übergrünen, ist hier das Gestein nur mit dürren, weisslichen Flechten
*) bekleidet.
Weniger charakteristisch als die Pflanzen sind für eine Gegend,
besonders von geringerer Ausdehnung, die an den Boden minder gebundenen
Thiere, welche sich viel leichter und geschwinder als jene verbreiten, und
deshalb häufig allgemeiner über die Erdoberfläche zerstreut Vorkommen.
Der Diamantendistrict hat daher grösstentheils die den Campos eigenen
und von jenen der Ur- und Küstenwälder verschiedenen Thierarten mit
dem zunächst liegenden Minas gemein. Einige kleine Säoy-Affen,
Ameisenbären, Tatu's, das in den Catingaswäldern wohnende Stinkthier
{Jciraticäca) , das Campos- und Catingas-Reh, der Tapir, Rebhühner,
Tinamu’s , sperlingsartige Tauben, schwarze und besonders weisse Anu’s,
Bucco's, viele Arten Colibri’s , Pcriquito’s und Spechte, der aus dürren
Zweigen lange herabhängende Nester bauende kleine Zeissig u. s. w . beleben
auch die stillen Campos von Tejuco wie jene des übrigen Minas.
Indessen verspürt der reisende Beobachter doch schon die Nähe einer neuen,
dem Sertäo angehörigen und späterhin zu schildernden Fauna in einigen,
auf der bisherigen Reise noch nicht, und nur dort häufiger vorkommenden
Thierarten; es sind solche die in den Felsenhöhlen des elastischen Sandsteines
wohnenden Moco’s (Ccmia rupestris Neuw.), der in Höhlen lauernde
Fuchs, ( Canis Azurne, Neuw.), die Tinamus, und zwar die
grössere, mittlere und die Cadorna, der Tataupa Swains., der Pezus
Niambii ’M), die Sumpfschnepfe (Scolapax paludosa, media, Lath.), der
grüne Sperling {Fringilla campestris und mehrere neue Arten und
Gattungen von Insekten.
Auch [das Klima des Diamantendistrictes kömmt im Allgemeinen
mit dem von Villa Rica überein, jedoch möchte in Tejuco selbst der
Wechsel der Wärme und der Winde kaum so fühlbar seyn, als in jener
* ) Däninter: Sticta damaecornis Ach., crenulata Eschw , Borrera Cerruchis, leuco-
rnela Ach., Capitularia perfoliata, neglecta, rangiformis, sylvatica gigantea, uncialis,
sanguinea Floerke, Ramalina linearis, Stereocaulon nanum Ach. u. A . , welche Brasilien
sowohl mit der alten Welt, als mit den Hochgebirgen von Peru gemein hat.
**) Spix, Aycs brasilicnses T. II. p. 78.
***) Ibidem p. öl*
Stadt. W i r beobachteten während unsers Aufenthaltes Abends 8 Uhr
meistens einen Thermometerstand von 1 1 bis 12 Graden R., am Morgen
um sechs Uhr von 8 bis 9 Graden. Der tiefste Barometerstand, welchen
w ir wahrnahmen, war 2Öiy2 (299,82 Lin.); der höchste 25 3/4 (3oo,
62 Lin.). Man nimmt hier die mittlere Temperatur in den Wintermonaten
zu 12° R ., in den Sommermonaten zu 19 bis 20 R. an. Die trockne
Jahreszeit beginnt mit dem Monate April oder Mai, während welcher
meistens Ostwind herrscht. Die Regenzeit stellt sich im October ein; am
stärksten fallt aber der Regen, besonders nach heftigen Gewittern, im November
und December. Im Januar tritt oft für einige Wochen eine Pause
und schönes klares Wetter ein, welches man hier den kleinen Sommer,
fSeranico, zu nennen pflegt. In der nassen Jahrszeit wehen die Winde
am öftesten .aus Norden. Der Character der Krankheiten ist hier ebenfalls
wie in Villa Rica und den höheren Gegenden, entzündlich, katarrha-
lich oder rheumatisch; Hals- und Lungenentzündungen, acute Brustwassersuchten
und Koliken sind häufig. Die grosse Menge Neger, die
den District bewohnt, stellt leider nur zu oft das traurige Bild der Ele-
phantenfusse dar, womit viele Individuen behaftet sind (1). Eine andere Krankheit
der Neger, die w ir vorzüglich häufig hier wahrgenommen haben,
ist der sogenannte A r ea s senilis, eine Verdichtung der Hornhaut in
einem Bogen rings um die Pupille. Diese Krankheit, zu welcher die
Schwäche der Augen bei dieser Ra$e ohnehin disponirt, hat ihren Grund
wahrscheinlich in dem grellen Sonnenlichte, welches die blendenden Felsen
zurückwerfen, in der Anstrengung der Augen, in den Blutcongestionen
nach dem Kopfe als der nothwendigen Folge der Stellung der Neger bei dem
Gold- und Diamantenwaschen, in der anhaltenden Erkältung der Extremitäten
bei Erhitzung des übrigen zum Schweisse geneigten Körpers, in
der rohen Kost von schwarzen Bohnen, Maisgrütze {Fubd) und Schweinespeck
und besonders in dem Genüsse von jungem Zuckerbranntwein. Man
weiss zwar auch in Brasilien, dass letzteres Getränke, vorzüglich wenn
es frisch bereitet ist, sehr feindlich auf den Körper wirke; jedoch verbieten
hier nicht, wie auf den englischen Besitzungen in Westindien, eigene Polizeigesetze
den Verkauf des neuen Rums, sondern er wird, vorzüglich von der
niedrigsten Volksklasse oft in Uebermaas genossen. Von andern Krankheiten