Grase bedeckt, und zeigt ljaum hie und da eine einsame Hütte. Hier stiess
S enhor J o ze F e r n a n d e z , ein Factor der Diamantenjunta, und der ganzen
Gegend kundig, zu uns, welchem der Intendant aufgetragen hatte, uns
einige Tagereisen weit zu begleiten. Unter seiner Anführung stiegen w ir
das steile Gebirge hinab, passirten, fünf Legoas von Tejuco, die Brücke
über den Rio M an zo , einen etwa dreissig Fuss breiten Tributär des Rio
Jequetinhonha, und standen nun an dem Ausgange des Diamantendistric-
tes, Vor dem Registro und A r ra y a l do Rio Manzo. Die wachthabenden
Soldaten hatten schon Kunde von unserm Aufenthalte und naturhistorischen
Forschungen in Tejuco, und Hessen-uns, ohne unser Gepäck zu untersu-
chen, weiter ziehen.
Von dem A r ra y a l an, welches häufigen Ueberschwemmungen und
damit einkehrenden Fiebern ausgesetzt ist, reiset man über ein niedrigeres
Gebirgsplatteau, das sich von N. nach S. mehrere Legoas ausdehnt. Die
Spuren von Bewohnern und Cultur sind selten. In dem ersten von W .
nach O. geöffneten Querthale des Gebirges, liegt der kleine Ort Cangi-
ca s , einige und zwanzig mit Stroh gedeckte Lehmhütten, die keine Spur
von dem Reichthum der hiesigen Goldminen an sich tragen. Doch hat
sowohl dér rothe Letten, als der ziemlich mürbe Quarzschiefer dieser Gegend
eine bedeutende Ausbeute geliefert. Dieselbe Formation fanden w ir
auch am folgenden Tage, als w ir unsem W e g in der Richtung von N.
N. O. verfolgten, bei Capäo Grosso und Lav ras da Pindmba, einigen
wenigen Häusern in einem Querthale des Plateau’s. Auch hier, obgleich
ausserhalb des Diamantendistrictcs, hat man Diamanten, jedoch selten und
klein gefunden. Die Vegetation in dieser einförmigen Hochebene, welche
sich von Tejuco bis nach Minas Novas hinziehet, und an Höhe allmälig
abnimmt, zeigte eine Form, wie w ir sie in gleicher Ausdehnung noch
nicht wahrgenommen hatten. Niedrige, krummästige, breitblättrige Bäume
erheben sich hie und da zwischen einem dichten Gebüsche manmch-
falliger Gesträuche, das bald mit kahlen Felsenplatten, bald mit dürftigen
Wiesenplätzen, oder in den Niederungen und Rinnsalen mit einer etwas
höheren saftigen Waldung (Capäo) abwechselt. Man nennt auch hier das
Gestrüppe Serrado, oder, wenn es niedriger und baumlos ist, Carrasco.
Nicht alle ihm zugehörige Pflanzen*) verlieren während der trockenen
Jahreszeit ihre Blätter, doch theilt dann ihr Ansehen den allgemeinen Ausdruck
von Welkheit und Dürre der Grasplätze. Nur die schattigen Wald-
schläge geben reichliche Erndten von Mais und Mandiocca, welche letztere
hier im Monate September gelegt w ird , und feuchtere Orte verträgt.
Bohnen werden an offenen und trockenen Orten im April und im September
gesteckt. In den Fluren (Carnpos serrados und accarascados)
selbst lassen nur jene seltneren Strecken die Mandiocca gedeihen, welche
ein vorzüglich fettes und zugleich sandiges Erdreich besitzen. Der Wunderbaum
(Mammona, Ricinus communis, viridis u. A.) steht häufig in den
Pflanzungen und um die Wohnhäuser, giebt jährlich drei bis vier Erndten
(Camadas) , und scheint in dieser heissen Gegend besonders viel Oel zu
liefern; eine Arroba der Saamen zwölf Flaschen. Wa s aber schon hier
den Hauptbetrieb der Landleute auszumächen anfangt, ist die Baumwollenzucht,
welche den ganzen Termo von Minas Novas so sehr beschäftigt.
Am 12. Juni gelangten w ir nach B u r iti, der Fazenda des CAPiTäo
Bento Dia z , eines gebornen Portugiesen, welchem .uns Da Camara empfohlen
hatte, um uns das in der Nähe vorkommende gediegene Kupfer
zu zeigen. Dieser Mann hatte in seiner Einsamkeit drei Maschinen zum
Kartätschen und Spinnen der Baumwolle nach den in Portugal bekannten,
verfertigt, welche durch ein einziges Rad von Menschenhänden in Bewegung
gesetzt werden. W i r konnten der Ausdauer und Geschicklichkeit
dieses Mannes unsere Bewunderung nicht versagen, obgleich es uns dünkte,
dass bei dem dermaligen Stande der Civilisation und des Bedürfnisses
im Lande, solche Maschinen noch nicht an ihrer Stelle seyen, besonders
da die fernere Zugutmachung eines feinen Baumwollengespinnstes füglich
nicht hier, wenigstens nicht im Innern, geschehen kann, während die
benachbarten Seehäfen mit englischen Baumwollenzeugen im Ueberflusse
versehen sind, und die wenigen Hände kaum zur Cultur des Bodens selbst
*) Vorzüglich aus den Gattungen: Sida, Oehna, Acacia, Mimosa, Qualea, Cocco-
loba, Kielmeyera, Laurus, Nycterosition , Arragoa, Barnadesia, Albertinia, Anona, Bani-
steria, Malpighia, Aspidosperma. Von Palmen bemerkt man hier die stammlosen: Astro-
caryum campestre und Diplothemium campestre, und die niedrige Cocos fiexuosa.