Migue l am rechten Ufer des Rio Grande befindet. Hier steht ein Ofti-
cier mit einer schwachen Mannschaft von Mulatten, welcher den gedoppelten
Auftrag hat, sowohl die anwohnenden Botocudos in Freundschaft
zu erhalten, und nach und nach zu civilisiren, als auch die Schiffahrt nach
dem Ocean hin zu unterstützen und zu sichern. Durch Geschenke und
kluges, freundliches Benehmen hat es auch der Commandant dieses Di-
stricts soweit gebracht, diese rohen und bisher stets feindseligen Indianer
mit den Portugiesen in Verkehr zu setzen. Mehrere Aldeas von jenen
Menschenfressern wurden längs dem Flusse gegründet, und die Botocudos
fangen schon an, sich mit etwas Landbau zu beschäftigen; sie bringen
den Ansiedlern von Zeit zu Zeit Ipecacuanha, zahme Papageien, Onzen-
häute u. d. gl. zum Tausch gegen europäische Geräthe, und leihen ihre
Arme als Ruderer bei der Schiffahrt nach der F rilla de Belmonte. Zwar
sind sie, eifersüchtig auf ihre Freiheit, noch in kein so untergeordnetes
Verhältniss zu den Portugiesen getreten, als die Coroados und die Coro-
pos, jedoch sieht der Menschenfreund mit Vergnügen einer stätigbn Verbesserung
dieserNatursöhne entgegen, welche noch zu Anfang dieses Jahrhunderts
durch ein königliches Dekret, als vogelfrei und als Feinde des
Staates erklärt, von den gegen sie ausziehenden Patrouillen und Waldzügen
{Entradas\ Wie wilde Thiere verfolgt, und zu zehnjähriger Dienstbarkeit
aufgegriffen, oder mit beispielloser Grausamkeit niedergemacht
wurden. Die Botocudos am Rio Beimorde haben sich jedoch der Civi-
lisation geneigter gezeigt, als die am Rio D o c e , welche durch die noch
immer im Schwange gehende Sitte Menschenfleisch, besonders ihrer Feinde,
zu essen, und durch die Hinterlist und Grausamkeit, womit sie bis jetzt
sich dem Eindringen der Portugiesen entgegenstellten, und die Schiffahrt
auf dem Rio Do c e unsicher machten, ein Schrecken der Nachbarn sind.
Je dringender das Bedürfniss wird, die Fahrt auf iexu Rio Doce und dem
Rio Belmonte herzustellen, um so das Binnenland mit der Küste in V e r bindung
zu setzen, desto wichtiger wird es seyn, die Botocudos ruhig zu
erhalten, sie als Ruderer auf jener sonst menschenleeren Wasserstrasse zu
benützen, und somit durch das friedlichste aller Mittel, den Handelsverkehr,
ihre allmälige Civilisation zu bewirken. Von Tocayos pflegen
die Kähne, welche mit Baumwolle beladen den Fluss hinabfahren, in
vierzehn bis zwanzig Tagen die Küste zu erreichen. Sie sind sehr lang
und schmal gebauet, meistens aus einem breiten Kielbaume und einer Planke
auf jeder Seite bestehend, und fuhren so viel als achtMaulthiere, nämlich
vier und sechzig Arrobas (zwanzig und einen halben Zentner). Drei
des Stroms kundige Schiffer (Canoeiros) , welche verköstigt, und täglich
mit einer Patacca (2 Franken) bezahlt werden, leiten die Fahrt. In der
Mitte des Wegs stossen die Böte auf einen Wasserfall, wo jetzt das
Quartel do Salto angelegt ist. Hier müssen sie ausgeladen werden, um
ohne Gefahr zu passiren. Weiter unten sind zwar die Ufer und das Bette
des Stromes ebenfalls felsig, doch wird die starke Strömung bei dem
Quartel dos A r co s ohne auszuladen überwunden. Die Soldaten in diesen
beiden Detachements sind die Piloten auf dieser Reise, und scheinen
für diesen Dienst eben so wichtig, als um die Indianer im Zaume zu halten,
und die Schiffahrt gegen dieselben zu sichern. Da die Mündung des
R io Belmonte wegen häufiger Sandbänke (Coroas) schwer .zu befahren
ist, so hat das Gouvernement von Bahia Sorge getragen, den Rio da Salsa,
einen Verbindungsast zwischen dem Rio Belmonte und dem Rio Bardo
^ welcher nur während der Regenzeit mit Leichtigkeit beschifft wird,
zu erweitern, um die Böte durch die Mündung des letztem Flusses in
den Ocean gelangen zu machen. Von hier gehen dann die Ladungen oft
in vier und zwanzig Stunden auf den die Küsten befahrenden Booten und
und Schonern (Lanchas und Bscunas) nach Bahia. Für die Zukunft, wo
die Production des Gebiets von Minas Novas mehr und mehr zunehmen
wird, ist diese Handelsstrasse von grosser Wichtigkeit; .auch pflegen jetzt
schon einige unternehmende Handelshäuser in Bahia ihn mit Vortheil zu
befahren. Mehrere Einwohner des Termo von Minas Novas hatten auch
versucht, eine Landstrasse längs dem Rio Belmonte bis zu dem Quartel
do Salto auszuhauen; sie wurde aber wegen der Nähe gefährlicher Indianerhorden
und. der Dichtheit der Urw älder fast gar nicht mehr frequentirt,
und ist nun wahrscheinlich gänzlich wieder verwachsen.
Die y illa de JV. Senhora do Born Successo de Fanado oder
gewöhnlich nur F illa de Fanado, liegt' auf einem starkconvexen Hügel
zwischen den beiden Bächen do Born Successo und Fanado. Sie ist