gegnete uns, wie es schien, auf gleicher Jagd begriffen. Diese braune
Amazone war die Besitzerin des benachbarten Hofes F h ä , wohin wir
eben unter Anführung ihres Pflegesohnes, der uns von Salgado aus begleitete,
zogenf find sie hatte diesmal, wie öfter, die Waffen ergriffen,
um ihren alten und kränklichen Eheherrn mit frischem Wildpret zu versorgen.
Die Umzäunung in der Nähe dés Hofes, mit zahlreichen Onzen-
und Wolfs-Schädeln verziert, schien die Aussagen von ihren rühmlichen
Jägerthaten zu bestätigen.
Nach1 einem Rasttage in dem einsamen ¥ h a , dessen idyllische Umgebung
ganz zu der Sitteneinfalt seiner Bewohner passte,* verfolgten wir
den Weg , immer in west-nord-westlicher Richtung, und gelangten an den
Rio Carynhanha. Dieser schöne Fluss führt hier seine klaren grünlichen
Gewässer in einem Bette von weissem Sandstein, anmuthig von frischen
Gebüschen öder von Fächerpalmen beschattet. Ein baufälliges Floss von
den Stämmen der wilden Buritf, welches w ir hier fanden, ward binnen
wenig Stunden vergrössert, mit Lianen fester gemacht, und brachte
uns mit dem Gepäcke wohlbehalten auf das nördliche Ufer, wo w ir in
eine weitläufige sandige Ebene traten, die sich allmälig erhebt, und schon
hier Chapada de {do) Paranan genannt wird. Mit Ausnahme der seichten
Querthäler, in denen Wiesen und B.uritisaes herrschen, ist sie überall
mit dichtem, während der Dürre zum Theile blattlosen Gebüsche bedeckt,
welches fast alljährig durch die, von den ^ertanejos angelegten Feuer angebrannt
wird. Eben jetzt hatten sich diese Brände in einer unabsehli-
chen Ausdehnung verbreitet, und w ir waren öfter als einmal gezwungen,
von dem W eg e abzuweichen, oder zwischen brennenden Stellen hindurch-
zueilen. Efh heftiger Wind aus Nordosten jagte den feinen Kohlenstaub
der abgebrannten Plätze m ungeheuren Säulen auf, welche sich langsam
und drohend an uns hinbewegten, bisweilen, mit Nachlass des Windes,
wie ein schwarzer Regen niederfielen, und endlich den Horizont verfinsterten,
an dem die untergehende Sonne wie eine grosse blutrothe Scheibe
hing. Um den verfolgenden Flammen auszuweichen, flüchteten Rudel
von Seriemas ( Dicholophus cristatas, ƒ//.), welcher Vogel hier sehr
häufig zu seyn schien, mit lautem Geschreie, und Eidechsen und Schlangen
fanden wir auf unversehrten Plätzen ruhig beisammen, und sich gleichsam
in Verteidigung setzend gegen die Aasgeier, welche von benachbarten
Bäumen aus sich ihre Beute auszusuchen schienen. Die Hitze war
unerträglich (im Schatten 28 — 3 o° R.), und wurde noch fühlbarer durch
den Wechsel kühlerer Luftströme, oder durch die gänzliche Ruhe der Atmosphäre
in den tieferliegenden Plätzen. Hie und da ward der Luftkreis
durch die aus den glühend heissen Sandstrichen (Charnecas) zurückgeworfene
strahlende Wärme in eine stätige Oscillation gesetzt, so dass alle
Gegenstände um uns in tanzender Bewegung erschienen. W i r waren
deshalb sehr froh, auf diesem heissen Marsche unseren Durst mit den Beeren
einer hier häufigen Myrte stillen zu können, die sich in geringer
Quantität durch die Säure ihres Saftes empfiehlt, aber im Uebermaass genossen
leicht Diarrhöen hervörbringt *). In der Fazenda do Rio Fermozo,
welche wir. gegen Abend erreichten, wurden w ir durch eine ^vortreffliche
Limonade aus dem Essig der Mangabafrucht erquickt, womit die Küche
der: Sertanejos oft versehen ist. Der Mangababaum (Mangabeira Han-
cornia, richtiger Willughbeia, speciosa, Gomes) erscheint von hier an
in den heissen und trocknen Gegenden des «Sertäo immer häufiger, und
wird , wie in den Provinzen von Bahia, Pernambuco und Ciarä, nicht selten
zugleich mit der Gujave und der Ananas angebauet. E r enthält einen
zähen, an Federharz reichen- Milchsaft, welcher vielleicht verhärtet ganz
so, wie das-;gemeine elastische Gummi gebraucht werden könnte* Aus
den Früchten pflegen die Einwohner auch ein angenehmes und nahrhaftes
Getränke zu bereiten, welches jedoch im Uebermaasse genossen die Haut
und das Weisse im Auge gelb färben soll.
Um der Hitze des Tages auszuweichen , verliessen w ir mit Zurücklassung
eines Theiles unsers Trupps die gastfreie Fazenda do Rio F e r mozo
schon nach Mitternacht, und verfolgten bei Mondenlicht unsern
W e g durch das Gebüsch. Schwarze Staubwolken, die in ihrem Fusse
*) Myrlus dysenterica: trunco ramisqüe tortis, foliis breviter petiolatis oblongis' acutis gla-
Iris suhglaucescentibus, floribus quatuor ad sex axillaribus vel tertninalibus, calyce quadrifido, bac-
ea, depresso- globosa sulcata citrina succosa, squamis gemmarum ciliatis. Mart. Die Sertanejos
nennen sie M u r t^ c a g a ite ir ä ..
IL TJieil. y3