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schafl des Ufers. Die Scdinas de Suruä, ebenfalls auf der Ostseite, sind
vier Legoas vom Strome entfernt, und besonders merkwürdig wegen des
Fischreicbtbums eines grossen Teiches in der Nähe, der durch einen Canal
mit dem Rio de S. Francisco in Verbindung steht. Die meisten
Salinen sind Eigenthum der reichsten Fazendeir'os am R io de S, Francisco
andere werden, besonders auf der westlichen Seite, wo hoch manche
Gegenden des wüsten Landes keinen erklärten Herrn haben, und die
Grenzen des Salzdistrictes kaum noch bekannt scheinen, von demjenigen
benützt, der sie auffindet. Um das Kochsalz zu gewinnen ist die Operation
sehr einfach. Die Erde und die auf ihr entstandenen Salzkrusten
werden etwa einen Zoll hoch abgekratzt, — wozu man sich der Blattstiele
der Carnäuvapalme bedient, — und mit Regen - oder Flusswasser
ausgelaugt; die Lauge wird sofort, unter Einwirkung der Sonne, zur Kry-
stallisation gebracht. Diess geschieht entweder in hölzernen Trögen, deren
einer für die trübe Salzlösung, der andere für die abgegossene und
zu krystallisirende bestimmt is t, oder in einer Rindshaut {Bangue), die
an vier Pfählen ausgespannt, und in der vertieften Mitte mit einer Oeff-
nung versehen ist, durch welche die Lauge entweder in eine andere, geschlossene
Haut, oder in einen Trog-träufelt. Um bei letzterer Operation
die unauflöslichen Unreinigkeiten fogleich zurückzuhalten, wird die Oeff-
nung mit Palmenblättern, und darüber mit einer Lage reinen Sandes bedeckt.
Das Gefäss, worin die Krystallisation geschieht, ist einen Fuss
tief, und nimmt mehrere Salzkrusten auf, welche, so wie sie sich an der
Oberfläche der Lauge bilden, auf den Boden gedrückt werden. In einem
Banque werden sechszig bis hundert und zwanzig Pfunde Salz gewonnen,
wozu, je nach dem Wette r, zwei bis drei Wochen Zeit erforderlich ist.
Gewöhnlich giesst man so lange Lauge nach, bis, das Krystallisirgefass
ganz mit Salz gefüllt ist; dann nimmt man letzteres heraus, verkleinert es,
trocknet es vollends an der Sonne, und packt es in viereckichte Säcke
von Rindshaut {Surroes, Boroacas'}, deren jeder zwischen dreissig und
vierzig Pfunden Gewicht hat. Die ausgelaugte Erde pflegt man wieder
auf die Salinen auszustreuen, wo sie nach und nach von Neuem Kochsalz
in sich aufnimmt In gewissen Gegenden hat man die Erde bis auf das
liegende Gestein, zwei Fuss tief, abgescharrt, und immer liefert sie noch
Kochsalz, wenn sie. einige Zeit geruht hat. Vielleicht hängt diese erneuerte Erzeugung
zum Theile von den Ueberschwemmungen der benachbarten Bäche
ab, die alle mehr oder weniger Salztheilchen mit sich führen; doch ist
dieses keineswegs die einzige der Ursachen, welche wohl tiefer gesucht werden
müssen. Die Fabrication geschieht besonders in den trocknen Monaten,
Junius, Julius, August und September, nachdem die vorhergegangenen
Regen das Ausschwitzen des Salzes vorbereitet haben. In manchen, besonders
reichen Lagoas ward jedoch fast das ganze Jahr gearbeitet, und
an ihnen haben sich die Sertanejos in ,, zum Theile ansehnlichen, Fazendas
niedergelassen, wo sie zugleich Pferde- und Rindviehzucht treiben. An
den übrigen Salinen sind Hütten erbaut, welche während der geeigneten
Zeit von den Besitzern bezogen werden. Dann kommen hier neben den
Salzarbeitern auch noch Handelsleute* und Fischer zusammen, und ein vielfacher
Handelsverkehr tritt ein, allgemein vermittelt durch das, als Münze
geltende, Salz. Die Gerichtspersonen und Pfarrer, welche nur selten in
den abgelegenen Einöden èrscheinen, finden sich ebenfalls auf diesen Märkten
ein, und empfangen ihre Sporteln, und Jura Stolae lediglich in Salz
bezahlt. Ein Teller Salz gilt hier zwanzig bis vierzig Rëis (einen oder
zv^ei Groschen), ein Sack voll drei - ' bis vierhundert Rëis. Man benützt
die Zeit der Salzbereitung zugleich zum Fischfänge, der in den trocknen
Monaten ohnehin ergiebiger ist. Die grossen Fische werden ausgenommen
, gesalzen und getrocknet; aus den kleineren wird Thran gebrannt.
Die Ausbeute wird auf diesem Markte entweder an die gegenwärtigen
Salzhändler aus Minas Geraës verkauft, oder in die Magazine am Rio de
S. Francisco und vön da weiter, nach allen Theilen des Innern von Brasilien,
verführt. Für den,Handel nach S. Paulo, Goyaz und Matto Grosso
sind die Ortschaften 5 . Romäo und Barra do Rio das f f elhas in
Minas Geraës die Hauptstapelplätze;. für dié nördlicheren Gegenden: die
Provinzen Bahia und Pernambuco selbst, einen Theil von Goyaz und Pi-
auhy, sind es die F illa s da Barra do Rio Grande und Piläo Arcado
und das Ar ra ya l Joazeiro. Die ganze. Erzeugung in allen Lagoas darf auf
mehr als funfunddreissig tausênd Säckef jährlich angeschlagen werden; am
Rio do Salitre soll man jährlich über zweitausend Arrobas gewinnen. Dass
dieser Handel eine für1-den Zustand des Landes sehr bedeutende Geld-
II. Theil.