T58
cisco durch niedrige Waldung {Taboleird) und die dichte Ufervegetation
des Alagadisso. Als w ir die Granitformation verliessen, fanden w ir einen1
weisslichgelben Dolomit, in grossen, wenig über den Boden erhabenen,
Banken zu Tage stehen. W i r glaubten zuerst, dass sich auf diesem Gesteine
das Kochsalz erzeuge; als w ir uns aber dem Rio do Salitre näherten,
fanden w ir eine ganz andere, in vieler Beziehung an die bei Villa Velha
und Villa do Rio de Contas erinnernde Formation aus der Urzeit. Die
Grundbildung ist nämlich ein dünngeschichteter Glimmerschiefer, aus kry-
stallinischen Quarzkörnem und vielen weissen oder hellbräunlichen Glimmerblättchen.
In noch grösserer Ausdehnung steht ein, bisweilen in Glimmerschiefer
übergehender, Urthonschiefer zu Tage, welcher von N. nach
S. streicht, und unter einem Winkel von etwa l\o° nach O. einfallt. Er
erscheint bald von dunkelgrüner Farbe, von fast blättrigem Gefüge und
Krystalle von Magneteisenstein eingesprengt enthaltend; bald ist er von blass-
fleischrother oder bläulicher Farbe, mit eingemengten grösseren oder kleineren
Parthien von Chloritblättchen. Gänge eines schwärzlichen, glänzenden,
feinkörnigen Hornblendeschiefers, Lager von derbem Grünstein
und von einem graulichen Urkalkstein, in welchem sehr kleine Granaten
und viele Chloritblättchen eingemengt sind, finden sich in dieser Formation,
die bei der Fazenda A ldea, wo w ir unsere Beobachtungen anstellten,
meiner Reihe niedriger Hügel längs dem Rio do Salitre auftritt. In
der, zum Theile künstlich vertieften, Niederung zwischen diesen Hügeln
und dem R io do Salitre, auf einem Raume von ohngefa.hr sechzigtausend
Quadratfussen, und längs dem R io do Salitre an vielen ähnlichen Stellen,
wird hier das Kochsalz aus der Erde gewonnen, die mehrere Zolle
mächtig über dem Gesteine liegt. Diese Erde ist ockergelb, fein, bisweilen
fast moderartig, anzufühlen, und sowohl mit vegetabilischen Resten,
als mit Gerollen vermengt, die die Ueberschwemmungen des Flusses herbeiführen.
Bruchstücke von Quarz, von Hornblendegestein, und von der
bereits auf der Ilha do F o g o bemerkten Breccie sind darin am häufigsten.
Sobald Regen oder Ueberschwemmungen die salinischen Theile auf-
gelösst haben, und die später eintretende Sonnenhitze diese Lauge ver-
dünstet, erscheint, bald dichter, bald dünner, ein weisslicher, unter den
Füssen knisternder Anflug, in dem man mit blossem Auge die hohlen
viereckichten Pyramiden und dié Würfel des Salzes unterscheiden kann.
Je dünner die Wasserschichte, je schneller daher die Verdünstung an
einem Orte ist, um so eher kommt dieser Ueberzug zum Vorscheine,
weshalb w ir ihn gegenwärtig, wo die ergiebigsten Stellen bereits
bearbeitet worden waren, nur noch in den Fährten des Rindviehes
bemerken konnten. W ie sonst auf der Erde und im Meere, erscheint
auch hier das Kochsalz nicht allein, sondern begleitet von
Gyps, von salzsaurem Kalk und salzsaurer Bittererde; auch Salpeter
ist bisweilen in den Efflorescenzen mitenthalten. Der Heerd dieser Salzerzeugung
ist nicht etwa auf die Gegend am Rio do Salitre beschränkt,
sondern verbreitet sich von hier, als den südlichsten Salinen, über das
grosse Stromthal des Rio de S. Francisco bis zur F illa de Urubu, in
einer Länge von mehr als drei Breitegraden, und in einer Breite von
fünf und zwanzig^ bis dreissig Legoas. Gegen Osten wird dieser District
durch die Fortsetzung der Serra das Almas (die Serra da Chapada,
den Mo r ro do Chapeo u. s. f.) und durch mehrere isolirte Kalksteingebirge
begränzt, die, wie in Minas GCraës, grosse Salpeterhöhlen einschliessen.
Die Flüsse, welche aus diesen Bergen entspringen, und sich dem Rio de S.
Francisco einverleiben, der Parctmirim, Rio R e r d e , Rio do Salitre,
führen alle salzige Bestandtheile bei sich. Gegen Westen treten die Gebirge
noch weiter vom Strome zurück, und das Terrain stellt eine einförmige,
dürre, mit Gras oder niedrigem Gebüsche bewachsene Ebene dar. Hier
sieht man überall in den Niederungen, besonders nach Regen,' weisse
Salzkrusten auswittem, und die Orte, wo dies am häufigsten geschieht
(L a g o a s , Salinas), sind die Salzminen der Einwohner, welche alljährlich
von nah und ferne herbeikommen, um die Gabe der Natur zu benützen.
Manche dieser Salinen liegen weit vom Strome entfernt, wie z. B. auf der
östlichen Seite die von Batateira zwölf, von B r e jo da Prazida fünfzehn
Legoas, auf der westlichen Seite die von B r e jo Seco sieben, von Pin-
dova vier, von B r e jo do Zacharias sechs, von Salinas Grandes zwölf
Legoas; andere, wie die von Caza N o v a , liegen unmittelbar am Strome.
Eben so sind die Salinen do Sargente, P a te , dos A b r eu s , da
Aldea, am Rio do Salitre, und die do Pacuhy und B a ixa Grande,
am Riacho P a cu h y , einem Tributär des ersteren, in nächster Nachbar