wahrscheinlich vom .Stamme der Tapiniquins, welche jedoch nicht mehr
vermochten, sich in der Sprache ihrer Väter auszudrücken, waren zurückgeblieben,
um den neuen Ansiedlern als Jäger zu dienen. Unter ihrer
Anführung besuchten w ir mit Hrn. W e y l l die sogenannte L agoa de Al-
mada, einen kleinen See, welcher etwa anderthalb Legoas nordöstlich von
Almada entfernt, und mit dem Rio Itahype durch einen Seitenast des
letzteren verbunden ist. Es war am Weihnachtstage 1818, wo w ir in
heiterer Stimmung den Fluss hinab, jenem schönen Wasserspiegel Zufuhren.
Statt des erhebenden Geläutes der Glocken und . .des festlichen Gesanges,
wovon das christliche Europa an diesem, dort winterlichen, Tage
wiedertönt, vernahmen w ir , zwischen duftenden Blumenranken und grotesken
Pallisaden der Aninga hinrudernd, das Pfeifen der Wasserhühner
und das Gebrülle bärtiger Heulaffen, welches weithin durch die stille
Waldgegend schallte. Das Vaterland übt ein verjährtes Recht auf die
davon Entfernten an solchen, der Erinnerung geweihten Tagen, und die
Vergleichung der Gegenwart mit der Vergangenheit ist dann ein angenehmes.
Geschäft des Reisenden. W i r gelangten durch das dichte' Gebüsche
der Aninga in die spiegelglatte Fläche des, zwischen finsterbewaldeten
Bergen ruhenden See’s , und stiegen in einer lichtem Stelle an das
Land, wo eine mächtige Quelle, sich in breiten Treppengängen, herabstürzend,
angenehme Kühlung verbreitet. Gegenüber - rieselt eine
andere Cascade, schleierartig ausgedehnt, über eine hundert Fuss hohe
Granitwand herab. Aus Granit ( 1 . ) bestehen alle Berge in der Nähe der
Lagoa de Almada, so wie dieses Gestein überhaupt in dem Küstengebirge
der Comarca dos Hheos das herrschende ist. An dem Ufer liegt
es hie und da in grossen nackten Bänken zu Tage, welche durch ihre
tiefen muldenförmigen Vertiefungen und Auszackungen die Verbindung des
“Oceans mit der Lagoa in früheren Zeiten ,zu beurkunden scheinen. Für
diese Verbindung sprechen überdies noch stärkere Beweise, wie die Bildung
der Ufer, welche gegen den Itahype und das Meer, in S. O., hin
verflächt und sandig sind, vorzüglich aber die Gegenwart von ausgedehnten
Corallenbänken. Diese Bänke lassen sich an mehreren Orten des See’s
in einer Tiefe von sechs bis zwölf Fuss erblicken, und werden, da es
ausserdem hier an Kalk gebrechen würde, zum Bauen benützet. Man
zertrümmert siç mit Pfählen und Brecheisen, und zieht die Stücke durch
Taucher hervor. Unter andern beschäftigen sich damit die Bewohner der
nächsten Fazenda, des Padre Domingo, jedoch ist der Handel mit dem
Artikel nicht sehr einträglich, weil die Çorallenbanke in der grossen Bai
von Camamü mit noch geringerer Mühe bearbeitet werden. Es sind ausschliesslich
Madreporiten, welche w ir in diesem See bemerkt haben (Ma-
drepora cavernosa, hexagona, astroites, Lam. u. a.) Auch Bänke von
Seemuscheln ( 2 .) , welche mit Quarzsand verwachsen sind, erscheinen
in der Nähe, werden aber, weil sie unrein und schwerer zu brechen
6ind, nicht benützt. Das Wasser der L a g o a , die mehr als eine Quadratmeile
Flächenraum besitzt, ist gegenwärtig süss; wahrscheinlich durch
Vermittlung des Rio Itahype, welcher das zurückgebliebene Meerwasser
allmälig ausgeführt oder versüsst hat. Der Fischreichthum des See’s veranlasst
die Anwohner, sich hier yon Zeit zu Zeit zu verproviantiren. Sie
pflegen dann die der Länge nach geöffneten, und der Eingeweide entledigten
Fische (Pißhonhas, Acarisr Piaus u. s. f.) leicht zu salzen, und auf
.einem Lattengerüste über Feuer zu trocknen. Diese Art der Zubereitung,
das sogenannte Boucaniren, (Iiloeaém, in der Lingua Gerat), haben sie
yon den Ureinwohnern Brasiliens erlernt, welche dabei noch die besondere
Rücksicht zu nehmen pflegen, dass die vier Seiten des Gerüstes genau
nach den vier Weltgegenden gerichtet seyen. Eine Ursache dieses Verfahrens
habe ich nicht erforschen können.
Die Indianer von Almada versicherten uns, des zwölf -Legoas
langen Weges von unserem dermaligen Aufenthalte nach Ferradas oder der
daselbst neuerlich errichteten Pailla de S. Pedro de Alcantara vollkommen
kundig zu seyn, und w ir beschlossen daher, uns der Leitung derselben zu
.überlassen, um jene Gegend zu besuchen. Hr. F r . S chmid und ein Landsmann,
welcher sich eben als Gast von Bahia aus bei ihm befand, Hr. S cheuerm
an n , bestimmten sich, diese Unternehmung mit zu machen. W ir beluden
daher die Indianer, unseren C ustodio und einen europäischen Diener mit
-einigen Lebensmitteln, versahen uns mit den nöthigsten Waffen und
Waldmessern, und vertieften uns, die Schritte des Führers sorgfältig verfolgend,
in das nächtliche Dunkel der Waldung. Das Terrain ist äusserst