gleichsam durch Augit repräsentirt wird. Die dritte Formation, ' welche
uns hier begegnete, - ist die des sogenannten rothen Todtliegenden oder
älteren Sandsteines. Sie nimmt die höchsten Puncte des Gebirges, wie
eben am Brumadinho ein, und zeigt, ohne deutliche Schichtung, hie
und da eine Mächtigkeit- von mehreren hundert Fuss. Es besteht diese
Gebirgsart hier aus graulichweissen Quarzkörnern, in welche Stücke von
röthlichem quarzigen Sandstein und von rothem Grauwackenschiefer eingewachsen
sind, und sie hat nicht selten viel silberweissen Glimmer beigemengt.
Dieser Formation oder einem ihr aufgelagerten Letten gehören
wahrscheinlich gewisse Nieren von Thoneisenstein an, welche innen hohl
sind, und ein sehr feines rothes Pulver enthalten, das, naeh derUntersu-
chung meines verehrten Hrn. Collegen, Hofr. V o g e l , aus Eisenoxyd,
Thonerde, Kieselerde und etwas Kalk und Magnesia besteht, und von den
Einwohnern als Tonicum gebraucht wird. Der höchste Berg dieses Di-
stricts, die Serra de Itaubira, dürfte wahrscheinlich die gleiche Formation
des rothen Todtliegenden auf seiner kegelförmigen Kuppe darbieten.
W i r sahen ihn nordwestlich von dem JMorro Rtetondo hoch in den
blauen Aether aufsteigen, und glauben annehmen zu müssen, dass er wenigstens
fünftausend Fuss hoch sey. Man bemerkt nicht selten Reif auf
diesem pittoresken Gebirgskegel. In der Villa zeigte mein uns grosse Stücke
von Alabaster, angeblich aus der Nachbarschaft des Rio de S. Antonio
, wo er' in ganzen Felsen zu Tage stehen soll. Dieses Fossil empfiehlt
sich durch seine Weisse und Reinheit, und wird in grosser •Menge
nach Bahia verführt, wo man Heiligenbilder und ähnliche Gegenstände
daraus schnitzt.
Von grösserem Interesse für den Naturforscher sind die Ueberreste
Urweltlicher Thiere, welche sich in dem Dietricte der Villa an mehreren
Orten, am häufigsten in dem Rio de S. Antonio Und in seiner Nähe
bei der Fazenda do Born Jezus de M e ira , acht Legoas von der Villa,
auf der Erdoberfläche oder in Sand eingegraben vorfinden. Man will
dort einen Zahn von acht Pfunden Gewicht und einen fünf Schuh langen
Knochen gefunden haben, der zum Brunnentroge dient. Die Schuhmacher
bedienen sich solcher Knochen, welche, von allem anhängenden Sande entblösst,
wie Bimssteine auf dem Rio de S. Antonio einherschwimmen,
um das Leder zu poliren. Leider waren wir nicht im Stande, unversehrte
Knochen zu erhalten, aber die Dimensionen der Bruchstücke, welche,
ohne die äussere fast gänzlich abgeriebene Schale blos in der zeitigen
Substanz, sechs bis acht Zolle messen, deuten auf eine riesenhafte Grösse
des Thieres, welchem sie angehörten. Im Verlaufe der Reise durch
den nördlichen Theil der Provinz hatten w ir Gelegenheit, Knochenreste zu
beobachten, welche entschieden einem Mastodonte angehörten; die Sage
von jenem obenerwähnten grossen Zahne aber lässt es in Zweifel, ob die
antediluvianischen Reste der hiesigen Gegend von einem Mammuthe oder
von einem Mastodonte abstammen.
Die FiUa do Rio de Contas soll neunhundert, ihr ganzer Kirch-
sprengel, dem der hier wohnende Generalvikar der Comarca von Jacobi-
na vorsteht, neuntausend Einwohner zählen. Da das Klima den Ackerbau
wenig begünstigt, so ist der. Betrieb der Goldminen und Handel der
wichtigste Erwerbszweig der Einwohner, die sich durch Bildung und
Wohlhabenheit von der übrigen Bevölkerung des Innern von Bahia
auszeichnen. Der Professor der lateinischen Sprache (P ro fe sso r Reg
io do Latini) , ein Mann von wahrhaft classischer Gelehrsamkeit, bewie
s, dass die Früchte des Geistes auch in dem übelberüchtigten Klima
der Tropen reifen. Ueberdies nahem sich die klimatischen Verhältnisse
dieser Gegend, vermöge ihrer hohen Lage, denen. einer gemässigten Zone,
und namentlich von Tejuco in Minas Geraes. Am Morgen bemerkten
w ir eine Temperatur von 140 R . , eine Stunde nach Mittag 23° R.
und am Abend gegen Sonnenuntergang 20° R. Die Regenzeit soll sich
hier mit mehr Gesetzmässigkeit, als in dem niedriger liegenden Sertäo in
den Monaten October und November einstellen. Die herrschenden Krankheiten
zeigen einen, rheumatischen und entzündlichen Charakter; Brustentzündungen,.
Bluthusten und Schwindsüchten sind häufiger, Unterleibskrankheiten
viel seltner als am Rio de S. Francisco, und die gefährlichen Wechselfieber
jener Gegend verbreiten sich nicht weiter als bis zur Serra da
Gamelleira oder höchstens, während der nassen Jahreszeit, bis in das
Thal von Villa y e lh a ; dagegen hat der Landstrich schon einigemal durch