Blaranhäo gehört unter diejenigen Arten, welche schwarze Saamen tragen.
Es ist noch nicht ermittelt, ob sie von der in Pernambuco gebauten
Art {Gossypium vitifolium, Lean.) specifisch verschieden (vielleicht
G. purpurascens und racemosum, Poir. ?) sey. Die Saamen, meistens
neun in einem Fache der Kapsel, sind auf der halben Oberfläche mit langer
Wolle bedeckt, deren reinweisseFarhe nur selten durch anhaltenden Regen
in eine blassgelbliche verändert wird. Das Verhältniss der Wolle zu den Kernen
(Gcu'oqos) ist grösser, denn während vier Pfunde der pernambucani-
schen Saamen ein Pfund Wolle liefern, erhält man fast gleiches Gewicht
von drei Pfunden der Saamen aus Blaranhäo. Die Gattung der Baumwollenpflanze
gehört zu denjenigen , deren Cultur am meisten über die
Erde verbreitet ist; man findet sie.nicht nur überall innerhalb der Wendekreise,
sondern in Nordamerica geht sie bis zum vierzigsten Breitegrad
hinauf, in Sicilien (besonders an den Küsten .von Mazzara) erstreckt
sie sich zum acht und dreissigsten, in einigen Gegenden von Neapel und
Spanien bis zum einundvierzigsten, und unter gleichen Breiten .kömmt sie
in Kleinasien, in Persien, China nnd Japan fort; in der südlichen Hemisphäre
gedeiht die, schätzbare Pflanze in der Provinz Rior Grande do Sul
von Brasilien,, nach Aue. d e S t. H i l a ir e , bis zum einunddreissigsten Grade,
ja selbst auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung und in mehreren.
Gegenden der neuen Colonien Neuhollands, unter bedeutend südlicheren
Breiten. Diese Betrachtung verleiht den Nachrichten, über die Art der
Cultur. ein besonderes Interesse, und es dürfte deshalb am rechten Orte
seyn, das Wichtigste über die Cultur der Baumwollenstaude in Blaranhäo
anzuführen,, und die dortige Cultur mit der in Pernambuco zu vergleichen,
deren Schilderung wir einen erfahrnen Pflanzer, M an o e l A rrud a d a Ca-
mara, verdanken * ). Für die besten Gegenden zum Anbaue der Baumwolle
hält man in der Provinz Blaranhäo feuchte Niederungen, worin viele
Andajapatmen (Attalea compta, BIctrt.) wachsen. Der Boden besteht
hier grösstentheils aus einem schwarzen,, mit feinem Quarzsande vermengten
Thon. Man nennt diese Gegenden, wie in Pernambuco, Vargems.
Wenn das Erdreich durch vorgängigea Ausroden und Abbrennen derBäu-
*) In der bereits erwähnten Schrift: Memoria sobre a Cultura dos Algodoeiros 6. sobre o
methodo de o escolher e ensacar, etc. Lisboa. 1799. 8.
me und Gebüsche vorbereitet worden, so wird es im Monate Januar mit
den Saamen bestellt, deren man fünf, sechs, ja zwölf in ein Loch von
drei bis vier Zoll Tiefe, in einer Entfernung von fünf bis sechs Fuss,
meistens ohne regelmässige Ordnung, zu stecken pflegt. In Parahyba,
Pernambuco und Rio Grande do Norte, wo die Baumwollencultur mit
grösserer Sorgfalt betrieben wird , legt man die Saamen im Quincunx in
Längsfurchen, und zwar in feuchtem Erdreiche {V'argemi) vierzehn, in
Catingaswaldungen acht, und in trocknem Gestrüppe oder in Sandboden
[Areisco] sechs Fuss von einander entfernt. Es ist hiebei zu beobachten,
dass die Saamen nicht zu tief in die Erde kommen, damit sie nicht verfaulen;
aus diesem Grunde werden auch sehr feucht liegende Landstriche
mit Abzugsgräben umgeben. Bisweilen pflanzt der Fazendeiro Bohnen,
Mais, oder sogar Mandiocca zugleich zwischen der Baumwolle an. Schoi}
nach wenigen, höchstens nach vierzehn, Tagen erscheinen die. jungen
Pflänzchen oberhalb der Erde, und nehmen nun in unglaublich schnellem
Wachsthume zu. Die Baumwollenstaude, welche, unter günstigen Umstäri-
den sich selbst überlassen, hier zwölf, fünfzehn, ja zwanzig Jahre alt
w ird , blüht und fructificirt, wenn sie einmal erstarkt ist, jährlich zweimal;
und da die Pflanzungen in dichten, feuchten Urwäldern stets später
reife Früchte bringen, als die in höheren, trockneren Lagen, so kann der
Fazendeiro, welcher grosse Pflanzungen besitzt, fast die Hälfte des Jahres
hindurch Neger mit der Lese beschäftigen. Diese beginnt in der Provinz
Blaranhäo neun bis zehn Monate nach der Aussaat, im October, November
u. s. f . ; in Pernambuco fallt die Zeit der Aussaat in die Monate September
bis November j und die der ersten Häupterndte in die Monate Julius und
August. Bereits vor dieser Lese,reifen viele Früchte, fünf bis sechs Monate
nach der Aussaat, aber die Fazendeiros lassen sie sehr oft gär nicht
einsammeln. In Pernambuco geschieht es besonders oft im Monate Mai,
dass die starken Régen nachlassen, und dann eine Vorerndte der reifenden
Früchte eintritt, die man dort Sa fra do Blaio nennt, und wegen der gelblichen
Farbe der Wolle nicht vorzüglich schätzt. Die Wolle, welche im
ersten Jahre geerndtet wird, hält man gemeiniglich für die beste. Die stärksten
Bäume liefern im ersten Jahre acht Pfunde Saamen (= 2t Pfunde
reine Wolle), die schwächsten ein Pfund Saamen (= 10 Loth reine Wol