sie recht stark und voll sind, einen hohen W e r th , und werden zu zwei
bis sechshundert Thalern verkauft, da man weder mit den jährlich aus
Süden kommenden 'Pferdetrupps edle Thiere erhält, noch sie in der Nähe
ziehen kann. Endlich sind es die in dem Termo von Minas Novas vorkommenden
edlen Steine: weisse und blaue Topasen (Pingos cCagoa, To-
pazios und. Safiras) | Granaten, Spinell (Jacinthas) , Chrysoberylle {Cri-
zolitas und Agoas - marinhas) , Bergkrystalle, Amethysten, rothe Quarze
(Rubins) und grüne Turmaline (Esmeraldas), womit ein nicht unbeträcht-
ilcher Handel getrieben wird. Der grösste Theil dieser Steine wird roh nach
Rio de Janeiro und Bahia versendet, doch haben sich auch einige Steinschleifer
in den Hauptorten niedergelassen, welche die Steine, freilich
ohne Geschmack, verarbeiten.
Schon im Jahre 1672 war durch die Entdeckungsreise des S e ba-
STiäo F e r n an d e z T ourinho von Porto Seguro, welcher auf dem Rio
Doce nach Minas Geraes eindräng, die Sage vom Reichthume der Serra
Negra oder das Esmeraldas verbreitet worden, und der unbekannte See
P'upabussu, an dessen Ufern sich Gold und Edelsteine in Menge finden
sollten, war eine neue Lagoa doirada, welche die Phantasie und den Unternehmungsgeist
mehrerer Abentheurerentflammte. Merkwürdig ist in
dieser Hinsicht, dass das Gerücht von einem goldreichen See sich bis auf
den heutigen Tag bei den Bewohnern von Minas Novas erhalten hat, und
zwar suchen sie ihn gegen Osten, zwischen dem Rio Jequetinhonha
und den drei Quellen des Rio de S. Ma theus, welche gemeiniglich A s
Americanas, und von den Indianern Marambaja genannt werden,
an der Grenze der Capitanie von Porto Seguro. In diesen Gegenden,
waldigen und fast unzugänglichen Wildnissen, ist es auch, wo gegenwärtig
der grösste Theil der erwähnten edlen Steine von armen Mulatten
und Negern, unter beständiger Furcht vor dem Ueberfall feindlicher Indianer,
aufgesucht, und sodann an die Steinhändler in den Ortschaften verkauft
wird. Im Jahre 1808 hatte ein unternehmender Mineiro, M a n o b l Ruiz
*) Die Geschichte nennt Antonio Diaz Adorno , der auf dem Bio das Caravelas nach
Minas kam, Diogo Martins Cam und Marcos de Azeyedo Coutinho. S. Southey History of
the Brazil. I. p. 3i3.
F r o e s mit grosser Anstrengung einen W e g dahin durch die Wälder ausgehauen,
allein in kurzer Zeit ist dieser wieder verwachsen, und da sich
wegen der Einfälle der Botocudos noch keine Pflanzer in den Wäldern
angesiedelt haben, so müssen die Steinsammler ihre Provisionen für mehrere
Wochen auf dem Rücken mit sich tragen, und sind oft genöthigt,
sich durch Früchte und Wurzeln des Waldes vor dem Hungertode zu
retten. Früherhin schienen auch einige Gegenden des Termo jenen Ruf
von mineralischem Reichthum in Beziehung auf Gold zu rechtfertigen,
und namentlich waren bei demArrayal von Chapada bedeutende Goldminen
eröffnet worden; doch scheint der Goldgehalt der Gegend sehr abgenommen
zu haben, und gegenwärtig dürften kaum mehr als hundert und fünfzig
Menschen, besonders in Chapada und Arassuahy, mit Goldwäschen
beschäftigt seyn.
Nach dieser Darstellung der physischen Beschaffenheit des Landes
und seiner Erzeugnisse, und wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung
sich erst im zweiten Decennium des verflossenen Jahrhunderts zu bilden
anfing, wird man es nicht befremdend finden, dass der ganze Termo kaum
mehr als sechs und dreissigtausend Einwohner zählt. Nach statistischen
Mittheilungen, die am Ende des Kapitels ( 1 . ) folgen, soll im Jahre 1812
die Gesammtbevölkerung kaum dreissigtausend Seelen betragen haben, und
in den letzten Jahren hat sie nur in der Richtung der neuen Strasse
über Conquista nach Bahia etwas zugenommen. Dieser Mangel an Bevölkerung
giebt den Maasstab für den Stand der Gewerbsthätigkeit, des
Handels und die Bildung der Einwohner, welcher bedeutend niedriger ist,
als in den südlicheren Theilen von Minas. Wohnungen, Hausgeräthe,
Sitten und Bedürfnisse der Einwohner gleichen vielmehr denen der Ser-
tanejo3, als der gebildeten Bewohner von S. Joäo d’El Rey, Villa Rica
und Tejuco. Für die Erziehung existiren eine lateinische Schule mit einem
vom Staate besoldeten Lehrer (P r o f essor Regio doLatim) inFanado, und
neun Privatschulen. D e r Seelsorge liegen fünf Vigarios nebst achtzehn
Kaplänen ob. Zwei jener Geistlichen haben zugleich richterliche Autorität
in kirchenrechtlichen Angelegenheiten (säo de vara). Es existiren
im Termo acht Brüderschaften (Jrmandades) , die, merkwürdig genug,