racas, zwanzig Legoas von unsermBivouacque, durften w ir weder Wasser
noch Fourage erwarten. In der That war unsre Lage verzweifelt, und
nahe die Gefahr, mit dem Gepäcke in dieser traurigen Einöde liegen zu
bleiben und zu verschmachten. W ie gross musste daher unser Entsetzen
seyn, als w ir , nach einer beängstigten Nacht den Capataz, unsern W eg weiser,
den w ir in der Villa do Rio de Contas aufgenommen hatten, vermissten,
und uns nach vergeblichem Suchen überzeugen mussten, dass er
in der Furcht, uns nicht durch die Einöde führen zu können, entwischt
sey. Durch sein Verschulden waren die meisten Thiere von den Tragsätteln
gequetscht, und verweigerten den Dienst; zwei derselben hatten w ir schon
todt auf der Strasse gelassen. .Unser Maisvorrath ging fast zu Ende, ohne
dass w ir ihn bei den seltenen und armseligen Einwohnern ersetzen
konnten: fliesscndes Wasser sollte auf zwanzig Legoas weit fehlen, und
nur an drei oder vier Orten verhiess man uns eine stinkende Pfütze mit
salzhaltigem Wasser. Die Gegend selbst, ein lebloser, dürrer Wald, umstarrte
uns als ein furchtbares Bild allmäliger Vernichtung. In dieser äus-
sersten Bedrängniss fassten w ir den Entschluss, die Sammlungen aufs
Spiel zu setzen, um nur das Leben zu retten. W i r trugen die Kisten in
eine dicht verwachsene Schlucht des Waldes an einen wohlbezeiclineten
Ort , überliessen die erkrankten und ermatteten Lastthiere ihrem Schiksale,
und trieben den Rest so schnell als möglich vorwärts. Doch siehe da, in
dieser höchsten Gefahr war auch die Hülfe am nächsten. Plötzlich ertönte
das Klingeln eines Leitthieres, und wir erblickten einen wohlorganisirten
Trupp von einigen und vierzig kräftigen Maulthieren, welche unter der Anführung
rüstiger Treiber dieselbe Strasse zogen. Der Besitzer dieser Ka-
ravane, Senhor A ugustinho G omes , ein wackerer Pflanzer aus der Gegend
von Caytete,- fühlte tiefes Milleiden mit unserer hülf losen Lage. Grossmü-
thig bot pr mehrere seiner Thiere zum Transport unserer ohnehin leichten
Last dar, theilte uns von seinem Maisvorrathe mit, und übernahm mit
einem Worte die Sorge für unsere fernere Reise bis an die Küste des
Meeres, . wo . er uns endlich wohlbehalten absetzte. W i r haben später nie
von diesem braven Manne gehört. Möge der Himmel ihm die preiswür-
dige, mit Aufopferung verbundene Wohlthat reichlich vergolten haben!
Es war natürlich, dass wir in so bedrängten Umständen die ganze
Aufmerksamkeit auf unsei’e leck gewordenen Schiffe der Wüste, und auf
die Erhaltung ihrer Lasten verwendeten; an eine erfolgreiche Untersuchung
der tödtlich erstarrten Waldungen, durch welche wir zogen, war ohnehin
nicht zu denken.- Ein grosser Theil der gesammelten Mineralien musste
Preis gegeben werden, und auch die vollständigen Gerippe eines Tapirs
und einiger Krokodile blieben zurück. Die Gebirgsformation, über
welche wir reissten,* war bald Granit, bald Hornblendeschiefer, Thön-
schiefer und Grünsteinschiefer (schieferiger Diorit). Diese Gesteinarten
gingen theils zu Tage aus, theils erschienen sie bedeckt von einer sechs
bis zehn Fuss tiefen Schicht eines ockergelben, feinkörnigen und stark
mit Thon gemengten Sandes oder eines feinen Thonmergels. Die Fruchtbarkeit
ist auf diesem Boden, auch abgesehen von der grossen Trockenheit,
beschränkt, und nur mit grosser Mühe wird die Cultur sich*hier
ausbreiten können, und die Population wird immer in weit geringerem
Verhältnisse zunehmen, als in besser begabten Gegenden. Die Fazendas
liegen sehr einzeln, meistens in den Vertiefungen und Schluchten, wo
sie, statt der Quellen, oft nur eine Lache oder schlechte Cisterne {Ca-
zimba) benützen. Die niedrigen starkverästelten Bäume, zwischen denen
dichtes Dorngebüsch aufrankt, oder Reihen von Cactus umherstehen, boten
uns den Anblick einer Catingaswaldung in ihrem entschiedensten Charakter.
Die Imburana [Bursera leptophloeos, Mart.) , die Barrigudas
(Chorisia ventricosa,, Nees et Mart, und Pourretia tuberculata, M . ) ,
die Paos do Rato der Sertanejos von Bahia (Caesalpinia glandulosa. mi-
crophylla, M.J\ die Catinca do Porco (Caesalpinia porcina, M i) , die
Caranguda {Caesalpinia acinaciformis, M i) , das Pao Ferro {Caesalpinia
fe r r ea , M.').) mehrere Arten von Mulungu [Erythrina), eine Annone
(Annona obtasifolia, Mi) , mehrere Capperngesträuche (Capparides),
der Imbuzeiro [Spondias tuberosa, A r r .), und eine grosse Menge von
Euphorbiaceen tragen am meisten zur Physiognomie dieser Wälder bei.
Neben den zahlreichen stacheligen Cereusstämmeü (Cactus (Cereus) tetra-
gonus, hexagonus, heptagonus, serpentirius, Auct. , Candelabrum,
Mi) und Opuntien {C. (Opuntia) tomentosus, brasiliensis, Ficus indica,
Auct. u .s .w .) , erschien hier die einzige strauchartige blattlose Euphorbia,
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