Geschlecht wetteiferte, die Vorübergehenden durch einen scherzhaften
Krieg in Verlegenheit zu bringen. Alle Fenster waren von Damen be-,
setzt, welche mit Wasser gefüllte Wachskugeln umherwarfen, und sehir
erfreuet schienen, die streng bewachte Etikette auf einige.Tage vergessen!
zu dürfen.
In der Gegend der F illa de Cachoeira findet man Landschaften,
die durch das üppige Grün der Hügel, durch den Wechsel, des Gebüsches
und durch mannichfaltige Aussichten auf den majestätischen Fluss von eigen-
thümlichem Reize sind. Zwei kleine Bäche, Pitanga und Caquende,
welche schnellen Laufes .von den Hügeln herabkommen, bieten ein erquickendes
Bad im dunklen Schatten aromatischer Lorbeerbäume, oder idyllische
Ruheplätze neben schäumenden Cascaden. Mit Freude bemerkt 'der -
Europäer, wie hier die Cultur des Bodens bereits den, Charakter der Landschaft
veredelt hat. Etwa eine kleine Stunde östlich von der Villa war
der grosse, 2666 Pfund schwere Block gediegenen Kupfers entdeckt worden,
welcher seit dem Jahre 1782 in dem K. Naturalienkabinete zu Lissabon aufbewahrt
wird. W i r besuchten den Ort, und fanden ganz nahe am Rio
Peruagaagü eine mit Gras und Buschwerk bedeckte Niederuug, auf der
grosse lose Granitblöcke umherliegen, und welche gegen Norden von einer
Bank desselben Granites, eingeschlossen wird. Aller Nachsuchung
ungeachtet, fanden w ir in dem anstehenden Gesteine gar nichts, was auf
einen genetischen Zusammenhang jener colossalen Metallmasse mit der Ger
birgsformation schliessen Hesse. W ir bemerkten an diesem Granite, ausser
seinen eigentümlichen drei Hauptbestandteilen, nur selten kleine Part
ie n von .Schörl, aber gar keine Art des Kupfergeschlechtes. Von einer
Gang- oder Nesterbildung bemerkten wir eben so wenig eine Spur, so
dass die tellurische Abkunft des Blockes allerdings sehr zweifelhaft bleibt.
Das Aeussere dieser Metallmasse. , welche,.*\yir später in Lissabon, zu séhën
Gelegenheit hatten ( 1 . ) , 7 charakterisirt sie als ein Rollstück, ohne nachweislich^
Verbindung mit einer Gebirgsart, und erinnert vorzugsweise an
das Vorkommen ähnlicher grosser Kupfermassen in Canada und in Connecticut.
Besonders wichtig ist in dieser Beziehung das Erscheinen der
grössten bis jetzt bekannten Kupfermassen auf ganz verschiedenen Gebirgsbildungen:
in Brasilien auf Granit, in Nordamerica aber auf secundärer
Trappformation und auf altem rothen Sandstein.
Von der T^illa de Cachoeira laufen drei Hauptstrassen aus: die
Estrada de Muritiba führt über Porto de S. Feliz nach S. W . in den
District von Rio deContas und von da nach Minas Geraes, Goyaz u.s. f . ;
die Estrada. de Belem verbindet Cachoeira mit dem südlichen Theile
der Provinz, und die Estrada de Capoeiragü geleitet g enW . und N. W .
in die Öömarca von Jacobina und zu der Estrada Real do Gado,
worauf die Viehheerden aus Piauhy herbeigetrieben werden. W i r schlugen
den letzteren W e g ein, als wir am 27. Febr. die f^illa de Cachoeira
verliessen, und stiegen den steilen IMorro de Capoeiragü hinan, auf
dessen Höhe, etwa siebenhundert Fuss über dem Meere, w ir das dürre
hügelichte Platteau erreicht hatten, durch welches uns nun mehrere beschwerliche
Tagemärsche bevorstanden. Das Gebirge besteht in der Nähe
der Villa aus Gneiss von röthlicher und gelber Farbe, streicht im Allgemeinen
von N. nach S., mit Abweichungen nach N. O. und S. W . , und
fallt in Schichten von einem halben bis zwei Fuss Mächtigkeit nach W .
ein. Am Fusse des Berges und in verschiedener Höhe an demselben erschienen
uns Gangstücke in dem Gneisse , wo Eisenglimmer und Magneteisenstein
die Stelle des Glimmers vertreten. Dieses Gestein wird von den
Einwohnern unter dem Namen Smirgel zum Poliren von Eisenwaaren
benützt. Bis auf eine Legöa Entfernung von Cachoeira liegen auf beiden
Seiten der Landstrasse viele Landhäuser, Vendas und Arbeitshütten
der Neger; man sieht ausgedehnte Pflanzungen von Kaffe, Mandiocca,
Gras und etwas Gemüse; dann aber nimmt der Anbau mehr und mehr
ab , und in der Nähe von Feira da Conceigäo, zwei Legoas von
der V illa , sind alle Spuren einer industriösen Bevölkerung wieder verschwunden,
und der Reisende sieht sich von Neuem in den Sertäo versetzt.
W i r übernachteten in dieser kleinen, aus niedrigen Lehmhütten
bestehenden Ortschaft, und brachten daselbst den nächsten Tag mit Einrichtung
unseres (Gepäckes urid Anordnung der Karavane zu. Unser Zug
war ein Gegenstand lebhafter Neugierde bei den braunen und schwarzen
Bewohnern des Oertchens, die nur die Boiadas von Piauhy auf dieser
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