Strasse zu sehen gewohnt sind. Sie hielten die Reise ducch den Sertäo
in dieser Jahrszeit für sehr gefährlich, und riethen uns, davon abzustehen,
weil die gewöhnlichen Regenmonate, September bis Februar, ohne Regen
vorübergegangen seyen, und deshalb ein allgemeiner Wassermangel die
Strasse fast entvölkert habe. Gewohnt jedoch, solchen, meistens übertriebenen,
Aussagen nicht unbedingt zu vertrauen, Hessen w ir uns von dem
Vorhaben nicht abbringen, und holten genaue Erkundigungen über die
Nachtlager ein, wo wir auf Wasser rechnen durften. Alle Nachrichten
stimmten darin überein, dass w ir sieben Tagmarsche durch ein von Wasser
fast ganz entblösstes Land, bis zu der Fazenda do Rio do P e ix e ,
machen müssten, wo die Quellen und Bäche wieder Wasser zu halten
anfingen; dass nur an den zu Nachtlagern empfohlenen Orten Wasser zu
finden sey; dass es nicht räthlich sey von der Strasse abzulenken, um
welches zu suchen; dass auch keine Weide für die Lastthiere in den verbrannten
Catingas angetroffen werde, und dass ein langsamer Marsch
durch diese trockne Wüste den ganzen Trupp in Gefahr bringen könne.
Unter solchen Umständen blieb uns nichts übrig, als uns mit Mais und
mit einer grossen Quantität brauner Zuckerbrode zu versehen, durch die
man in ähnlichen Fällen dem Durste der Lastthiere abzuhelfen pflegt, für
uns selbst aber einen Schlauch voll Wasser mitzufuhren. Die' Gegend
um Feira de Conceigäo ward von uns mit vielern jnteresse nach
Pflanzen durchsucht. Das Land hat schon hier den nemlichen eigentümlichen
Charakter, welchen w ir von nun an auf der ganzen Reise
durch den Sertäo zu beobachten Gelegenheit hatten. Die Ebene, im
Allgemeinen sechs bis siebenhundert Fuss über das Meer erhoben, ist hie
und da zu seichten - Niederungen vertieft, in denen sich während der Regenzeit
ein salziges, oft selbst dem Viehe ungeniessbares, Wasser ansammelt.
An andern Orten erblickt man in mehreren Richtungen Reihen von
Hügeln, deren Seiten flach ahsteigen. Die einzige Gebirgsart, welche
w ir fanden, ist Gneiss, Gneiss - Granit- oder körniger Granit, grösstentheils
von rothlicher "oder gelblicher, bisweilen auch von schwärzlicher oder
weisser Farbe. Dieses Gestein liegt in grosser Ausdehnung nackt zu Tage
, oder wird von einer dünnen Schichte eines starken röthlichen Thones
bedeckt, der aus der Zersetzung desselben entstanden zu seyn scheint«
Ueberdies liegen Trümmer von Granit und feiner Granitsand zerstreut
umher. Eigentliche Dammerde findet sich nur in einzelnen Niederungen,
und bisweilen kommt sie dann mit dem feinen' fetten Thone, meistens von
schwarzer Farbe, überein, den man JMassape nennt. Unser vortrefflicher
Freund da Camara hatte die Vermuthung geäussert, dass der JMassape
Rest einer aufgelösten Trappformation seyn möchte. Im Verfolge
dieser Ansicht suchten w ir einige vertiefte Stellen auf, wo sich mit Zuckerrohr
bepflanzter JMassape befand; w ir entdeckten aber keine Spur
einer andern, als der Granitformation. Das Zuckerfeld war im Mai des
vorigen Jahres gepflanzt worden, sehr kräftig, und bereits zum Schnitte
geeignet; man pflegt jedoch hier den October des zweiten Jahres für die
erste Lese abzuwarten. Da hier die Zuckermühlen entfernter von den
Pflanzungen liegen, als an der Küste, so wird die Cultur des Rohres aus
der Südsee vor der der kleineren Abart den Vorzug erhalten, denn die
geschnittenen Halme desselben können ohne Schaden mehrere Tage lang liegen
j ehe sie ausgepresst werden, während die sogenannte Canna da
Terra schon am zweiten Tage in eine, der Zuckererzeugung ungünstige
Gährung übergeht. Diese zerstreut liegenden JMassape - Gründe abgerechnet,
ist die Gegend wenig für den Ackerbau geeignet. In den tiefer liegenden
und feuchteren Stellen findet man kleine, besonders den Capoös
von Minas Növas vergleichbare Wäldchen; die höheren Ebenen und die
Hügel sind bald von aller Vegetation entblösst, bald mit einzelnen Cac-
tusstämmen und Kräutern, bald mit dichtem Gestrüppe und. mit niedrigen
Bäumen bedeckt. Alle diese Pflanzen gehören der Catingasformation an,
denn sie lassen während der Dürre die Blätter fallen, und belauben sich
grösstentheils erst nach dem Eintritte der Regenmonate. Nur in den
feuchten Niederungen erhalten sich die Blätter das ganze Jahr hindurch;
in dem übrigen Gebiete hängt das Leben der Blätter so sehr von der
Feuchtigkeit ab, dass bisweilen zwei uiid drei Jahre hingehen sollen, bevor
die scheinbar abgestorbenen Bäume wieder ausschlagen. Das Holz
ist während der Periode der Entblätterung niemals ganz ohne Saft, und
verliert seine Geschmeidigkeit nur in denjenigen Aesten und Zweigen,
welche gänzlich absterben; es sondert sogar fortwährend gummige, harzige
und andere eigenthümliche Stoffe ab, Beweiss, dass das, nur einer