lieh als Spielmarken in Gebrauch, an deren Glanze man sich ergötzte,
ohne 'den Werth zu kennen. Ein Ouvidor der Comarca, welcher in Goa
rohe ostindische Diamanten gesehen hatte, erkannte zuerst die hiesigen
Steine für identisch mit jenen, sammelte im Stillen eine grosse Menge
derselben, und ging endlich nach Portugal zurück, nachdem er der Familie
des B e r n a r d in o d a F o n se c a L obo das Geheimniss mitgetheilt hatte.
Letzterer übergab vorerst seinen Fund dem Gouverneur von Minas
Geraes, brachte aber endlich, als er von diesem die erwartete Belohnung
nicht erhielt, den Rest seiner Steine nach Lissabon. Die Regierung,
hierdurch aufmerksam gemacht, erklärte im Jahre 1730 die Diamanten
als Regale, und befahl, dass dieselben Abgaben hievon, wie vom Golde,
bezahlt werden sollten. Als sich dieses Verfahren unausführbar erwies,
wurde für jeden Sclaven, welcher Diamanten wüsche, eine Kopfsteuer von
zwanzig bis fünfzig tausend Reis jährlich festgesetzt; die Grenzen des Dia-
mantendistricts wurden genauer bestimmt, und im Jahre 1741 ward die
Gewinnung der Diamanten gegen eine Summe von e3o,ooo Reis (gegen
7oo fl.) für einen jeden Neger, und die Erlaubniss,’ mit sechshundert derselben
zu arbeiten, auf vier Jahre an Joäo F e r n a n d e z d e O l iv e ir a und F r anc is co
F e r r e ir a d a S il v a verpachtet. Dieser Pacht ward, unter ähnlichen Bedingungen,
zweymal mit J oaö F e r n a n d e z d e O l i v e ir a , und dazwischen
einmal mit der Familie der F e l isb e r to s Ca l d e ir a B r an t von Paracatd
erneuert, wobei das Aerar von Villa Rica auf königlichen Befehl beträchtliche
Zuschüsse zu machen hatte. Die Pachtsumme stieg dabei immer
höher, bis zu i,5o,ooo Crusados jährlich. Die Pächter {Conlractadores)
erlaubten sich dagegen mit einer viel grösseren Anzahl Neger zu arbeiten,
als ihnen contractmässig gestattet war. Man will wissen, dass O l iv e ir a
statt der bedungenen sieben hundert Sclaven deren zehn tausend beschäftigt,
und durch ein System der Bestechung, welches sich von Minas aus
über ganz Brasilien bis an den Hof in Lissabon erstreckte, seine sträflichen
Arbeiten verborgen habe. Aehnliche Vergehen und der Stolz, zu
welchem sie der Reichthum verleitete, waren vielleicht die Ursache gewesen,
warum die Familie der C a l d e ir a s , die auch in den später entdeckten
Diamantminen am Rio Claro und Rio Piloes in Goyaz arbeiteten, mit
Verlust ihres Vermögens eingezogen wurde, und ihr Leben im Kerker
zu Lissabon endigte. Die fortwährenden Raubarbeiten hatten so die Minen
ziemlich erschöpft; durch mancherlei Ursachen bewogen, übernahm daher
der König selbst im Jahre 1772 die Administration der Diamantwäschereien.
Die Gegend, in welcher bisher die Diamanten gefunden worden
waren, wurde nun innerhalb genauer Grenzen gewissermasson zu.
einem abgesonderten Staate im Staate, zur Demarcafäo diamantinaerhoben,
und für die, ausserdem Jedermann streng verbotene Gewinnung (E x tra -
fäo) der Diamanten ein zahlreiches Dienstpersonale orgamsirt. Von dieser
neuen Anstalt behielt sich Marquis P ombal, als Vorstand des Staatsschatzes,
die oberste Leitung vor. Unter ihm standen drei Directoren in
Lissabon und drei Administratoren in Brasilien, welchen Letzteren der
Desembargador und Intendente Geral da Demarcafäo dos Diamantes
vorgesetzt war. Diesem Intendanten wa rd , gleichsam als einem unumschränkten
Herrn, der ganze Diamantendistrict unterworfen, worin er
als Stellvertreter des Königs mit beispielloser Gewalt befiehlt. Der Intendant
erhielt nicht nur die oberste Leitung aller zür Gewinnung dieser
Steine nothwendigen Arbeiten, sondern ward auch oberster Justiz- und
Polizeibeamter. E r kann jeden Einwohner nach Gutdünken, und auf einen
blossen Verdacht aus der Demarcation verweisen, und bei Befund von
Diamanten in Händen eines Einwohners des Districtes ihn mit Verlust
seines Vermögens aus dem Districte verbannen. E r richtet in Civil- und
Criminalangelegenheiten; von seinem und der ihm untergeordneten Junta
diamantina Rechtsspruche gilt keine Appellation, als an die Gnade des
Königs. Uebrigens setzte ein streng consequentes System alle Beamte
dieser Anstalt gegen einander in Controllc. Die Beamten der Junta waren
verpflichtet, im Falle sie eine Person im Besitze von Diamanten wussten,
solche sogleich dem Intendanten anzuzeigen, welcher die Verhaftungs- und
Untersuchungs-Befehle ausgehen Hess; jedoch war es auch Jedem der im
Districte garnisonirenden Soldaten erlaubt, bei dringender Gelegenheit ohne
weitere Anfrage oder Befehl die Untersuchung vorzunebmen, und den
schuldig Befundenen vor den Intendanten zu bringen. Um den Einfluss
der Geistlichen in diesem Cantone zu beseitigen, ward in der damals von
P ombal gegebenen Instruction (Regimento) verboten, eine eigene Diöcese
in demselben zu bilden, weshalb die Einwohner zum Kirchsprengel von