nen uns, wie alte Bekannte. Die Formation ist ein röthlicher Sandstein,
häufig durchsetzt von Quarzgängen, die von S. nach N. streichen, und
Lager eines leberfarbigen dichten Sandeisensteins enthalten. Das Terrain
erhebt sich zu vielen niedrigen, oben verdächten oder terrassenförmig ansteigenden,
mit dichtem Gebüsche umgrünten Hügeln. Zwischen diesen
erreichten w ir , am 3. Mai, mit Sonnenuntergang, die Hauptstadt von
P ia u h y , die Cidade de Oeiras, deren unregelmässige Häuserreihen
sich erst dann dem Blicke des Wanderers darstellen, wenn er auf vielfach
gewundenen Pfaden den letzten Hügel umgangen hat. Der würdige Ca-
pitäo Mör, Senhor Joäo Nepomuceno de Castello Branco, Sprössling
der ersten Conquistadores dieses Landes, hatte bereits gefällige Sorge für
uns getragen, und ein Haus stand zur Aufnahme bereit. In der Person
des Gouverneurs, des Obersten Senhor Balthazar de Souza Botelho b
V asconcellos hatten w ir Veranlassung einen eben so unterrichteten, als
liebenswürdigen Mann zü verehren. Obgleich mit den Vorbereitungen zu
seiner nahbevorstehertden Abreise nach der Provinz Espiritu Santo, wohin
er als Gouverneur abgeordnet w a r , beschäftigt, unterliess er nichts, um
unsern Aufenthalt so lehrreich und angenehm als möglich zu machen.
Oeiras (Oeyras) , im Jahre 1724 von D. Joäo V . unter dem Namen
P illa da JMocha zum Flecken und Hauptorte der, um jene Zeit von
Maranhäo getrennten, Provinz P iauhy, und vonD. Jo ze' im Jahre 1762 zur
Stadt erhoben ( 6 .) , ist ein unbedeutendes Oertchen, aus mehreren unregelmässigen
Strassen niedriger Häuser mit geweissten Lehmwänden bestehend.
Es zählte zur Zeit unsrer Gegenwart in ^seinem ausgedehnten
Kirchspiele, nach den vom Gouvernement mitgetheilten Listen, 14,074 Einwohner.
Die beiden kleinen Bäche Riacho da pouca Pergonha und
da M o ch a , welche vereinigt in den eine Legoa von der Stadt entfernten
Pdo Caninde fällen, geben ihr ein feines, aber etwas salpeterhaltiges
Trinkwasser. Die Hitze ist beträchtlich, und der Thermometer geht während
der heissen Monate gegen Mittag fast immer auf 290 bis 3o° R.
W i r fanden ihn Morgens gewöhnlich auf 23°/33, Mittags auf 2 4° bis 25°,
und Abends auf 23°/5o R. Der Barometer stieg regelmässig Vormittags,
von 27^1 1, allmälig bis zu 28//o5'//, um zwei Uhr p. M ., und fiel
wieder Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, wenn Regen einzutreten
pflegte. Die Regenzeit beginnet hier, gewöhhlich unmerklich zunehmend,
im Monate October, ist am stärksten im Februar, und endet im April.
Juli, August und September sind die dürresten Monate. Das Ausschlagen
der Bäume fällt in Fëbruar und März; viele bedecken sich während der
stärksten Hitze mit Blumen, und nach deren Abfall erst mit Blättern. Der
häufigste Wind ist der Südwind; er wehet vorzüglich anhaltend während
der trocknen Monate. Im Ganzen ist das hiesige Klima gesund zu nennen,
und der häufige Genuss von frischem Rindfleische trägt dazu bei,
die Einwohner kräftig zu erhellten. Doch herrschen sowohl hier als noch
mehr in der einzigen Villa dieser Capitanie am Meere, der P illa de Par-
tiahyba, in der nassen Jahreszeit hartnäckige Wechselfieber, und auch
unsere Leute beklagten sich über die Zunahme der fieberhaften Bewegungen,
mit denen sie seit dem Marsche durch den Sertäo von Bahia geplagt
Waren. Ausserdem erschienen Uns hier, wo w ir , weil nur zwei
Chirurgen Und kein Arzt vorhanden waren, zahlreiche Besuche von Kranken
empfingen, viele Fälle von Magenschwäche, Windsucht, Dyspepsie,
Cardialgié, und die eigentliche Krankheit Engasco, die bald in einer Reizung
des einwärts gebogenen Schwertknorpels, bald in Verhärtung des
Mägenmundes besteht* Halsentzündungen, Aügenentzündungen mit darauf
folgendem grauen Staar, Fellen über den Augen, und Arcus senilis waren
besonders in der trocknen Jahreszeit entstanden. Endlich beobachteten w ir
auch mehrere Fälle von Nervenkrankheiten: Lähmungen einzelner Theile,
Veitstanz, Kinnbackenkrampf, Und zwei merkwürdige Beispiele von Diabetes
[Urinas ddees). Die Apotheke fanden w ir in dem kläglichsten Zustande,
da alle Mittel Von Bahia oder Maranhäo kommen, wo sie oft
schon Jahre lang gelegen haben. Das Spital, vorzüglich für Soldaten
eingerichtet, enthält vierzig Betten. Die Hauptkirche, der N . Senhora
da Pictoriä geweiht, Und die beiden Capellen sind unbedeutende Gebäude.
Die Jesuiten hatten hier ein Collegium, gegenwärtig die Wohnung
des PfarTers [P ig a r io ) , der von dem Bischöfe von Maranhäo zu
Ausübung gewisser bischöflicher Amtshandlungen ermächtiget ist. Unter
dem Gouverneur, welcher ganz unabhängig von dem zu Maranhäo,
aber von geringerem Range is t, ètehen die gewöhnlichen Finanz- und