auf. Dieser Ort, der blühendste des ganzen Termo, welcher in seinem
Kirchsprengel etwa i»6oo Menschen zählt, liegt zwischen dichtbewachsenen,
von engen Thälern durchschnittenen Bergen. W ie im übrigen Minenlande
wird hier der rothe Letten nach Gold ausgewaschen, und man
hat hier früherhin unter andern einen gediegenen Goldklumpen gefunden,
der siebzehn Pfunde wog. Die meisten Steinhändler wohnen hier, und
die Masse von Topasen, Chrysoberyllen und Aquamarinen, die w ir hier
zu Gesicht bekamen, war ungeheuer. Die Topase kommen in Bruchstücken,
oder, und zwar häufiger, in Rollsteinen, von der Grösse einer Linse
bis zu der einer Kastanie vor. Die abgerundeten Steine, welche man
gewöhnlich Wasserstropfen (Pingos dagoa) nennt, eignen sich besser
zum Schnitt, und werden, wenn sie die Grösse einer Bohne, eine zweckmässige
runde oder elliptische Form, und helles Wasser haben, zu bedeutenden
Preisen verkauft: man bezahlt dann wohl hier, an Ort und Stelle,
einen schönen Stein mit einem Thaler. Die Steinhändler verstehen sich
vortrefflich darauf, diese Steine nach Grösse und Farbe, welche zwischen
dem Wasserhellen, dem Gelblich- oder Bläulich-Weissen wechselt, zu sor-
tiren. Die beste Qualität der Wassertropfen ist die vom Rio Utinga. Die
blauen Topase sind nur dann gesucht, wenn sie eine dunkle Färbung und
beträchtliche Grösse haben. Granaten, die vorzüglich zu der Decoration
des Christordens gebraucht werden, kommen häufig, und von schönem
Feuer, doch selten von bedeutender Grösse, vor. Bei der grossen Anzahl
von Mitgliedern dieses Ordens, dem z. B. fast alle Pfarrer (Vigario s
collados) angehören, ist die Nachfrage und der Preiss dieser Steine nicht
unbeträchtlich. Chrysoberylle, hier zu Lande Chrysolithen genannt, sind
äusserst häufig, aber nur selten findet man sie gross, von reiner wein-
oder grünlichgelber Farbe, und ohne zu opalisiren. Die grünen Chrysoberylle
(Agoas marinhas') sind imstreitig die schönsten Steine, welche
hier zu Lande Vorkommen. Sie kommen den ostindischen sowohl an
Farbe, die häufig das schönste Meergrün ist, als an Glanz und Farbenspiel
gleich, wenn sie zweckmässig geschnitten werden. Der grösste dieser
Steine, welcher bis jetzt gefunden worden ist, wiegt sechszehn
Pfunde, und befindet sich in dem Schatze zu Rio de Janeiro. W i r waren
so glücklich, einen Stein dieser Art von ziemlich ansehnlicher Grösse und
schöner Farbe zu erhalten, welcher gegenwärtig in der k. Edelsteinkammer
zu München aufbewahrt wird. Die honiggelben Steine, welche vorzüglich
unter den Granaten hie und da erscheinen, und von den Einwohnern
Hyacinthen genannt werden, sind Spinelle. Unter dem Namen A g o as
marinhas kennt man hier auch Berylle, die jedoch meistentheils sehr
splitterig sind, und den sibirischen Beryllen nachstehen. Sie werden
wenn sie sich weder durch Grösse noch durch Farbe und Wasser auszeichnen,
wenig geschätzt. Gleiches gilt in noch höherem Grade von den
grünen Turmalinen, die man hier zu Lande ganz unrichtig Smaragde
nennt. Sie kommen theils in rein auskrystallisirten und sehr klaren Säul-
chen von vier bis zwölf Linien Länge auf eine Linie Breite, theils in
grösseren Krystallen, oft von der Grösse eines kleinen Fingers, und sodann
meistens mit matter Oberfläche und abgerundeten Ecken vor. Die
ersteren finden sich vorzüglich bei Gramiaes, einer kleinen Fazenda am
R io Pardo im Sertao, dreissig Legoas nördlich von Fanado, auf freiem
Felde; die letzteren in einem Bache, Ribeiräo da fo lh a , zehn Legoas
Östlich von Chapada. Diese Steine zersplittern so sehr auf dem Rade, dass
sie nur selten verarbeitet, und deshalb von den Steinhändlern gering geachtet
werden. ( 3.)
Auf der Tafel des gastfreien Pfarrers von Chapada fanden w ir
eine kleine Art von spanischem Pfeffer (Malaqueta) , welche hier zu
Lande, wie in ganz Brasilien, nebst der kleinen grünen sauren Citrone {Li-
mäo acedo) das gemeinste Gewürz ist, und sich in reinlichen Porcellan-
schaalen schon durch die schönrothe Farbe empfiehlt. Ihr Genuss brachte
aber, obgleich die Früchte nicht auffallend scharf waren, uns Beiden die übelste
Wirkung: plötzliche Kopfschmerzen, Schwindel, Flimmern vor den
Augen und alle Zeichen einer narkotisch-scharfen Vergiftung; doch verschwanden
diese Symptome alsoald nach dem Einziehen von Essigdampf
in die Nase und einigen Löffeln Essigs innerlich genommen. Weder früher,
noch später im Verlaufe der Reise, wo w ir diess Gewürz mit Vorliebe
gebrauchten, erfuhren w ir ähnliche Wirkung desselben. Es-ist deshalb
wahrscheinlich, dass sich bisweilen das sogenannte Capsicin, welches
der Frucht die brennende Schärfe ertheilt vorherrschend in derselben ent