durch waldige Hügel, und machten in dem Rancho das tres B a r ra s , wo
eine vor wenigen Tagen verspürte Onze allgemeinen Schrecken verbreitet
hatte, Halt, um die nachgesuchte Erlaubniss abzuwarten. Der Bote kam noch
an demselben Abende zurück, und übergab uns die schriftliche Antwort, dass
uns der Intendant d a C am a r a des folgenden Tages in Tejaco an seiner Tafel
zu sehen wünsche. Freudig über diese, unter bangen Gefühlen sehnlichst
erwartete Erlaubniss, brachen w ir sogleich nach dem noch anderthalb Legoas
entfernten Grenzposten, dem ArraiaL Mä he V e rd e auf. Solcher Piquets
(Destacamentos, Registros) befinden sich im Umkreise des Diamanten-
districtes ( Demarcafäo diamantina) in einer Entfernung von fünf bis
sechs Legoas zehn, ' nämlich westlich von Milho V e rd e anfangend:
Paraäna, von Tejaco zehn Legoas, Bandeirinha drei, Goaveia fünf, Rio
Pardo sieben, Andajal vier, Inhai sieben, Inhasica zehn, Rio Manzo
fünf, und Ilaibaba sechs Legoas entfernt. Die hier stationirenden Soldaten
von dem Dragonerregimente von Minas haben die Verpflichtung,
Niemand, woher und wessen Standes er auch immer sey, ohne speciellen
Befehl des Generalintendanten eintreten zu lassen. Selbst die Bewohner
des Diamantendistrictes müssen, wenn sie über die Grenze hin- und her-
re&en, jedesmal die schriftliche Erlaubniss des Intendanten vorweisen.
Von dieser Vorschrift ist selbst der Gouverneur der Provinz von Minas
nicht ausgenommen. Bei dem Austritte aus dem Diamantenbezirke muss
sich Jedermann einer genauen Untersuchung durch die Soldaten unterwerfen.
Letztere sind befugt, mit der sorgfältigsten Strenge nicht blos alle
Habseligkeiten des Reisenden, alle Ritzen und Winkel seines Gepäckes,
sondern auch die zugänglichen Theile seines eigenen Körpers und jene
der Lastthiere zu durchspähen, ob irgendwo Diamanten verborgen seyen,
ja die Reisenden im Falle des Verdachts, vier und zwanzig Stunden zurückzuhalten
, um zu sehen, ob keine jener edlen Steine verschluckt w or den
seyn möchten. Von dieser Untersuchung kann Niemand dispensiren;
sie hängt jedoch von den wachthabenden Soldaten ab. Damit diese Re gistros
von Fussgängem nicht umgangen werden können, durchstreifen
noch fliegende Patrouillen das Innere und die Grenzen des Districtes, und
sind gleichfalls ermächtigt, Jedermann anzuhalten. Sobald der den Posten
commandirende Korporal unsere Erlaubnisskarte in Augenschein genommen,
durften w ir von dem Quartel aus über den Bach setzen, und
befanden uns nun in dem schon so sehnlich herbeigewünschten Diaman-
tendistricte.
Fast scheint es, als hatte die Natur zur Geburtsstätte jener edelsten
Steine auch die herrlichste Campos - Gegend ausgewählt, und sie mit
dem Schmucke des schönsten Pflanzenflors ansgestattet. Alles, was wir
bisher von Landschaften Liebliches und Grossartiges gesehen hatten, schien
weit zurückzubleiben, im Vergleiche mit den Reizen ? die sich hier unseren
erstaunten Blicken darboten. Der ganze Diamantendistrict gleicht einem
künstlich angelegten Garten,, in dessen abwechselnden Hügeln und Thälem
romantische Alpenscenen mit freundlichen Bildern einer idyllischen Natur
gepaart sind. Von der Meeresküste an war zuerst ein Urwald (Motto
Gered) mit ungeheuer hohen, an der Spitze zur Krone ausstrahlenden,
dicht verschlungenen Bäumen unsere Umgebung gewesen; hierauf folgten,
gegen die Gipfel des Küstengebirges hin, schmälere Strecken mit Bambusrohre
und Farrenkräutern besetzt; auf diese, mit dem Eintritte in das
tiefere Binnenland, besonders gegen Süden hin, mit anmuthigem Grün
bedeckte Grasebenen ( Pampas, Ccanpo Gerat) , hie und da von einzelnem
Gesträuche unterbrochen; auf der Höhe der, im Innern des Hochlandes
von dem Wendekreise gegen Norden fortlaufenden, Gebirgsrücken
wechselten unübersehbare Alpengefilde, bald mit dichtlaubigen immergrünen
Thaiwäldern {Capoês) , bald mit lichten ( Taboleiro) oder engverschlossenen
strauchartigen Baumgruppen (Serrado) , bald mit niedrigem,
undurchdringlichem Gestrüppe (Carrasco) ab. In der Gegend aber, in
welcher w ir jetzt reisten, schienen sich alle jene Formen wie zu einem
schönen harmonischen Ganzen vereinigt zu haben. Die romantisch sich
dahin schlängelnden Hügel und Thäler, von einzelnen isolirten Bergen
unterbrochen, sind rings um den Fuss längs ihren durch klare Bäche
belebten Rinnthäleru mit einem Walde dickbuschiger immergrüner Bäume
eingefasst; gegen die Abhänge setzen sich grüne Wiesenflächen, von Gesträuchen
aller Art unterbrochen, fort, und über den flach auslaufenden
Rücken liegen die schönsten Grascampos ausgebreitet, auf welchen lilienartige
Gewächse, niedrige Gebüsche und einzelne kleine Bäume mit mannig-
55 *