der Baumwolle und der übrigen hier begünstigten Artikel des Landbaues
beschäftiget. Die Zahl der Negersclaven in der Provinz beläuft sich jetzt,
gering angeschlagen, auf achtzigtausend, und sie ist hier von jeher viel
grösser gewesen, als in der benachbarten Provinz Para, woraus nicht
ohne Grund der Mangel an Anbau und an Reichthum in dieser, vor allen
Ländern Brasiliens so reich begabten, Provinz abgeleitet wird. Die erste
Ursache der zahlreichen Einführung von Negersclaven und der durch dieselben
bewirkten grossen Verbreitung des Landbaues ist in den Begünstigungen
zu suchen, wodurch die im Jahre 1756 gegründete, mit ausschliesslichen
Privilegien versehene, Handelscompagnie von Gran Para und
Maranhäo den Ankauf jener unglücklichen Menschehrage erleichterte. Sie
schoss nämlich anfänglich den Pflanzern grosse Capitalien unter der Bedingung
vor, erst nach einem oder mehreren Jahren die Rückzahlung einzuholen,
nnd machte sich, wie Gavozo berichtet (a. a. O. S. i 83.) , auf
Veranlassung des damaligen Gouverneurs v Senhor JoApuiM de Mello,
für ihre Vorschüsse an baarem Gelde, an Ackergeräthen und an Negersclaven
nur von den eingesehdetenBaumwollenerndten bezahlt, entrichtete
aber den Betrag für den Reis, zur Belebung des Ackerbaues, baar an
die Fazendeiros zurück. Sie lieferte den letzteren die stärksten Negersclaven
zu dem, verhältnissmässig niedrigen, Preise von 100,000 Reis, eine
Maassregel, welche ganz vorzüglich den gegenwärtigen Reichthum der
Provinz begründen half. V o r dem Vertrage mit England holte man die
Negersclaven für Maranhäo aus Cacheu, Bissäo, Farim, Zinquixor und
anderen Gegenden der nordwestlichen Küsten von Africa, und die von
den Nationen Bissagö und Balanta waren am meisten geschätzt; gegenwärtig
wird die Hälfte derselben von Bahia zu Lande hierher gebucht.
Im Jahre 1783 wurden (nach Gayozo a. a. O. S. 242.) in vierzehn Fahrzeugen
1602 Neger eingeführt, und um die Summe von 175.738,000 Reis
(488,Z|o5f Gulden) verkauft. Der Mittelpreis war damals = 135,000 bis
160,000 Reis (375 bis Gulden). Jetzt hat die jährliche Einfuhr der
Sclaven beträchtlich zugenommen ; sie betrug in den Jahren 1812 bis 1821
= 45^77, deren jeder im Durchschnitte baar 200,000 Reis, oder, wie
es in ganz Brasilien häufig geschieht, auf Borg gegen 25o,ooo bis 3oo,000
Reis kostet (7 .) .
v ä Unsere Gesundheit stellte sich, Dank der Fürsorge unseres gütigen
Gastfreundes, seines Bruders W illiam und des Hrn. Dr. Hall , in kurzer
Zeit soweit wieder her, dass w ir nicht nur an den heiteren Gesellschaften
in der Stadt Theil nehmen, sondern auch einige Ausflüge zu Pferde
unternehmen konnten. Die einzige wohl unterhaltene Strasse führte uns
nach dem grössten Indianerdorfe, der J^illa do Passo do Lurriiar, im
Innern der Insel; ein anderer W e g , durch dichte, niedrige, feuchte Waldung
n&ch p^inhäes, eine Legoa östlich von der Hauptstadt. Die Indianer,
welche fast ausschiesslich Bewohner dieser Ortschaften sind, und ihre
Abkunft theils von den Topinambazes, theils von den Mannajös herleiten,
fanden w ir in demselben traurigen und bedeutungslosen Zustande,
worin uns fast alle aldeirte Autochthonen Brasiliens erschienen sind. Sie
gemessen die Vorrechte einer selbstständigen Municipalverfassung, zahlen
fast gar keine Abgaben, und beschäftigen sich mit dem Fischfänge,
der Verfertigung von Flechtarbeit und von Töpfergeschirre, oder vermiethen
sich als Ruderer in den Küstenfahrzeugen. Sie bekennen sich alle zum
Christenthume, und bilden eigene Kirchspiele. Die Physiognomie aller
Gegenden der Insel, welche w ir zu sehen bekamen, hatte nichts Ausgezeichnetes,
und erinnerte an die dicht verworrenen, unheimlichen und sumpfigen
Wälder, welche w ir längs dem Rio Itapicuru gesehen hatten. An
den Küsten des Meeres vermisst man sogar die Zierde tropischer Seeland-,
schäften, die Cocospalme, welche hier bei weitem seltner ist', als in den
südlicheren Provinzen. Die ganze Insel ist niedrig,' von zahlreichen Gräben
und natürlichen Canälen {Iguarapes) durchschnitten, welche oft mit den
Flüssen und Buchten in Verbindung stehen, und, da sie deshalb während
der Ebbe einen Theil ihres Wassers verlieren, in ihren schlammigen Ufern'
furchtbaren Schwärmen von Mosquiten zum Aufenthaltsorte dienen. Der
höchste Theil der Insel ist der nordwestliche, zwischen der Stadt und der
Bai von A ra s sa jy , an deren Ufer sich die röthlichbraunen Felsen steil
erheben. Die Formation der ganzen Insel ist das eisenschüssige Sand-
steinglomerat, welches w ir bereits auf dem Continente, am Rio Itapicuru,
bemerkt haben, und das in einer Mächtigkeit von mehr als hundert Fussen
über dem Granit gelagert is t Man findet dieses Gestein von der mannich-
faltigsten Grösse seiner Gemengtheile und von verschiedenster Dichtigkeit; hie;