die Oberfläche des Wassers kamen, wo sie sich entweder bewegungslos,
einem Stücke Holze ähnlich , schwimmend erhielten, oder, mit hervorragen
dem Kopfe, in allen Richtungen durch einander fuhren. Die grössten dieser
Thiere hatten acht bis neun Fuss Länge, einen grünlichen Panzer und eine
stumpfe Schnauze. Keiner Creatur hat die Natur einen gleich scheuslichen
Anblick verliehen, als diesem Thiere, das manche Maler nicht mit Unrecht
zum Bilde der niedrigsten Bosheit und Verworfenheit benützt haben. Die
Kaimans, (hier Jacare, Crocodilus sclerops, C«u.) leben fast immer gesellschaftlich
in diesen Teichen, und vermehren sich ausserordentlich. Während
der Regenzeit legt jedes Weibchen sechzig bis achtigEier von der Grösse
eines Hühnereies und von biegsamer, grubiger Schale, in den Sand des
Ufers, und mehrere Weibchen schleppen diese zusammen, schichten sie
abwechselnd mit Lagen von Teichschlamm in sechs bis acht Fuss hohen
Pyramiden auf, und überlassen nun der Wirkung der Sonne und der Gäh-
rung das Ausbrüten. Schon Plinius bemerkt, dass die Krokodile Aegyptens
ihre Eier stets an die Grenze der Ueberschwemmung legen, und es
verdient deshalb erwähnt zu werden, dass auch in Brasilien der Ort dieser
Eierhaufen als Maasstab für die Ausdehnung der Hochwässer angenommen
wird. Ein Weibchen pflegt abwechselnd in der Nähe der unentwickelten
Nachkommenschaft Wache zu halten, und mancher Sertanejo, der
sich nahte, musste die Unvorsichtigkeit mit dem Verluste eines Fusses bezahlen.
Bei Annäherung eines Feindes erhebt sich die sonst träge Wächterin mit
Schnelligkeit, die Nasenlöcher erweitern, sich, die kleinen glühenden Augen
rollen, der blassrothe Rachen gähnt weit auf, und mit einer schnappenden
Bewegung erreicht sie die Beute, welche sie nicht eher loslässt, bevor sie
nicht mit den mächtigen Zähnen, unter heftigen Windungen, ein Glied
abgebissen. Pferde und Rindvieh, welche das unterste Fussgelenke, den
Schwanz oder die Lippen auf diese Weise verloren haben, sieht man deshalb
hier ziemlich häufig. Die Hunde täuschen die Kaimans, indem sie
schnell die Stelle verlassen, wo sie das Wasser bewegten, um an einer
andern zu saufen. Selbst die Onze wird, wenn sie um zu saufen
an das Wasser kömmt, bisweilen von dem Jacare besiegt, und alle
Thiere scheinen diesem Ungeheuer furchtsam auszuweichen, nur die Piranha
nicht, welche dessen gefährlichster Feind ist. Als w ir in eine
abgelegene Bucht des Teiches, die von Schwärmen des Fisches wimmelte,
ein rothes Tuch hingen, könnten wir Zwei dieser Fische daran herausziehen,
welche, von der Farbe getäuscht, augenblicklich angebissen hatten.
Die Piranha (Myletes macropomus, Cuvi) ist , ein Fisch von der
Grösse eines Karpfen und mit einem Rachen der schärfsten Zähne bewaffnet.
Im höchsten Grade gefrässig und nach Fleisch lüstern, und immer
in zahlreichen Haufen versammelt, ward sie auch den grösstenThieren gefährlich
; diese; erscheinen, von einem Schwarm der Piranha angegriffen,
noch einen Moment brüllend an der Oberfläche des Wassers, und sind
darauf, indem jeder Fisch nur einen Biss führt, augenblicklich das Opfer
von tausend Feinden geworden. Die Thiere. des Sertäo kennen die Gefahr,
welche ihnen dieses blutgierige Geschlecht bereitet, und meiden sorgfältig
die Teiche , worin es sich aufhält. Wenn die Capivara, von andern
Feinden verfolgt, sich dahin zurückziehen muss * so thut sie es mit behutsamer
Ruhe, um das Wasser nicht viel zu bewegen; Pferde und Rinder
schlürfen in der Tränke das Wasser nur von der Oberfläche, und
senken den Rüssel nicht tief ein; dessenungeachtet wird er ihnen nicht
selten abgebissen; selbst der Kaiman flüchtet vor diesem grimmigen Feinde,
und wendet dann den unbewehrten Bauch an die Oberfläche des Gewässers;
nur der Fischotter, dessen filziger Pelz die Kraft; des Gebisses ah-
stumpft, ist vor ihnen sicher. Die Piranha ist übrigens einer der schmackhaftesten
Fische.
Der Reichthum an zoologischen Merkwürdigkeiten bestimmte Dr.
Spix längere Zeit in Capäo zu verweilen, während ich es für Pflicht hielt,
dem Wunsche unseres vortrefflichen Begleiters zu entsprechen, und nach
B re jo de Salgado vorauszueilen, um der Gemahlin seines Freundes , des
Senhor CAprräo J oze' A n t o n io S errüo , welche an einer beunruhigenden
Krankheit darnieder lag, ärztliche Hülfe bringen. Ich nahm daher nicht
ohne tiefe Wehmuth von dem liebenswürdigen Manne Abschied, an dem
ich einen Freund gewonnen hatte, und schlug am 16. August noch vor
Sonnenaufgang den W e g nach Norden ein. Der Besitzer von Capäo geleitete
mich, über seine Stammfazenda M a n g a h y , nach Pedras da
Cruz oder de ba ixo , fünf Legoas nördlich , wo sich von einer Kapelle
n. Theil. 68