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 waren,  und  am  25.  März  langten  w ir ,  nach  einer  anstrengenden  
 Reise,  wieder  in  der  Ki'lla  Nova  da  Rainha  an.  Die  Freude  über  das  
 Gelingen  des  Unternehmens  ward  uns  jedoch  hier  sehr  verbittert  durch  
 den  Zustand,  in  welchem  w ir   unsere  Lastthiere  antrafen.  Nachdem  sie  
 mehrere  Tage  lang  nur  kümmerlich  von  dem  Vorrathe  an  Mais  hatten  
 ernährt  werden  können,  fanden  sie  Weide  auf  der  Serra  do  Gado B ra v 
 o ,  wo  es  geregnet  hatte;  allein  entweder  das  junge  Gras  (Babugerri)  
 selbst,  oder  giftige  Kräuter,  welche  mit  demselben  aufgekeimt  waren,  
 hatten  einen  verderblichen  Einfluss  auf  die,  ohnehin  von  vielen Strapatzen  
 ermatteten  Thiere  gehabt,  und  w ir   fanden,  als  w ir   sie  auf  dem  Gebirge  
 aufsuchten,  einige  schon  todt,  die  übrigen  alle  aber  so  krank,  dass  w ir   
 uns  entschliessen  mussten,  sie  hier,  unter  der  Aufsicht  des  Arieiro,  bis  
 zur  Wiederherstellung  zurückzulassen.  Die  Serra  do  Gado  Bravo  ist  
 ein  niedriges  Granitgebirge  mit  dichten  Catingaswäldern,  und  hie  und  da  
 in  den  bewässerten  Thälern  mit  saftigen  Grasplätzen  bedeckt.  An  vielen  
 Stellen  findet  man  einen  rothen,  goldhaltigen  Letten  aufgelagert;  allein  
 wegen  Mangels  hinreichender  Bewässerung  werden  die  früher  gemachten  
 Versuche,  Gold  auszuwaschen,  nicht  fortgesetzt. 
 Gerne  nahmen  w ir   von  der  F illa   Nova  da Rainha  Abschied,  wo  
 w ir   neben  der  Armuth  der  Bewohner  auch  jene  Sittenlosigkeit  gewahren  
 mussten,  die  eine  Folge  gesetzloser  Einsamkeit  ist.  In  vier  Tagreisen  
 legten  w ir   den  W e g   bis  Joazeiro  zurück.  Die  Strasse  führt  etwa  sechs  
 Legoas  lang  durch  ähnliche  Catingaswälder,  wie  w ir   sie  bisher  durchreist  
 hatten;  dann  aber  traten  w ir  bei Riachinho  in  ein  breites  Thal,  von  
 Granitbergen  gebildet,  deren  einige  sich  durch  die  spitze  Kegelform  auszeichnen, 
   und  von  nun  an  umgab  uns  eine  niedrigere  und  lichtere  Vegetation. 
   Auch  in  ihr  scheint  sich  eine  vorwaltende  Neigung  zur  V e r ästelung  
 darzustellen,  aber  der  Totaleindruck  derselben  kommt  mehr  mit  
 dem  der  Taholeiros  von  Minas  Geraes  überein.  Es  sind  jedoch  Glieder  
 der Catingasvegetation,  welche  sich hier  vorfinden.  Ganz eigenthümlich  und  
 frappant  war  die  Erscheinung  von  geschlossenen  Hecken  blattloser Cactus,  
 welche  so  dicht  mit  langen  weissen  Borsten  bedeckt  sind,  dass  sie  von 
 Weitem  einem  Walle  von  Haaren  glichen.  Die  runden  Kronen  der  Joä-  
 bäume,  fast  das  einzige  grüne  Laub ,  boten  uns  erquickende  Schatten  zur  
 Mittagsrast;  aber  Wasser  war  wieder  selten,  und  musste  in  Schläuchen  
 mitgeführt  werden.  Mit  Ausnahme  zweier  niedriger  Bergzüge,  der  Serra  
 do  Riachinho  und  der  Serra  da  Incruziada, ^fanden  wir  keine  Erhöhung; 
   nur  abgerundete  Granitblöcke  wurden  bisweilen  in  dem  gelinde  
 gegen  N. W .  abgeneigten  Terrain  bemerkt.  Das  Gestein  erschien  überall  
 a ls ,  Gneissgranit,  oft  Pistacit  enthaltend,  hie  und  da  mit  Lagern  eines  
 schwarzen  Hornblendegesteins.  Fündlinge  von  einem  sehr  schönen  spangrünen  
 Quarze,  von  Fibrolith,  edlem  Schörl  in  Quarz,  und  unedlem  
 Opale,  waren  die  einzige  Erscheinung,  welche  uns  in  der  Monotonie  dieses  
 Weges  interessiren  konnte  ( 8.) .  Die  Gegend  war  trocken  und  wie  
 ausgestorben.  W i r   zogen  eilig  und  sorgsam  unsere  Strasse,  und  fragten  
 begierig  einen  entgegenkommenden Reiter,  wie  lange diese Einöde  dauere?  
 „Bis  zum Rio  de  S. Francisco, —  all  estd  fa r to d e to d o  !  dort  ist Alles  in  
 Ueberfluss“   war  die  Antwort;  *—  dann  setzte  er  zögernd  hinzu:  tem f a -  
 rinha  e  agoa,  es  giebt  Mehl  und  Wasser!  In  Carnaibas,  vier  Legoas  
 von- Joazeiro,  bemerkten  w ir   zuerst  die  Carnaüva,  die  brasilianische  
 Wachspalme  (9.)?  deren  runde Kronen  von Fächerblättern  von nun an  eine  
 eigenthümliche  Zierde  der  Niederungen  werden.  Die  sinkende  Sonne  des  
 3 o.  März  röthete  eben  die  Gipfel  der  Bäume,  als  w ir   plötzlich,  etwa  eine  
 halbe  Stunde  vor  dem  Ziele  unserer  Reise,  von  dem  abgebrannten,  lebensarmen  
 Boden  auf  eine  üppig  grüne  Decke  von  Gras  und Blumen  herüberschritten. 
   Frische  Lebensdüfte  empfingen  uns,  blühende Acacien,  Cap-  
 perngesträuch,  der  Maribaum  (Geoff'roya  spinosa,  L i) ,  mit  goldgelben  
 Früchten  beladen,  eine  grossblumige,  strauchartige  Winde  verkündeten  
 die Nähe  des  heilbringenden  StroAes;  —   da  eröffnete  sich  die  Landschaft,  
 und  der  majestätische Rio de  S. Francisco glänzte  uns,  ruhig dahinwallend,  
 entgegen.  W i r   empfanden  die  dithyrambische  Kraft  des  Pindarischen:  
 "Apisovpev v8a>p  unsere  ermatteten.Lebensgeister  erfrischen,  als  w ir   endlich, 
   nach  soviel  Ungemach  und  Trübsal ,  an  das Ufer  des  gastlichen,  uns  
 gesegneten  Stromes  gelangten. 
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