schwache Eisenquelle, die gegen herpetische Ausschläge von Nutzen seyn
soll was etwa einem Antheile von Graphit zuzuschreiben seyn möchte. Die
Erscheinung dieser Substanz nicht weit von dem Diamantendistricte dürfte
vielleicht von Wichtigkeit für die Geognosie seyn. Eine Meile nördlich von
Barreiras soll auch Kalk Vorkommen. Bis jetzt weiss man hier keinen
andern Gebrauch von dem Graphite zu machen, als damit Fhntenlaufe zu
putzen und Leder zu schw ärzen * W i r unterliessen desshalb nicht, durch
S enho r J o zk F e r n a n d e z , welcher uns hier verliess, einige Musterstücke an
Da C am a r a abzuschicken, um ihn von der Möglichkeit zu überzeugen, die
Schmelztiegel, welche man bisher aus England bezogen hatte, im Lande
zu verfertigen. In der Nacht wurden w ir und die Einwohner des Ortes
durch ein sonderbares Geheul und Geschrei erschreckt, welches sich von
dem Gipfel eines Hauses vernehmen liess. Da die Nacht sehr helle war,
und eine Jagd gestattete, so konnten w ir das Gespenst erlegen, - es war
eine grosse Eule (S tr ix Ilugula). Eine andere zoologische Merkwur-
digkeit, welche w ir hier erhielten, war das Nest eines Guckucks {Cuca-
lus cajanus) mit sechs grünlich marmorirten Eiern. Dieser Vogel hal
sich in den Campos auf, und lässt sich selbst durch Flintenschüsse nicht
von seinem'lärmenden Geschreie abbringen. In den Sewados findet man
hier auch häufig Zabeles ( Tinamas brasiUensis) wie zahme Hühner her-
umspatzieren. Ihre Eier sind von der Grösse der Hühnereier, schon cho-
coladebraun gefärbt und wohlschmeckend. •
Der Rio Ara ssu a h y, das heisst Fluss der grossen Araras, welcher
auf der Serra das GorÜas entspringt, und östlich die Chapada be-
gränzt, liegt zwei Legoas von Barreiras entfernt. W i r e,reichten ihn
m v„ r Abend,r und waren so glücklich, an der Fuhrt (Passagem)
einen kleinen Nachen zu finden, auf dem w ir m,t dem Gepacke übersetzten.
Die Thiere selbst wurden durch den Fluss getrieben. E r ist hier
etwa dreissig Schritte breit, von weissem Wasser, und fhesst von S. W .
nach N. O ., in einem Bette von Eisenglanzhaltigem Glimmerschiefer, dessen
Eisen sehr aufgelöst ist, und welchen hie und da Gänge von Quarz
„nd von E schw eg e ’s Chloritschiefer durchsetzen. Noch deut icher tritt der
Eisenglimmerschiefer an einemBache hervor, der sich unterhalb derFuhrt
in den Arassuahy ergiesst. Man hat in dieser Gegend früherhin mit
Glück auf Gold gewaschen, und sicher würde der schöne Quarzsand dieses
Flusses allein mehr Goldstaub liefern, als deutscher Fleiss in allen unseren
Strömen aufzufinden vermag. Auch Diamanten hat man, wiewohl
selten, im Arassuahy gefunden; dessen ungeachtet aber steht der Fluss
nicht so wie der Jequetinhonha unter der Botmässigkeit des Intendanten
von Tejuco. Am letzteren Flusse nämlich darf kein Haus ohne Erlaubniss
dieses mächtigen Beamten erbauet werden. Unfern des östlichen Ufers
übernachteten w ir in einer elenden Hütte, deren Besitzer eine Art von
Mühle zur Bereitung des Fubä aus Maiskörnern angelegt hatte. Bei dem
Gebrausse des nahen Wassers und dem Knarren der Räder, das uns an Don
Quichote’s berühmtes Abentheuer mahnte, konnten w ir , unter einem Vo r dache
dem Nachtthau ausgesetzt, kein Auge schliessen, und waren froh,
uns mit grauendem Morgen wieder zu Pferde und in den anmuthigen hochgelegenen
Campos zu sehen, aus deren unübersehbarer Fläche sich heute
abermals die Serra de S. Antonio wie eine blaue Insel erhob. Nachdem
w ir einen hohen, steilen Hügel überstiegen, und einige Legoas W eg s
hinter uns hatten, erreichten w ir das wilde Thal des Itamarandiba, eines
schnellströmenden Flusses, welcher sich in den A rassuahy ergiesst.
An ihm steht Glimmerschiefer mit kaffeebraunem Glimmer und weissem
Quarze, hie und da Eisenglimmerschiefer einschliessend, zu Tage, welcher
in wenig gegen W . geneigten" Schichten von S. nach N. streichet. Man
bemerkt an ihm eine Abänderung, in welcher die zum Theil verwitterten
und ochrigen Eisenglanzblättchen durch mehr Quarz verdrängt werden.
In den W ’äldern der Niederungen fanden w ir hier eine Art von Mabea*),
deren Stämme, unter dem Namen Canudo de Pipa bekannt, zu Pfeifenrohren
ausgehöhlt werden, und deren bittere Rinde als ein- gutes Antifebrile
angewendet wird. In den Campos begegneten uns die ersten
Rudel des amerikanischen Strausses (Erna), die w ir von nun an im Sertäo
häufig zu Gesichte bekamen. P ied a d e , ein ärmliches Arrayal, in dessen
Kirchsprengel i 5oo Menschen wohnen, war das Ziel unserer Tagereise.
*) Mabea fistulife.
rug'meo - tomentosis, Mart.
i} foliis oblongis acumlnatis serrulatis, subtus incanis medioque fer