Jahre in die Monate September und October. Je nachdem das Erdreich
der Pflanzung ärmer oder reicher ist, verlässt man diese schon im zweiten
oder im dritten Jahre wieder. In den höheren Catingaswaldungen tritt
der letztere Fall häufiger ein, die Schläge hingegen in den Niederungen
werden meistens durch einen einjährigen Anbau so sehr erschöpft, dass
man sie alsdann sogleich verlässt, und die Pflanzung in einen unberührten
District fortsetzt. Durch einen dreijährigen Anbau wird , nach den Versicherungen
der hiesigen Landbauer, dem Boden der vegetabilische. Nahrungsstoff
so sehr entzogen, dass er , sich selbst überlassen, erst nach
zehen Jahren wieder ein neues Unterholz [Capoeira] zu erzeugen vermag.
Dieser auffallende Unterschied von der Fruchtbarkeit der immerfeuchten
und immergrünen Urwälder, wo die Pflanzung schon im
zweiten und dritten Jahre wieder von dem jungen Nachwuchse verdrängt
w ird , hängt theils von dem in der That bei weitem ärmeren Boden,
theils von der, wegen geringerer Aschenproduction auch nur oberflächlichen
Düngung ab. Aus diesem Grunde treibt man hier eine der sonderbarsten
Arten von Wechselwirthschaft, die darin besteht, dass der Besitzer
immer foj*t das Terrain wechselt, und so spät als möglich zu dem
alten Anbaue zurückkehrt. Eine Fazenda von drei oder vier Meilen hat
hier eben so viel Productionsvermögen, als in andern Gegenden die von
einer Viertel- oder halben Meile im Gevierte. Die hier so allgemeine
Klage der Landleute, dass das Erdreich im Vergleiche mit dem europäischen
sehr zurückstehe, sofern dort der Boden warm und die Luft kalt,
hier aber der Boden kalt und die Luft warm („terra fria e ar quente“ )
sey, wird somit allerdings bestätigt, und das wichtigste Hülfsmittel bei
zunehmender Bevölkerung und Zertheilung des Eigenthums kann nur in
einer zweckmässigen Düngung und Bewässerung bestehen. Von solchen
Verbesserungen haben jedoch die Einwohner bis jetzt gar keine Ahnung. Man
pflegt hier besonders die barbadische Baumwollenstaude (Gossypium bar-
badense) anzubauen. Die Arroba der rohen Wolle mit den Kernen [Capros-
sos) wird in dem Termo gewöhnlich zu sechs- bis siebenhundert, die von
letztem gereinigte zu zwei bis dreitausend Reis verkauft. Man sondert die
Kerne mittelst einer sehr einfachen Maschine von zwei gegeneinander laufenden
Walzen von der W o lle , und verpackt diese in Säcken von rohen
Ochsenhäuten durch eine ganz einfache Presse. Die gewöhnliche Ladung
eines Maulthiers besteht aus acht Arrobas, und wird bis Rio de Janeiro
mit vierzehntausend Reis, bis Bahia im Verhältniss mit etwas weniger
bezahlt. Die Sendungen nach diesen beiden Seehäfen werden durch zwölf
ständige zahlreiche Trupps, jeden zu zehn bis vierzig Maulthieren, gemacht,
die fast das ganze Jahr hindurch unter Weg s sind. Die grössere Menge
dieses Artikels geht jedoch nach Rio de Janeiro, welcher Ort, mit Ausnahme
der verhältnissmässig viel geringeren Zufuhr aus der übrigen Provinz
von Minas und aus der Umgegend, fast lediglich von Minas Novas
versehen wird. Nach Bahia wird die Baumwolle nicht blos zu Lande,
und zwar auf der Strasse von Conquista, gebracht, sondern hauptsächlich
auf der oben beschriebenen Wasserstrasse des Rio Belmonte oder Rio
Grande. Die Baumwolle von Minas Novas wird in Brasilien nach der
von Pernambuco am meisten geschätzt, und in den Seehäfen immer um
tausend bis zweitausend Reis theurer verkauft, als die aus dem übrigen
Minenlande oder aus Rio de Janeiro, Porto Seguro u. s. w . In den
Jahren 1819 und 1820, wo die Nachfrage am stärksten w a r , kostete
die Arroba in Rio und Bahia siebentausend bis siebentausend dreihundert
Reis. Bei diesem Preisse haben also die Baumwollenhändler des Termo
von Minas Novas grossen Gewinn, und ' können bedeutende Summen
nach Hause 'zurückbringen. Dennoch ist der Termo nicht reich an Geld;
man versicherte uns, dass sich die Summe des circulirenden baaren Geldes
in ihm nicht über 8o>ooo Crusados belaufe. Bei dieser Armuth des
Landes im Allgemeinen hat der fremde Kaufmann, welcher hieher kommt,
grosse Vortheile, weshalb von Zeit zu Zeit französische und englische
Commissionäre erscheinen, um für ihre Häuser in Rio und Bahia ansehnliche
Quantitäten von Baumwolle einzukaufen, und w ir möchten diese
Speculation unter die sichersten rechnen, welche ein europäisches oder
brasilianisches Handelshaus in’s Innere Brasiliens unternehmen kann.
Neben der Baumwolle, als dem wichtigsten Erzeugnisse des Landes
, werden aus den westlichen Gegenden auch Speck, Häute, etwas gesalzenes
Fleisch, Rindvieh und Pferde nach Rio de Janeiro, vorzugsweise
aber nach Bahia geführt. In letzterer Stadt haben besonders Pferde, wenn
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