masse in Bewegung setze, geht daraus hervor, dass sich der Werth des
Salzes von dem Orte seiner Erzeugung bis zu den vorgenannten südlichsten
Stapelorten vervierfacht, denn dort kauft man den Sack um zwölf-
bis sechzehnhundert Reis.
Salpeter kommt mehr und mehr zugleich mit dem Kochsalze vor,
je weiter man vom Rio de S. Francisco nach Osten gegen die Kalksteingebirge
fortgeht. Fünfzehn Legoas am Rio do Scditre aufwärts sollen
grosse Höhlen im Kalksteine mit schwarzer Erde gefüllt Vorkommen,
aus welcher, so wie aus den gepülverten Tropfsteinen selbst, man den
Salpeter wie in Formigas und an andern Orten in Minas Geraes auszü-
scheiden pflegt. (Vergl. oben S. 517.) Die Erde soll bisweilen drei Viertheile
ihres Gewichtes Salpeter enthalten. Hat man aber Salpeter und.
Kochsalz zugleich in der Erde, so ist das Verfahren folgendes: man laugt
die Erde aus, und .dampft die Lauge in der Hitze bis zu einem gewissen
Grade ab; dadurch scheidet sich der grösste Theil des'Kochsalzes aus,
weil es, bei gleicher Auflösbarkeit in heissem und kaltem Wasser, nicht
in der Auflösung bleiben kann, wenn die Wassermenge abnimmt. Die
zurückbleibende, an Salpeter reichere,^Lauge lässt nun, bei Erkältung, die
Prismen des letztem herauskrystallisiren; die Mutterlauge aber kann man
durch ferneres . Abdünsten auf den Rest des Kochsalzes benützen. Die
dann noch zurückbleibende zweite, dickflüssige Mutterlauge, welche salpetersauren
Kalk und salpetersaure Bittererde enthält, wird durch Pottaschenlauge
zersetzt, und dann der letzte Salpeter, durch Abdünstung und
Rrystallisation in der Kälte, vollkommen gewonnen. Der Handel mit Salpeter
nach Bahia, Villa Rica und Rio de Janeiro war vor dem Verbote
der Ausfuhr dieses Artikels aus Brasilien ziemlich bedeutend. Neuerlich
soll dieser Handelszweig wieder erlaubt worden seyn. Eine wissenschaftlich
geleitete Bearbeitung des in Menge vorhandenen Materials thut jedoch
noch Noth, und verdiente von Seiten der Regierung eingeführt zu werden.
Auf dem Rückwege von dem. Rio do Scditre nach Joazeiro begegneten
w ir einigen Indianern vom Stamme der JMasacaräs, nach der
Versicherung unseres Führers den einzigen Resten der vordem hier bestandenen
Mission. Diese Leute waren von kräftigem Baue, und in ihrem
Benehmen den übrigen Indianern gleich. Der Sprache ihres verlöschenden
Stammes waren sie so entwöhnt, dass wir nur mit Mühe ein kleines
Vocabularium aufzeichnen konnten. Der Klang ihrer Worte war heisser,
rauh und unangenehm; sie sprachen langsam und ohne lebhafte Betonung,
und schienen in der tiefsten Abhängigkeit von den Ankömmlingen jegliche
Kraft der Seele eingebüsst zu haben.
In Joazeiro hatten w ir , während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes,
viele Veranlassung, uns als Aerzte zu beschäftigen. Eine grosse
Menge Kranker kam von nahe und fern herbei, die besonders an inter-
mittirenden Fiebern und an Leberverhärtung, einer Folge der ersteren,
litten. Diese Krankheit erscheint am häufigsten während des Rücktrittes der
Ueberschwemmungen, d. h. vom März bis zum Mai; sie hat keinen so
üblen Charakter, wie am Rio de S. Francisco in Minas, hält sich meistens
in den Grenzen einer einfachen Tertiana und gehorchet oft einem
Brechmittel, wozu sich die Einwohner nicht nur des Tartarus emeticus,
sondern auch einiger Wurzeln bedienen (2 .) . Die Diarrhöen sind häufig,
sie gehen während der kälteren und trockneren Monate, April bis September
, bei herrschendem Ostwinde, nicht selten in Rühren über, und
raffen dann, viele Menschen hinweg. In dieser Periode stellt sich auch
seit einigen Jahren bisweilen der, vorher hier, so wie in Bahia, unbekannte,
Croup ein. In -tinanchen Jahren, und, wie es scheint, unabhängig
von den Ueberschwemmungen, treten epidemische Nervenfieber auf.
Die, von Bahia über Joazeiro nach Piauhy geführten, Negersclaven bringen
bisweilen den Scorbut mit. Von Hemiplegien, Amaurose und Wassersucht
sahen w ir mehrere Fälle. Eine vorzüglich merkwürdige Krankheit
beobachteten w ir an einer jungen Frau: sie bestand in der Bildung
von langen Haaren unter der Cutis der Arme und Kniee, welche endlich
durch Eiterung hervorkamen, und, obgleich ausgezogen, von Zeit zu Zeit
wieder nachwuchsen. Diese Krankheit, welche hier öfter erscheinen soll,
erinnerte mich an die am Don, am Tscherkask und in andern Gegenden
des südlichen Russlands häufige Krankheit Wolosez, welche darin besteht,
dass Haare aus den Wunden hervorwachsen. Vielleicht wirft das Vor-
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