
 
		am  8.  März,  und  näherten  uns,  allmälig  ansteigend,  der Serra de Tiuba.  
 Bei  der  Fazenda  Rodeador,  eine Legoa  von  Queimadas,  fanden  w ir  den  
 röthlichen  Gneiss  von  N.  N.  O.  nach  S.  S.  W .  streichend,  bei  Bebe-  
 d o r ,  eine  Legoa  weiter,  weissen  Granit  in  dem  hier  vorherrschenden  
 Streichen  von  N.  g.  W .  nach  S.  g.  O.  Je  mehr  w ir   uns  der  Serra  de  
 Tiuba  näherten,  desto  häufiger  erschien  im  Granite,  statt  des  Glimmers,  
 derber  lauchgrüner  Pistazit,  bald  in  Körnern  eingesprengt,  bald  das  Gestein  
 bandartig  durchziehend.  Dieser  vicarirende  Bestandteil  kommt  in  
 grosser. Verbreitung  in  diesem  Gesteine  vor.  Dünne Schichten  eines  schieferigen  
 Hornblendegesteins  erscheinen  zwischen  dem Granite  in  mancherlei  
 Richtungen.  Auf  dem  Marsche  durch  diese  leichtansteigenden  Vorberge  
 wurden  w ir   von  einigen  Regenschauern  erquickt;  gegen  Abend  aber,'  als  
 w ir   bei  der  Fazenda  Olho  cTAgoa Halt  gemacht  hatten,  war  die Schwüle  
 von  Neuem  sehr  drückend,  und  ein  gewitterhaftes Violett  überzog  den  
 westlichen  Himmel.  Um  sieben  Uhr,  als  es  bereits dunkel  geworden war,  
 erhob  sich  ein  W in d ,  der  uns  den  Eintritt  des  Gewitters  zu  verkündigen  
 schien,  so  dass  w ir ,  um  das  Gepäcke  vor  Regen  zu  sichern,  es  eiligst  
 unter  dem  Gebüsche  zu  verbergen  befahlen.  Bei  dieser Veranlassung  hatte  
 ich  Gelegenheit,  eines  der  merkwürdigsten  Phänomene  zu  beobachten,  
 welche  die  Aufmerksamkeit  der  Pflanzenphysiologen  in  Anspruch  nehmen  
 können.  Das  Gebüsch  bestand  nemlich  zum  Theile  aus  einer  blattlosen,  
 strauchartigen  Wolfsmilch  (Euphorbia  phosphorea,  s.  oben  S.  612.),  
 und  als  die  Aeste  derselben,  durch  die  mit  Heftigkeit  daran  geschobenen  
 Kisten des Gepäckes,  erschüttert  und  gereizt  wurden,  entströmte  den Wunden  
 eine  weisse  Milch,  die  im  Momente  des  Ausfliessens  leuchtete.  Ich  
 traute  meinen  Augen  nicht,  bis  ich  einigemal ,  durch  Reiben  der  scharfen  
 Astecken  dieselbe  Erscheinung  hervorgebracht  hatte.  Das  Leuchten  dauerte  
 jedesmal  nur  einige  wenige  Secunden,  und  war  stärker ,  als  das  des  
 faulen  Holzes,  jedoch  minder  lebhaft,  als  die  flammende  Atmosphäre  um  
 die  Blüthen  des  Diptam.  Der  Thermometer  stand  während  dieser  Erscheinung  
 auf  20°  R . ,  der  Volta’sche  Electrometer  zeigte  keine  Spur  von  
 Luftelectricität.  An  verschiedenen  Stengeln  und  Aesten  beobachtend,  erhielt  
 ich  immer  dasselbe  Resultat;  nach  einer  Stunde  aber,  als  die  Temperatur  
 auf  160  R.  zurückgegangen  w a r ,  konnte  ich  kein  weiteres Leuchten  
 bemerken.  Bis  zu  dem  Rio  de  S.  Francisco  fand  ich  die  Pflanze  
 noch  häufig,  oft  dichte  und  undurchdringliche  Gehege  bildend,  doch  wer  
 ich  später  nicht  mehr  so  glücklich,  diese  Phosphorescenz  zu  beobachten,  
 weshalb  ich  den  Gegenstand  der Aufmerksamkeit  künftiger  Reisenden  empfehle  
 (2 .) . 
 Von  der  Fazenda  Olho.  cCAgoa  aus  bestiegen  w ir   die  Serra  de  
 Tiuba,  deren  Rücken  w ir   in  einer  Höhe  von  etwa  zwölfhundert  Schuhen  
 über  dem  Fuss  des  Gebirgs  passirten.  Das  Gestein  ist  hier  ein  unge-  
 Schichteter,  röthlicher  Granit,  der  bisweilen  durch  Gehalt  von  vieler  
 schwarzer  oder  grünlicher  Hornblende  in  Sienit  übergeht,  und  auch  ganz  
 kleine  Lager  und  Gänge  derselben  Hornblende  einschliesst.  Dié  Verwitterung  
 stellt  an  ihm  grosse  schalige  Stücke  dar,  und  nicht  selten  führt  
 der  W e g   an  steilen  Gehängen  vorüber,  wo  solche  isolirte  Felsen,,  unordentlich  
 über  einander  gethürmt,  mit  dem  Einsturze  drohen.  Die  Eigenschaft  
 dieses  Gesteins,  beim  Anschlägen  stark  zu  klingen,  wird  von  den  
 Einwohnern  als  ein  Anzeichen  von Metallreichthum  betrachtet,  und  der  
 Klang  gewisser  Stücke  ist  in  der  That  so  hell  und  durchdringend,  dass  
 er  uns  in  Verwunderung  setzte,  wenn  gleich  w ir   als  Ursache  der  Erscheinung  
 nur  die  innige  Vereinigung  der  Bestandteile,  welche  ohnehin  
 überall,  wo  Hornblende  auftritt,  Statt  zu  finden  pflegt,  und  die  davon  abhängige  
 Dichtheit erkennen mussten*  Das Gebirge ist  bis  auf  seine  Höhe  mit  
 Wald  bedeckt,  und  zwar  nimmt  die  Stärke  und  Höhe  der  Bäume  nach  
 oben  vielmehr  zu,  als  ab,  so  dass  w ir   schon  hier  die Bemerkung  machen  
 konnten,  welche  sich  im Verlaufe  der  Reise  gen  Norden  immer  bestätigte,  
 dass  hier  die  Wälder  mehr  die Höhen,  dagegen Gestrüppe  und  Flur  mehr  
 die  Thalgründe  einnehmen,  während  im  Innern  der  südlichen,  von  uns  
 bereisten,  Provinzen  die  Wiesenvegetation  auf  den,  verhältnissmässig  höheren, 
   Bergen,  die  der  Wälder  aber  in  den  Niederungen  herrschend  ist.  
 Von  der  Höhe  der  Serra  de  Tiuba  eröffnete  sich  uns  eine  sehr  ausgedehnte  
 Fernsicht  nach  Osten.  Nur  wenige  Gebirge,  unter  denen  die  
 Serra  de  Aracuanha,  die  Wasserscheide  zwischen  den  Rios  Ilapicuru  
 und  Jacuhype,  am  höchsten  ist,  beschränken  die  Aussicht  über  eine  einförmige  
 Catingaswaldung,  deren  Ende  mit  dem  Horizonte  zusammenzu