend in der ganzen Comar-
ca anzunehmen seyn. Sie sind ein harmloses, aber wenig zur Arbeit ge