risirt. Einzelne Berge steigen hoch an, und bilden hie und da die höchsten
Huppen der Serra dos JMontes A lto s , deren herrschendes Gestein
ein feinkörniger Granit von äusserst dichtem Gefüge und Granitgneis ist.
W i r umgingen einen Theil dieses Gebirgszuges, zwischen den Fazendas
Pao cCJSspinho, F e da Serra und Picadas, und bekamen den ganzen
Verlauf desselben bei der königlichen Fazenda Carnaibas zu Gesicht, wo
er sich in seiner Richtung von S. O. nach N. W . als eine Kette von
Bergen darstellt, deren Hauptumriss ganz dem der einzelnen Hügel und
Felsenkuppen gleicht, zwischen denen unser W e g in mancherlei Windungen
hinführte. Man hat in der Serra dos IWontes Altos grosse Massen
von salpeterhaltiger Erde entdeckt, die auf der Oberfläche und in (Kalkstein
?) Höhlen gelagert seyn soll, aber ihre Benützung wird noch nicht
mit Ernst betrieben; dies wahrscheinlich wegen des Verbotes, Salpeter aus
Brasilien auszuführen, und wegen der Entfernung von denjenigen Orten,
w o , wie in Rio de Janeiro, Villa Rica und Oeiras, königliche Pulverfabriken
existiren. Brasilien ist so überschwenglich reich an diesem geschätzten
Producte, dass ihm mit Freigebung dés Salpeterhandels grosse
Vortheile zugehen werden. Die fünfte Tagereise, seit w ir Malhada verlassen
hatten, führte uns bei P axäii über die letzte Kette dieses graniti-
schen Gebirges, und von dessen Höhe, einem Theile der sogenannten
Serra da Gamelleira, erfreuten w ir uns der Aussicht in lustig grünende
Niederungen. Noch befremdender, als diese Spuren des Frühlings neben
denen einer tödtenden Dürre war es uns, in dem gegenüberliegenden Gebirgszuge,
der Serra de Cayte tê , welche w ir nun hinanstiegen, die
wohlbekannte Formation des Quarzschiefers oder Quarzfelses, wie sie
durch ganz Minas Geraës erscheint, wieder zu finden. Das Gestein, von
fleischröthlicher Farbe, streicht, wo es, und zwar söhlig, geschichtet ist,
von S. O. nach N. W . , und wird nicht selten von mächtigen Gängen
eines weissen Quarzes durchsetzt. Mit jedem Schritte, den w ir , aus der
muldenförmigen, mit frischem Grün gezierten Vertiefung dieses Gebirges
bei Hospicio, weiter aufwärts thaten, fanden w ir mehr und mehr ein Gebüsch
(Carrascó) aus Pflanzen des Serro Frio, und besonders der Hochebenen
von Minas Novas bestehend, wieder. Hier schimmerten uns
endlich die reinlich geweissten Häuser der F'illa de Cayteté aus einer,
von Hügeln umgebenen Niederung des Gebirges entgegen, den müden
Wanderern ein freundliches Obdach verheissend.
CaytetS (Caetete oder F illa Nova doPrincipe) hat, gemäss der
Aehnlichkeit seines Klima und seiner Vegetation mit denen von Minas Novas,
seit zwanzig Jahren die Cultur der Baumwolle in grosser Ausdehnung
betrieben, und ist dadurch einer der reichsten Orte im Sertäo von Bahia
geworden. Es giebt hier Aufkäufer, welche jährlich tausend Maulthierladungen
nach Bahia absenden. An Ort und Stelle hält sich der Preis
einer solchen Ladung von sechs bis sieben Arrobas auf 22 — 25,000 Reis
(66 bis 697 Gulden) während in Bahia selbst zur Zeit unserer Anwesenheit
die Arroba um 5,2 00 — 5,800 Reis ( i 3y bis i 5 Gulden) ausgeboten
wurde. Die*%on hier versendete Baumwolle ist jedoch nicht blos Product
der Umgegend, sondern kommt zum Theile auch aus dem westlichsten
Bezirke von Minas Geraes hieher. Der nördliche und östliche Theil dieser
Provinz schickt seine Baumwolle, von der Austrittsstation im A r ra y a ld o
Rio P a rd o , auf den beiden, neuerlich eröffneten Strassen über Conqui-
sta und Gaviäo nach Bahia. In dem benachbarten Gebirge ' und namentlich
in dem nordöstlichen Abhange, der sogenannten Serra de S. F t-
cente, hat man unzweifelhafte Spuren von Gold gefunden; doch wird nicht
auf dasselbe gearbeitet. Dagegen machen die' schönen, durch ihre dunkle
Farbe ausgezeichneten Amethyste, welche zehnLegoas von hier, auf dem
Weg e nach Rio Pardo gefunden werden, einen nicht unbeträchtlichen
Handelsartikel aus, und werden vorzüglich an die Steinhändler von Minas
Novas verkauft. Die Einwohner des betriebsamen Oertchens gaben uns
Gelegenheit unsere ärztliche Thätigkeit zu üben; es kamen viele Kranke,
besonders Schwindsüchtige, Wassersüchtige und an rheumatischer Augenentzündung
Leidende zu uns. Nach Sonnenuntergang hatten w ir uns
eben in das Nachtquartier zurückgezogen, als einer von unsern Dienern mit
furchtsamer Mine einen Falentäo ankündigte; und er hatte kaum ausgesprochen,
als ein gigantischer Mann, im Reitermantel, mit Schwerdt und
Pistolen bewaffnet, kecken Schrittes hereintrat, ihn aus der Thüre schob,
diese abschloss, und sich jetzt ohne eine Sylbe des Grusses mit den W o r ten
zu entkleiden begann: „Ihr Herren Fremden, curirt mich; aber