Grösse und Gesichtsbildung', als vorzugsweise durch eigenthümliche Verstümmelungen,
welche, gemäss der Sitte ihrer Stämme, mit ihnen vorgenommen
worden waren. Sehr häufig bemerkt man Neger, deren Eckzähne
zugespitzt, oder deren Schneidezähne in tiefe Kerben ausgefeilt
sind; Andere haben mehrere, oft ziemlich tiefe Narben .von Schnitt -
Brand- oder Aetzwunden in der Schläfegegend, auf der Stirne oder den
Wangen. Solche nationeile Zeichen finden sich besonders stark an den
B lacuas, einem Stamme, welcher von Mosambique hierher gebracht
wird , und, wie alle Neger jener Küste, durch minder schwarze, vielmehr
kaffebraune Hautfarbung, kleinere Statur, längere Haarwolle und einige
Züge der. Physiognomie zu beurkunden scheinet, dass er nicht aus rein
äthiopischer Rage entsprungen sey. Diese Neger empfehlen sich auch
weniger durch Leibesstärke und Schönheit des Gliederbaues, und werden
hauptsächlich für den Landbau benützt, während die aus, Congo und Angola,
wegen grösserer Bildsamkeit und Fertigkeit im Reden, zu den Diensten
des Hauses verwendet werden. Der Zustand dieser Sclaven ist bei
weitem nicht so traurig, als man gewöhnlich in Europa annimmt; sie
leiden nicht Mangel an Nahrung, sind, so weit es das Klima verlangt,
bekleidet, und durch Arbeiten selten übermässig angestrengt. Ausser den
Sonn- und den üblichen funfunddreissig Festtagen {Dias santos) sind von
der jetzigen Regierung noch achtzehn Tage im Jahre-.«.-als Feiertage erklärt
worden { fe r ia d o s ), an welchen keine öffentlichen Geschäfte vorgenommen
werden {nao ha despacho)'-, an den beiden ersteren, nicht
aber an den letzteren, ist der Sclave von Arbeit für den Herrn befreiet,
und kann sich für eigene Rechnung beschäftigen. Die Arbeiten
in den Zuckerfabriken und in den Plantagen sind am anstrengendsten, dauern
aber kürzere Zeit, und überdies .geniesst der Sclave auf dem Lande einer
gewissen Freiheit, und lebt in harmloser Ruhe mit seiner Familie,
welche gewöhnlich eine eigene Hütte bewohnt. In der Stadt sind diejenigen
in der traurigsten Lage, welche ihren Herren täglich eine gewisse
Summe (etwa 240 Reis) baar nach Hause bringen müssen; sie werden
als arbeitende Capitalien betrachtet, und, da ihre Eigner sich binnen
einer gewissen Zeit für Auslage und Zinsen bezahlt machen wollen, am
wenigsten geschont. Schmerzlich fallt es mir zu sagen, dass Solche bisweilen
im Alter, wenn sie zur Arbeit unfähig geworden sind, der Freiheit,
und damit der Hülflosigkeit anheim gegeben werden. Diesen, jedoch
zur Ehre der Brasilianer, sehr seltenen Fall abgerechnet, geniesst der
Negersclave sorglos, zwischen Arbeit und Müsse, ein Loos, das in vieler
Rücksicht dem Zustande gesetzloser Angst und Dürftigkeit in seinem,
durch die bösen Künste der Europäer entmenschten Vaterlande vorzuziehen
ist. Hier freuet er sich seines Lebens, und im Allgemeinen ist es nicht
die Sclaverei, sondern nur die Trennung von den Verwandten und die
unmenschliche Behandlung während des Transportes, vor denen seine
Seele zurückschaudert; Schrecknisse, denen leider eine grosse Menge dieser
traurigen Opfer unterliegt. W e r Gelegenheit hat, die fröhlichen, oft
bis zu einer wilden Begeisterung gesteigerten Gesänge und Tänze zu beobachten,
welche in den Strassen Bahia's gegen Sonnenuntergang von zahlreichen
Negertrupps aufgeführt werden, kann sich wohl schwerlich überreden,
dass dies dieselben Sclaven seyen, welche er sich, nach den übertriebenen
Schilderungen philantropischer Schriftsteller, als zur Viehheit
herabgewürdigte, stumpfsinnige Werkzeuge des niederträchtigsten Eigennutzes
und aller schmählichen Leidenschaften gedacht hat; vielmehr wird er
überhaupt, bei genauer Bekanntschaft mit den Verhältnissen der Negersclaven
in America, zur Ueberzeugung kommen, dass auch auf diesem, allerdings
mit dem Blute unzähliger Opfer bezeichneten W eg e , die Spuren jenes
Genius walten, welcher das Menschengeschlecht allmälig zur Veredlung
führet. Viele Sclaven erkennen den Werth moralischer Verbesserung,
welche ihnen durch das Licht des Christenthums möglich geworden ist,
sie geben unzweideutige, oft rührende Beweise davon, indem sie mit
kindlichfrommer Scheu an den Götzendienst ihres Vaterlandes zurückdenken,
und würdigen ihren sicheren, sorgenfreien Zustand, unter dem Schutze
gewisser, - wenn auch noch so beschränkender Gesetze. ( 5.) Von
solchen Gesinnungen konnte ich mich unter andern bei den zahlreichen
Besuchen überzeugen, welche ich in mehreren Engenhos des Beconcavo
zu machen pflegte, um mich über das Agricultursystem zu unterrichten.
Das herrschende Gestein der Landspitze, worauf Bahia liegt, ist
Granit und Gneis, oft in einander übergehend, darauf bisweilen Glimmeril