vierundzwanzig Stunden lang ein starkes Feuer über ihr — ; dies, nebst
der Belohnung, welche wir dem glücklichsten Arbeiter verhiessen, verschaffte
uns endlich, am dritten Tage, mehrere Bruchstücke von einigen
Pfunden Gewicht, deren grösstes in dem Museum zu München aufbewahrt
ist. Bei dem Abschlagen dieser Stücke fiel uns sowohl das krystallinische
Gefüge der ganzen Masse, als der Umstand auf, dass gewisse Parthien
im Innern eine Art von muschlicher Ablösungsfläche zeigten, was dem
Gedanken Raum geben musste^ dass hier eine oberflächliche Schmelzung
und innigere Vereinigung anfänglich minder dicht zusammenhängender
Theile Statt gefunden habe. Auf diesen Ablösungen erschienen hie und
da kleine Parthien von Magnetkies, übrigens aber zeigte die Masse weder
Chrysolith, der so häufig in meteorischen Metallmassen vorkömmt, noch
andere Bestandteile. Im hackigen und bisweilen fast ästigen Anbruche
und durch die Feile geritzt, sind die Stücke silberweiss. Das Gefüge
deutet auf eine unvollkommene Rrystallisation hin, und einzelne Krystall-
flächcn erweisen sich als dem Octaëder angehörig ( 4* )• ■
Während die aus den benachbarten Fazendas aufgebotenen Serta-
nejos beschäftigt waren, Stücke von dem Blocke abzuschlagen, eine Arbeit,
wobei sie mit jedem Streiche die Hülfe eines Heiligen anriefen,
machten wir einige Spazierritte in den nächsten Umgebungen. Zwischen
den niedrigen blattlosen Gebüschen fielen uns die massigen Stämme der
Bqrrigudas auf, welche, . ebenfalls entblättert,# wie ungeheuere Säulen
hervorragten. Auf einem grossen überhängenden Granitfelsen, nahe an
dem Verlaufe der Serra do Anastasio, fand ich einige Reihen roher
seltsamer Zeichnungen, welche ohne Zweifel von den ehemaligen indianischen
Bewohnern dieser Gegend herrühren. Sie bestehen in geraden
und krummen Linien, Kreisen, Puncten und Sternen, und scheinen, gemäss
ihrer reihenweisen Anordnung, allerdings eine Bedeutung für die Indianer
gehabt zu haben ; sind aber jetzt schwer zu entziffern. Sie waren mit
rother Farbe, wahrscheinlich von einem rothen Thone, der mit dem Uru-
cü vermengt, und mit Oel zusammengerieben worden w a r , gezeichnet,
und schienen dem Ansehen nach schon vor geraumer Zeit gemacht worden
zu seyn. Eine Deutung derselben möchte ich auf keine Weise wagen;
doch wird der Leser, welcher ihre treue Copie im Atlas betrachtet,
geneigt seyn, in ihnen nicht blos das rohe, gedankenlose Spiel
einer ungeübten Hand zu erkennen, sondern die Annahme gerechtfertigt
finden, dass ihnen irgend ein Gedanke zum Grunde liegt, den der Verfertiger
in Zeichen zu versinnbilden suchte ( 5.) . Ganz in der Nähe dieses
Felsens lagen grosse Haufen von Scherben röthlicher und ganz rohgearbeiteter
Töpfergeschirre umher, unverkennbare Spuren, dass hier ehemals
eine Niederlassung von Indianern bestanden habe. Nichts ist unbestimmter,
als die Nachrichten der Einwohner über die Indianer, die, noch unabhängig,
ihre Wohnsitze wechselten, und deshalb mit mancherlei Neunen
bezeichnet werden. Es dürfte deshalb verlorne Mühe seyn, zu untersuchen,
welcher Stamm hier ehemals gehauset habe. In dem Munde der
ältesten Sertanejos, welche w ir befragten (in V illa Nova da Rainha,
wo es sehr viele alte Leute giebt, war darunter ein Greis von hundert
und drei Jahren), gehen die Namen der A ra cu yä s, der Opacatiaräs,
Chacriabäs, Pontäs ,Masacaräs und Chocös oder Chucurüs; allein von
den wenigsten dieser Indianer kann man jetzt noch die Wohnorte angeben.
Es ist wahrscheinlich, dass alle diejenigen, deren Namen in A s endigen,
Horden eines grösseren Stammes waren, welche die Catingas Waldungen
dieses Landstriches bewohnten, und während der trocknen Monate
nach den Rio de S. Francisco hinabzogen, wo sie sich vorzüglich
vom Fischfänge ernährten. Als die europäischen Ansiedler sich zwischen
den Jahren 1674 und 1700 von Bahia aus gegen die Provinz Piauhy ausdehnten,
und später, zu Anfänge des vorigen Jahrhunderts, von Minas Geraes
aus den Rio de S. Francisco abwärts zu befahren begannen, wurden
durch die Franciscaner in Bahia mehrere Missionen an diesem Strome
angelegt. Die Pontäs und Masacaräs wurden in Joazeiro, in der Villa
Real de S . Maria, in der V illa de N. S. de Assumgäo, und in Quebrobö,
die Chucurus zu Ororobä aldeirt Doch haben diese Civilisationsversu-
che keinen guten Fortgang gehabt, und die Indianer sind fast gänzlich
ausgestorben, oder doch mit den Portugiesen und Mestizen vermischt.
Ein Gleiches gilt von der Mission von S a h y nächst der V illa Nova,
von welcher wir gar keine Spur mehr fanden. Der zahlreichste und den
Einwanderern noch nicht befreundete Stamm ist der der Chacriabäs, der