net wird. Er gedeiht am besten in frischen, kräftigen Waldgründen, wo sich keine oder wenige
Palmen befinden. Man pflegt ihn in den Monaten Januar bis Mai zu stecken, und zwar drei
Saamenkörner in ein Loch, und diese Löcher anderthalb bis zwei Spannen von einander entfernt.
Nach fünf Monaten ist er zur Erndte reif. Letztere geschieht ganz anders, als im südlichen
Europa; denn man schneidet nur dje Aehren ab, sammelt diese in’ der linken Hand, und tritt
zu gleicher Zeit die Halme mit den Füssen in den Grund ein, damit sie von Neuem wurzeln,
und nach zwei Monaten den Nachtrieb (Socct) machen, welcher oft wiederum reichliche Erndten
liefert. Ein Negersclave vermag auf diese Weise täglich drei Alqueires zu schneiden. Man baut den
Reis oft zugleich mit der Baumwollenstaude, welcher die verfaulenden Halme als Düngung dienen.
Auch dieser Zweig der Landwirtschaft ist vorzüglich durch die Handelsgesellschaft von Maran-
häo erweckt und ausgedehnt worden. Durch sie ward um das Jahr 1766 der weisse Carolina-
Reis statt des früher im Lande üblichen gelben Reises (Arroz vermelho, oder da terra) eingeführt,
und eine Mühle zur Enthülsung angelegt. Fast unglaublich ist die Zunahme dieses Productes, wovon
im Jahre 1768 nur 285, im Jahre 1821 dagegen 284)721 Arrob. ausgeführt würden. Erst zurZeit
unserer Anwesenheit-ward eine englische Dampfmaschine zur: Enthülsung des Reises aufgestellt.
Z uckerrohr. Zur. Zeit der Invasion der Holländer (1637 bis 1644) befanden sich bereits
fünf Zuckerfabriken auf dem festen Lande der Provinz, längs der Ribeira do. Itapicurü; seit jener
Zeit hat sich die Zahl nur um zwfii vermehrt, so dass die Provinz ihr Bedürfniss mit der
schwachen Zuckerprodüction von einigen tausend Arrobas nicht decken kann, sondern aus Par-
nahyba und Parahyba do Norte jährlich etwa zwölf bis sechszehn tausend Arrobas einführt. Die
Ursache hievon ist jedoch nicht etwa ein Mangel an Anbau des Zuckerrohrs, sondern vielmehr
die allgemein verbreitete- Ansicht, dass der innländische Boden nicht sowohl der Erzeugung von
Zucker als von Zuckerbranntwein günstig sey. Unter 4i856 Fazendas, welche im Jahre 1821
in der ganzen Provinz gezählt wurden, waren 115 , in welchen Branntwein aus dem Zuckersäfte
gebrannt wurde, oft mit einem sehr kleinen und schlechtconstruirten Destillirapparate. Die Erzeugung
dieses, oft sehr schlechten, Branntweins (Cachassa, Agoardente da terra), steigt jährlich
nicht über 400 Pipas, und macht noch eine beträchtliche Einfuhr von gebrannten Wässern aus
den Inseln und Portugal nothwendig. Man baut jetzt hier zu Lande vorzugsweise die sogenannte
Canna de Cajenha. Die Pflanzung, in niedrigen, feuchten Gründen, geschieht mit Eintritt der
Regen, und auf die gewöhnliche Weise. Man schneidet im zweiten und dritten Jahre' während
der ganzen trocknen Jahreszeit, vom Julius bis December. Eine Pflanzung würde, unter zweckmässiger
Pflege, zehn und fünfzehn Jahre lang dauern; aber man pflegt sie schon nach dem dritten
Jahre wieder zu verlassen, und sie für’s Erste noch als Weide für das Vieh zu benützen.
Mais, Zea Mays, L . , ist die dritte Gattung von Cerealien, welche in diesem Aequato-
riallande, wo die meisten europäischen Getreidearten nicht mehr fortkommen, mit grossem Vortheile
cultivirt wird. Diese Grasart, die einzige von den im südlichen America angebauten, deren Ursprung
mit Zuversicht als innländisch angenommen werden darf, verlangt hauptsächlich den Anbau
in Hochwaldungen, also in kräftigem, hoch wenig benütztem Boden, wo sie fünfhundertfaltige
Früchte giebt. Man steckt die Körner im Monate Januar, und emdtet nach drei oder vier
Monaten, je nachdem Witterung und Boden sie begünstigten. Die jährliche Erzeugung in der
ganzen Provinz wird auf 80,000 Alqueires, der Mittelpreis eines Alqueire auf 6 — 700 Reis angeschlagen.
Diese ganze Quantität wird im Lande verbraucht, theils zur Mästung für Vieh,
theils zur Nahrung der NegersclaVen. Wären die Körner weniger dem Insectenfrasse aüsgesetzt,
so würde man wohl noch grössere Mengen dieses nützlichen Getreides anbanen, und es nach
Europa ausführen. Um dielnsecten abzuhalten, thut man wohl, die Körner bis zum Gebrauche
in den Hüllblättern zu lassen.
Mandiocca. Man bauet sowohl die giftige (Manihot ütilissima, Pohl.), als die unschädliche
(M. Aipi, Pohl.) Art in grosser Menge; und hält für beide dasjenige Erdreich am meisten
geeignet, welches der Baumwollenstaude am wenigsten entspricht, also vorzüglich trocknen; erhabenen
Grund. In Niederungen, die Ueberschwemmungen ausgesetzt sind, werden die Wurzeln
ausserordentlich gross, neigén daher so sehr zur Fäulniss, dass man den Zeitpunct, sie auszugraben,
nicht versäumen kann, ohne die Erndte zu geführten. Die Pflanzungen werden, mit
Stecklingen, im Monat December oder Januar angelegt; die Wurzeln reifen achtzehn>Monate
nachher. Es giebt eine Varietät der giftigen Wurzel, Mandiocca de Pobïes oder Babü genannt,
welche schon nach sechs oder acht Monaten grosse Wurzeln liefert; diese pflanzt man am liebsten
in starken, steinigen und feuchten Boden. Von den milden Pflanzen ist vorzüglich die
Varietät beliebt, welche man Macacheira nennt; diese wird als Zugemüse gekocht, und mit
Fleischspeisen auf die Tafel gebracht. Aus den Wurzeln beidér Arten wird ein sehr feines, weis-
ses Stärkmehl bereitet, das seit geraumer Zeit einen nicht unbedeutenden Ausfuhrartikel in Ma-
ranhao ausmacht Man kennt es auch in Deutschland unter dem Namen Tapioca. Es wird aus
dem Wasser bereitet, welches die geriebenen und sodann ausgepressten Wurzeln liefern, indem
man es in grossen hölzernen Gefässen ruhig stehen lässt, bis sich der Niederschlag gebildet
hat, diesen sodann einigemal mit reinem Wasser auswäscht, an der Sonné abtrocknen lässt, und
endlich im Ofen gelinde dörret
Bohnen von verschiedenen Arten werden hier zu Lande, wie in- den übrigen Provinzen,
grössteritheils in den Baumwollen- und Mandiocca - Pflanzungen gebaut, und vorzüglich den Ne-
gersdaven als .Nahrung zugetheilt Im Allgemeinen liebt man sie, wie alle Hülsenfrüchte, wegen
ihrer Schwerverdaulichkeit nicht, ^nd führt sie auch nicht aus. Die jährliche Production dürfte
kaum zwölf tausend Alqueires übersteigen. Die Neger gemessen sie meistens mit dem Salzfleische,
welches entwèdér aus TLio Grande do Sul eingeführt , oder in den Fazendas am Rio Mearim
zubereitet wird. (In diesem Strome und den übrigen Flüssen der Provinz wird auch eine bedeutende
Menge von Fischen gefangen, die, getrocknet und gesalzen, eine Hauptnahrung der niedrigsten
Volksklasse ausmachen. Aus den kleinsten Fischen brennt man Thran; der grösste von
allen, Pirarucu (Sudis Pirarucü, Spix Pisc. t. 16.), von einer Klafter Länge, kann an Gemeinnützigkeit
dem Stockfische verglichen werden. Es sollen jährlich fünfzehn bis zwanzigtaüsend
Arroben Fische getrocknet und eingesalzen werden.)
Kaffe und Cacao. Der Anbau des Kaffe ist bisher in der Provinz Maranhdo vernachlässigt
worden, obgleich er, unter zweckmässiger Pflege, sehr gut gedeiht, und die Bäumchen
schon im zweiten Jahre Früchte zu tragen anfangen. Gegenwärtig beläuft sich die jährliche Erzeugung
etwa auf 1,200 Arrobas. — Dass die Cacaoplantagen, welche auf Veranlassung der ehemaligen
Handelscompagnie angelegt worden waren, und eine jährliche Production von einigen
hundert Arroben abwarfen, wieder gänzlich eingegangen sind, ist nur durch den Eifer erklärlich,
womit die Maranhotten die Cultur der Baumwolle und des Reises allen übrigen vorzogen. Das
Land ist übrigens für die Anzucht des nützlichen Baumes sehr geeignet, welcher, wiewohl viel
seltener als im Stromgebiete des Amazonas, hie und da in den feuchten Wäldern des nördlichsten
Theiles der Provinz Vorkommen soll.
Oel wird aus vier verschiedenen Pflanzengattungen gewonnen. Das beste kömmt vom
Sesamkraute, portugiesisch G e r g e lim (Sesamum orientale, L .), einer aus Ostindien eingeführ