aber bald durch Vögel verunreinigt, bald der Aufenthalt von Fröschen.
W ir pflegten es daher zu reinigen, indem w ir es einige Male durch ein
seidenes Tuch laufen Hessen.
Das Terrain, welches schon bei Olho <FAgoa hügelig und bergig
zu werden anfangt, dauert in ähnlicher Ungleichheit, mit Catingaswaldung
bedeckt fort, bis sich endlich in der Nähe der Fazenda Rio Secco, welche
wir am fünften Tage erreichten, der W e g zwischen einigen hohen
kahlen Granitbergen allmäiig absenkte, wo der Reisende in eine Ebene
gelangt, die blos mit dürrem Gesträuche, von einigen Fuss Höhe, bekleidet,
eine freiere Aussicht gestattet. W i r glaubten diese ausgedehnte
Gebirgsgegend als einen Theil der Serra do Mar in Minas Novas an-
sehen zu können, wo ähnliche geognostische Verhältnisse auftreten. Bei
Rio Secco lagern auf dem Granite, der, wenn geschichtet, ein Streichen*
von N. N. W . nach S. S. O. und ein westliches Einschiessen unter starkem
Winkel zeigt, ein kleinkörniges Hornblendegestein und Eisenstein.
Letzteres ist ein bald derber, bald mit Quarz vermengt und stark polarischer
Magneteisenstein, oder Eisenglanz, welcher nicht selten den Glimmer
im Granit vertritt. Vielleicht würde dieses Fossil eine bergmännische
Bearbeitung verdienen, wenn es nicht etwa an Brennmaterial fehlen
sollte. Als wir nördlich von Rio Secco noch eine Tagereise zurückgelegt,
und einen abgerundeten, mit dichtem Grün bedeckten Granitberg überstiegen
hatten, veränderte sich zu unserer grossen Freude allmäiig die
Scene. Es hatte hier geregnet, und die vermöge der Nähe des Meeres
ohnehin frischere Vegetation erschien um uns her in ihrer wahren Frühlingspracht.
Durch diese langentbehrte Ansicht fühlten w ir uns so sehr
erfrischt, dass w ir beschlossen, die Indianer in der f^illa daPedraBranca,
anderthalb Legoas s.-s.-westlich von Tapera, wo wir Nachtlager gehalten,
zu besuchen. Der Eigner dieser Fazenda begleitete uns dahin auf
einem engen Weg e zwischen dichtbewachsenen Hügeln. W i r trafen einige
Reihen niedriger Lehmhütten und in deren Mitte eine Kirche von gleicher
Bauart, und nur durch den ärmlichen Schmuck eines Altars ausgezeichnet.
Vor diesem Tempel fanden w ir einen grossen Theil der. Indianer
und die wenigen Ansiedler von anderen Ra^en vereinigt, um eben
Messe zu hören. Die brasilianischen Ureinwohner, welche hier seit etwa
dreissig Jahren,, unter einem brasilianischen Gemeinde Vorstand (Juiz) und
Schreiber {Escriväo) vereinigt leben, gehören den Stämmen der Cariris
und Sabujäs an. Die ersteren wohnen in der P'iUa da Pedra Branca
selbst, letztere eine Viertelstunde südlich in einem kleinem Orte, den sie
Caranquejo nennen. V o r ihrer Fixirung unter brasilianischer Botmässig-
keit wohnten sie zerstreut in den benachbarten waldigen Gebirgen. Gegenwärtig
bilden sie eine Gemeinde von etwa sechshundert Seelen. Beide
Stämme stehen in freundschaftlichem Vernehmen mit einander, und unterscheiden
sich weder durch Körperbildung, noch durch Sitten und Gewohnheiten,
sondern lediglich durch Verschiedenheit in ihren Sprachen.
Sie sind von mittlerer, ziemlich schlanker Statur , keineswegs von starker
Leibesbeschaffenheit, von hellbrauner Farbe, tragen das Haar schlicht und
unbeschnitten, entstellen sich .weder durch Tatuirung, noch durch eine
Holzscheibe in den Lippen, Nasenflügeln oder Ohren, und haben in ihren
Gesichtszügen gar Nichts, was sie von den übrigen brasilianischen W ilden
auszeichnete. W ie bei den Coroados hat auch hier der Umgang mit
den Weissen in einem sehr untergeordneten Verhältnisse weder günstig
auf ihre geistige Entwickelung, noch veredelnd auf den Ausdruck ihrer
Physiognomie gewirkt. Sie sind indolent, faul und träumerisch, - stumpf
für den Antrieb anderer als der niedrigsten Leidenschaften, und stellen auch
in ihren kleinlichen Gesichtszügen diesenZustand von moralischer Verkümmerung
dar. Mehr geneigt, die Fehler, als die Tugenden ihrer europäischen
Nachbarn anzunehmen, beschäftigen sie sich am liebsten damit,
Tage lang den Felsenratzen und anderm Wilde mit ihren langen Rohrpfeilen
nachzujagen, oder sinnen darauf, wie sie ungestraft den Fazendei-
ros Vieh tödten oder stehlen können. Unter sich sind sie gegen die Europäer
auf das innigste verbünden. Nur imgerne gehorchen sie dem
Aufträge de^J^rtsvorstandes, Mais und Bananen anzubauen,, und verlassen
sich für die Zeit eines allgemeinen Mangels auf die Fürsorge
der Regierung, als deren Gläubiger sie sich immer noch betrachten.
Sie üben die gewöhnlichen Fertigkeiten der Indianer, indem
sie Netze und Hangmatten aus Palmenzwirn (Tucurri) stricken, und aus
freier Hand Thongeschirre bereiten. Aus der Mandioccawurzel verstehen