Serro Frio ankündigen. Auf der Hälfte des Weges brausst dem Wanderer
ein gewaltiger Wassersturz des Rio Brvmado entgegen, der zwischen
steilen Felsenklippen aus einer Höhe von hundert und fünfzig Fuss
herabkömmt. Von dem Gipfel der Strasse entfaltet sich eine herrliche
Aussicht in das liebliche Thal von Villa Velha. Als w ir endlich die
Hochebene erreicht hatten, in deren Vertiefung die Villa liegt, so glaubten
w ir uns vollkommen in die Vegetation von Tejuco versetzt: dieselben
anmuthig grünenden Gebüsche, an den steilen felsigen Anhöhen dieselben
Baumlilien, wenn schon in geringerer Menge, in den Niederungen ähnliche
Gräser, und auf kahlen Felseiiplatten, wie dort, die Melocacten und
Bromelien. Schon aus diesen Pflanzenformen würden w ir auf den Goldgehalt
dieser Gebirge geschlossen haben, noch entschiedener wird die
Aehnlichkeit, wenn man die Bildung der Berge selbst genauer betrachtet.
Auch hier ist der, bisweilen in dünne und elastische Tafeln geschichtete,
Quarzschiefer häufig von Adern eines weissen, bald krystallisirten, bald
derben, und oft zertrümmerten Quarzes durchsetzt, welche vorzugsweise
von N. nach S. laufen. Sie sind die reichste Niederlage jenes edlen Me-
talles, haben noch vor zwanzig Jahren bedeutende Summen abgeworfen,
und würden auch gegenwärtig den Bergmann reichlich belohnen, wenn
dieser zweckmässig verführe. Ausserdem findet sich das Metall, und zwar
bisweilen sehr reichlich, im Gerolle der Flüsse und Bäche, besonders im
R io Brumado, oder im rothen und weissen Sande. Das aus den Flüssen
zeichnet sich durch seine Reinheit (nicht selten von vierundzwanzig
Karat), und durch die grossen Körner aus; ja man hat solide Massen bis
zu dem Gewichte von acht Pfunden gefunden. An andern Orten kömmt
graues Gold in der Form eines staubartigen Pulvers vor; es enthält nach
der Untersuchung meines verehrten Freundes, Hrn. Hofr. F uchs, Silber und
Eisen, jedoch keine Spur von Platina. (2 .) Gegenwärtig sind die Mienen
des kleinen Arrcryal Motto Grosso, zwei Legoa nördlich von der
Villa, am meisten im Betriebe.
Der Gebirgszug, auf welchem w ir uns hier befanden, erstreckt
sich in bedeutender Ausdehnung, unter "den Namen Morro das Almas,
Serra de Catule, Serra de Chapada u. s. f. nach Nordost, bis über
die Villa de Jacobina, den Hauptort dieser westlichsten Comarca in der
Provinz Bahia, hinaus. E r soll, gemäss den uns mitgetheiltön Nachrichten,
im Allgemeinen überall dieselbe goldreiche Quarzschieferformation
darbieten, und ist daher als die nördlichste Ausstrahlung jenes ausgedehnten
Bergsystems zu betrachten, das sich von den Ebenen der Provinz S.
Paulo «in, unter den verschiedenen Bezeichnungen der Serra Mantiquei-
r a , da L a p a , Branca , das Almas u. s. f. durch die Provinz Minas
Geraes hinzieht, und die Hauptniederlage ihres mineralischen Reichthumes
ist. In Jacobina werden noch gegenwärtig einige Goldminen betrieben,
und das in der Provinz Bahia gefundene Gold wird dort oder in Villa
do Principe eingeschmolzen. Die Gegend zwischen Jacobina und Rio de
Contas ist übrigens sehr wenig bevölkert, und wird häufig von anhaltendem
Regenmangel heimgesucht, weshalb auch der Bergbau hier schwierig ist«
Von den Verhältnissen der hiesigen Gebirgsbildung konnten wir
uns vorzüglich auf einem Ausfluge nach dem Morro Retondo> einem Aste
der Serra da Villa V e lh a , drei Legoas nordwestlich von der Villa,
den w ir unter Anführung unseres gastfreundlichen Wirthes, des Senhor
Capitäo A n t o n io d a R ocha B astos Vornahmen, unterrichten. In der Nähe
des Fleckens, auf der tafelförmigen Fläche des Gebirges, geht ein harter,
weisslicher, sehr quarzreicher und dem Sandsteine ähnlicher Quarzschiefer
zu Tage aus. Man zeigte uns auf kahlen Platten desselben unregelmässig
e , wie es schien, keiner Deutung fähige Zeichnungen mit rother Farbe,
welche von den ehemals hier wohnenden Indianern herrühren. Auf dem
Morro Retondo fanden w ir unter jenem, am meisten verbreiteten und
in Stunde 22 von N. nach S. streichenden, Gesteine einen dichten, röth-
lichen Granit, und zunächst dem Brumadinho, einem klaren Bergwasser,
das eine Hauptquelle des Rio* Brumado ist, in diesem Granite derben
Augit eingewachsen. Geschiebe des letzteren Fossils in dem Bache, welche
eine sehr schöne grüne Farbe haben, und durchscheinend sind, waren
von den Einwohnern für Smaragde gehalten worden. W i r haben
später nördlich von diesen Gegenden, z. B. auf der Serra de Tiuba und
zwischen ihr und dem Rio de S. Francisco, in grosser Ausdehnung ein
Vorkommen grünen Pistacits in dem Granite wahrgenommen, der also hier