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M u ra . J um a n a .
Die Mu ra s sind ein zahlreicher, treulos gesinnte*, mit den meinen Übrigen Indianern
in Fehde lebender Stamm, welcher zerstreut, vorzüglich an dem Ufer des Rio Madeira,
■ wohnet Sie verunstalten sich durch Löcher in den Li|pen, , worein sie Schweinszähne stecken
— Die Jumana s wohnen.Vorzüglich am Rio Jçà. Ihr rationelles Abzeichen besteht
in einer Tatuwirung, rings um den Mund, welche von den Winkeln in einer schmalen Lime
auf die Wangen ausmüft.
A u s g r a b u n g und Z u b e r e i t u n g d e r S c h i ld k r o t e n e i e r , am
A m a z o n e n s t r o m e , .
und zwar an der sogenannten Praia das Onqas. Die Eier der grossen,LmdscMlfflcÄitS
(Emys amazönica) enthalten grösstenthefls nur Dotter, welcher, über dem Feher ausgelassen
und “gereinigt, im ganzen Estado -do Para statt des Oeles und der Butter in der Haushaltung
gebraucht wird. Das Volk versammelt sich, unter der Oberaufsicht des Capitäo da Praia, an
den sandigen Orten .des Ufers oder der Inseln, wohin die Schildkröten ihre Eier zu Tausenden
zu legen pflegen. Das Erdreich wird unter die herbeigekommenen Fazendeiros vertheilt,
und umgewühlt; die Eier werden in den Kähnen selb« zerschlagen; ihr Innhalt wird sodann
in Kesseln ausgelassen, und endUffli in irdene Töpfe gefüllt. Die Versammlung vieler;Haus-
väter giebt zugleich Veranlassung zu einem Jahrmärkte, auf welchem die. Bedürfiiisse ausge-
legt werden.
F e s t l i c h e r Z u g d e r T e c u n a s .
Die Geburt eines Kindes giebt Gelegenheit zu dieser seltsamen Maskerade, wobei der
böse Dämon, Jurupari, der Sturmwind und die verschiedenen Thiere des Waldes durch Masken,
aus Baumrinde gebildet, vorgestellt sind. Dem Säuglinge werden, während sich der
Zug, unter monotonem Gesänge und dem Geklapper auf einer Schildkrötenschale, langsam
durch die Ortschaft beweget, die Haare ausgerissen. Nicht blos die Tecunas, sondern auch
die Passés und die Juris haben die Gewohnheit, ähnliche Maskeraden, wenn schon bei andern
Veranlassungen, aufzuführen.
J u r i - T à b o c a . C o r e tü . P a s s é . C o ë ru n a .
Vier Portraits von Indianern verschiedener Stämme. Die J u r i -T a b o c a s , so genannt,
weil sie einen Block in der Unterlippe tragen, wohnen am obéra'Hio Japura. E Der abgebildete
C o r e tü war der Anführer seines, östlich von dem vorigen hausenden, Stammes. *— Das
Mädchen vom Stamme der P a s s é s , am Rio Solimoês, trägt das nationelle Abzeigen, einen
ovalen tatuwirten Fleck iriï Gesichte; seine Züge sind, wie die des ganzen Stammes, mild
und regelmässig. _Der C o ë ru n a , von einem schwachen Stamme, am Miriti - Parana, einem
Confluenten des Rio Japurà, zeichnet sich durch seinen Federschmuck aus.
Im P o r t o dos M i r a n h a s , am R io J a p u r a ,
wird das ganze Leben der Indianer in seiner ursprünglichen Gestalt vorgeführt. Während
der europäische Ankömmling beschäftigt ist, ein Canot zu bauen, dessen Kipl über dem Feuer
ausgedehnt wird, sorgen die Indianer für -Mundvorräth : die Männer durch die Jagd mit ihren
Blasrohren und vergifteten Pfeilen, die Weiber, indem sie Kuchen aus der frischgeriebenen
Mandioccawurzel bereiten. Der Anführer des Stammes kommt eben siegreich mit Gefangenen
von einem Zuge gegen die benachbarten Feinde zurück.
A r a r a - C o a ra .
Der westlichsté Punct, zu welchem der Reisende auf dem Rio Japura gekommen. Der
Fall des Stromes, welcher eine steile Granitwand durchbricht, bildet die natürliche Grenze
der brasilianischen Besitzungen gegen N. W. Düster und melancholisch dunkelt der Wald,
voll baumartiger Gräser, Palmen und Myrten, über den Strom herein.
S c u lp tu r e n a u f F e l s e n am R io J a p u r a ,
thcils auf den tafelförmig ausgebreiteten Steinplatten, die der Strom bei'niedrigem
Wasserstande entblösst, theils senkrecht in verschiedener Höhe über dem Wasserspiegel. Sie
bedecken in vorzüglich grosser Ausdehnung die Ufer nächst der Fälle von Cupati.
M u n d ru c ü . U a in um a . P u r ü - P u rü .
Die M u n d ru cü s sind ein sehr mächtiger und kriegerischer Stamm, an den Flüssen
Tapajóz, Maué, Abacaxiz. Sie schneiden ihren erschlagenen Feinden, den Jumäs, Parentin-
tins und Apiacäs, die Köpfe ab, balsamiren sie ein, und tragen sie als Trophäen mit sich umher.
Sie heissen desshalb Pai-quicé, die Kopfabschneider. Ihr ganzer Körper ist zierlich mit
Linien tatuwirt. •— U a in um a ist ein kleiner, fast erlöschender Stamm am obem Rio Japura
und am Rio Icä. Seine Individuen trägen, wie die Miranhas, Schalen von Perlmutter in den
durchbohrten Nasenflügeln. — P u r ü -P u r ü , längs dem Rio Puruz wohnend. Mehrere Indianer
dieses Stammes, die wir beobachteten, zeigten auf der Haut dunkle unregelmässige Flecken,
welche erblich seyn sollen. Vielleicht wird die Disposition zu dieser Krankheit durch
die seltsame Gewohnheit, auf dem Treibholze des Flusses zu wohnen, veranlasst.
B i ld e r au s d em M e n s c h e n le b e n .
Die Laune des Pinsels hat hier mannichfache Scenen zusammengestellt, wie sie, im bunten
Wechsel an denReisenden vorübergehend, das Leben eines vielartigen Geschlechtes bezeichnen,
welches, ungleich an Herkunft, an Naturanlage, bürgerlicher und sittlicher Entwickelung, das
reiche Brasilien bewohnet. Gleichwie der Forscher, der die höchsten Spitzen der Gebirge
erklimmt, unter sich das Pflanzen- und Thierleben in Zonen vertheilt sieht, die eine gesetz-
mässige Entwickelung der Schöpfung beurkunden; so hier die Stufen der Menschenbildung
neben einander, in einem Welttheile, der bestimmt scheint, alle Richtungen in sich aufzunehmen,
worin sich, die Menschheit ihrer Bestimmung nähert. Vom elenden Naturzustände
des niedi’igen Murä, des wildkriegerischen Mundrucü und Juri, in den dunklen Wäldern von
Para: welche Leiter der Entwickelungen bis zu dem verfeinerten Gesellschaftstone in der
Hauptstadt, bis zu den gemessenen Förmlichkeiten in dem reichen Bahia, wo die Civilisa-
tion, gleichsam zum Wendepuncte gelangt, sichtbar in die Tronie überschlägt, die allem