aber, aus denen der Bignoniaceen, Rubiaceen, Capparideen, Nyctagineen,
Urticaceen nähert sie sich wieder mehr den Eigentümlichkeiten der Urwaldflora.
Wenn einst Jahre lang fortgesetzte Bereisungen dieser fruchtbaren
Gefilde den Botanikern eine genaue Vergleichung der hier berührten
verschiedenen Floren möglich machen, , darf sich die Wissenschaft
die interessantesten Beiträge zur Geschichte und Geographie der Pflanzen
versprechen. Die Lehren von der ursprünglichen Vertheilung und von
der gegenseitigen Beschränkung der einzelnen Vegetationen, von dem
Parallelismus und der Compensation verschiedener Pflanzeriförmen, von
den Wanderungen und Veränderungen einzelner Gewächse, gemäss den
Einflüssen des Bodens und der Verbreitung nach den Weltgegenden, können
nur dann aus ihrem hypothetischen Dunkel hervortreten, wenn vielseitige
Erfahrungen im Grossen gemacht worden. Wenn ich mich auf unserer
einsamen Reise solchen Betrachtungen hingab, musste zugleich der
Wunsch erwachen, dass derartige Forschungen recht bald in dem
fruchtbaren Lande angestellt werden möchten,' bevor die zerstörende und
umgestaltende Hand des Menschen den Gang der Natur gehemmt oder abgelenkt
haben würde. Nur wenige Jahrhunderte lang wird in dieser Hinsicht
die Thätigkeit der Wissenschaft ganz frei bleiben, und spätere Forscher
Werden nicht mehr die reinen Facten aus den Händen der Natur
empfangen, welche schon jetzt durch die lebhaften bürgerlichen Entwickelungen
des kräftig aufstrebenden Landes mannichfach verändert wird.
Die höher liegenden trockneren Gegenden waren mit dichtem, zum
Theile blattlosen Gesträuche, die Niederungen mit einem feinen, blumenreichen
Grasteppiche bekleidet, aus dem sich zerstreute Gruppen von Palmen
und saftigem Gebüsche erheben. Die Sertanejos nennen solche bebuschte
Wiesen ir r e das. W ir fanden hier eine dornige Fächerpalme
(Mauritia amnata, M .'), als Hauptschmuck der Gründe, neben der hier
seltneren edlen Weinpalme (Mauritia v inife ra, Mi). Sie bietet weder
einen zuckerhaltigen, der Weingährung fähigen Saft, noch essbare Früchte,
wie jene A r t, ist aber sehr geeignet für die Construction des Dachge-
bälkes in den Hütten der Einwohner, die sie mit dem Namen des wilden
Buritf (ü?. bravo) bezeichnen. Ausserdem erschienen hie und da dichte
Haufen der Indajä-Palme (Attalea compta, Mart. Palm. t. 41 • 97.). Sie
bildeten die ersten Palmenwälder, in deren Schatten w ir , trocknen Fus-
ses und sicher vor Riesenschlangen und Kaimans, umherzuschweifen wagten.
. Die grossen, an einem sehr reinen fetten Oele reichen Kerne
dieser Palme machen sie zum Lieblingsbaume der grossen blauen Araras
(A ra hyacinthinus Lathi) , welche paarweise häufig über uns einherflogen.
So schön der Federschmuck dieses Vogels ist, so sehr beleidigt
sein heisseres, durchdringendes Geschrei auch die unempfindlichsten Ohren,
und gewiss hätte er , wenn er dem Alterthume bekannt gewesen
wä re , als ein unheilbringender Vogel von der übelsten Vorbedeutung gegolten.
Für uns aber hatte die kleine Menagerie dieser zanksüchtigen Vögel,
welche w ir , auf dem Dache einiger Maulthierladungen angekettet, mit
uns führten, einen besondem Nutzen, indem sie durch ihren andauernden,
weithin hörbaren Lärmen uns den Ort der Karavane bezeichneten, von
der war bei den Streifzügen zur Untersuchung der Gegend oft ziemlich
weit abkamen. Jenseits eines kleinen Baches, Borrachudo, verliessen
w ir die Kalkformation, und betraten einen röthlichen Granitboden mit geringem
Glimmerantheile. Das Gesträuch erhob sich zu niedriger W a ldung
, in der w ir viele Stämme der Cachaporra do Gentio ( Terminalia
fa g i fo lia , Mart. IVov. Gen. t. 2 7.) bemerkten, eines Baumes, der aus
der innern Rinde ein, dem ächten Gummigutt ähnliches, jedoch röther gefärbtes
Schleimharz absondert. W i r übernachteten an dem Bache B io
das Pedtras, in dessen kühlender Nähe w ir , nach einem mühevollen Tag
e , die volle Labung einer tropischen Nacht empfanden. Jene hehre Naturfeier
zog mit allem ihr eigentümlichen Zauber: dem leisen Wallen der
Palmenwipfel, dem flüsternden Gesänge ferner Vö gel, der ernsten Dunkelheit
des bestirnten Firmamentes, unter dem das Laub der Bäume in
tieferem Schatten schwankte, an uns vorüber, und versetzte uns in eine
Heiterkeit und Ruhe des Gemüthes, die reichlich für den Mangel
einer menschlichen Umgebung entschädigte. Diese Nacht bereitete so eine
Stimmung vor, die allmählig während der Reise nach Paranän, durch eine
von Menschen fast unberührte Gegend, in uns immer herrschender
wurde, so dass w ir von dieser Unternehmung, statt der Erinnerung
an Ungemach und Gefahren, nur Bilder einer schönen Vergan-
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