Auch die beiden nördlicheren Provinzen Rio Grantle do Norte und Seard kommen in ihrer
physischen Natur mit Pernambuco überein. Die Hauptstadt der ersteren, Cidade de Natal
ist .unter den Städten der Nordküste Brasiliens die unbedeutendste; (Cidade - näo ha ta l
sagen die Nachbarn). Sie liegt am Rio Grande, sonst Rio Potengy, welcher Schiffe von einhundert
und fünfzig Tonnen zulässt. Die ausgedehnte Seeküste der Provinz Seard hat keine für
grosse Schiffe geeigneten Häfen. Die Villa de Aracaty und die Hauptstadt, Cidade do Forte
oder da Fortaleza, sind die wichtigsten Handelsplätze. Eine, wenn auch unvollständige, Ansicht von
dem Handel der vier wichtigsten Orte jener, noch wenig bekannten, Provinz giebt die folgende
Tabelle:
Ausfuhr aus der Cidade (damals Villa) da Fortaleza'vmi aus den Villas
Aracaty, Sobral und Granja, im Jahre i 8i 3-
Baumwolle, Arrobas 39,245 Halbe getrocknete Bindshäute, Getrocknete Ziegen- und
Mais, Sacke* . ; t,oo$. -Stücke 108,629
Mandioccamehl, Säcke 2,666 Gesalzte Rindshäute
Trockne Fische, 1,017,541 .Stücke 2,469
Getrocknete Bindshäute,
Stücke . 4
SchaafTelle, Stücke 40,61.8
Seife, Fässer . . 34
Violettholz (Päo Violete)
Centner 1,955
Die jährlichen Einnahmen und die Schulden der hier erwähnten Provinzen waren im Jahre 1821:
Provinz: Einnahmen: Schulden:
Peruambueo , ** 11,130,661,355 Beis
äctive
331,673,316
■ passive
57>ISj ,327
Alagoas . .
Parahyba .
96,852,887 „
157,615,731. „ 58,074,385 8,025,498.
Bio Grande do Norte 60,673,4.07 „ 11,209,832-’ . : 48,428^636
Searä 138,784,466 „ j 19,369,333 V,. 2i757,935;
(4.) Herr Manoel Ignacio de Sampaio, mit welchem wir in brieflichen Verkehr zu stehen
das Glück hatten, war so gefällig, uns eine Sammlung von Gebirgsarten aus den verschiedensten
Theilen der Provinz Seard zu verschaffen, welcher er damals (Jit J. 1819) als General-
Gouverneur Vorstand. Es geht aus diesen Handstücken hervor, dass die nördlichsten Aeste der
Serra Ibiapaba, welche den Kern des Landes von Seard bilden, der Urformation angehören.
1) Die Serra de Maranguape, sechs Legoas von der Hauptstadt der Provinz, der Cidade do
Forte, besteht aus Granit 2)-Die Serra do Baturite (Boturite'), vierundzwanzig Legoas süd-südwestlich
von der Hauptstadt, besteht aus Gneiss, und am Bache Butiu aus Glimmerschiefer. 3)
Glimmerschiefer ist auch die herrschende Formation der Serra de Canta Gallo, sechszehn Legoas
südlich von Cidade do Forte. Darauf liegt eine Marmorformation. Diese drei Gebirge
machen, nach Hrn. de Sampaio, eine gemeinschaftliche Kette aus, und an dem östlichen Ende
der Serra de Maranguape, sechs Legoas westlich von der Hauptstadt, befinden sich ebenfalls
Marmorbrüche. 4) Die Serra Uruburetama, zwei und dreissig Legoas in W. von der Cidade
do Forle, besteht am Fusse aus Gneiss und Glimmerschiefer, und an anderen Orten aus oinprrj
schöneil, dichten, grobkörnigen, fleischrothen Marmor; in mittlerer Höhe tritt Granit hervor. In
einigen Bächen dieses Gebirges findet man isolirte Trümmer von Sandeisenstein. 5) Sieben und
achtzig Legoas in S. W . von der Hauptstadt, bei der kleinen Villa de S. Joäo do Principe, kommen
Amethyste, wie es scheint, in der Glimmerschieferformation vor. Sie sind jedoch meistens
unreini '-piid zur Verarbeitung untauglich. Diese Formation ist an mehreren Orten, z. B. bei
den Laoras daMangabeira, auch goldhaltig, und scheint sich in beträchtlicher Ausdehnung nach
Norden zu erstrecken; auch zwischen den Villas Sobral und Granja, im nördlichsten Theile der
Provinz sollen am Bache Jure, Amethyste sowohl, als feines Gold erscheinen (Cazal). 6) Fast
an der südöstlichen Grenze der Provinz, bei der kleinen Villa do Bom Jarditn, in demDistricte
von CayririsNovos, tritt eine ziemlich ausgedehnte Mergelkalkformation auf, in der sich zahlreiche
Versteinerungen von Fischen befinden. Es sind dieselben sowohl in dem tafelförmig geschichteten
Gesteine, als in den abgesonderten und gerollten Stücken enthalten. Sie gehören mancherlei Gattungen
von Fischen, wie z. B. Loricaria, Cichla, Mugil u. s. £, vielleicht auch Schlangen an. 7) An den Küsten
des Meeres benützt man statt der Kalkformationen des Innern die zahlreichen Corallenbänke zum
Kalk brennen. Diese Bänke kommen mit den südlicher, längs den Küsten von Peruambueo, Pe-
rahyba und Bio Grande do Norte, gelegenen Corallenriffen überein, und sind hie und da, in
verschiedener Tiefe, mit, dichten Schichten von Schaalthieren, als Auster-Teil- Mies- und Gien-
Muscheln (Ostrea, Tellina, Mytilus, Chama) überdeckt. Die von Hrn. de Sampaio mitgetheilten
Corallcn, aus der Nähe der Cidade do Forte, gehören der Gattung Nullipora an. 8) Ueber die
Kupferminen, welche sich auf einemTheile der Serra Ibiapaba, nächst der Villa Vifoza befinden
sollen (Sotjthey History of Brazil. HI. p. 760), und in Bruö’s Karte von Brasilien (1826) am
Rio Scdgado angegeben werden, erhielten wir keine weitere Kunde.- 9) Dreissig Stunden süd-
süd-westlich von der Cidade do Forte, bei dem Flüsschen Cangati, erscheinen reiche Eisenerze,
deren geognöstische? Vorkommen uns nicht genauer bekannt, aber von Joäo^DA Silva Feio, gegenwärtig
Professor an der Militärakademie zu Bio de Janeiro, auf seinen Untersuchungsreisen
in der Provinz Searä, beobachtet worden, ist. Das vorliegende Handstück ist reiner Magneteisenstein,
ohne bemerkbar blättrige Structur, mit eckigen Stücken von gemeinem Quarze verwachsen.
Diese Eisenniederlagen von Seard sind die nördlichsten, welche mir in Brasilien bekannt geworden.
Von ihnen nehme ich Gelegenheit, nochmals auf die von uns während der Beise^ beobachteten
Eisenerze zurückzükömmen. Unter den Eisenerzen von Araasojava (S. 254-) , von Gaspar
Soares (S. 426.), und von Pedra Branca (S. 743.)> die Hr. Dr. Breithaupt, Prof, der Orykto-
gnosie zu Freiberg, in dem Museum brasilianum zu München untersuchte, glaubte er eine von den
bisher angenommenen verschiedene Eisenspecies aufstellen zu müssen- Er nennt sie M a r t it , und
charakterisirt sie durch folgende Merkmale: „Glanz halbmetallisch, dem gemeinen nahekommend.
Farbe unvollkommen eisenschwarz, nämlich mit geringen Beimischungen von Braun und Grau.
Strich bräunlichroth, zuweilen bis blutroth. Gestalt in (regelmässigen-)' Oktaedern, so weit sich
diese mit dem Hand-Goniometer bestimmen lassen. In den derben Massen körnig zusammengesetzt
fast von al]en Graden der Grösse; es scheint, dass die Substanz ins Dichte übergehe. Die
Primärform ist das Oktaeder, denn die Spaltbarkeit ist oktaedrisch, wie sich dies vorzüglich an den
Exemplaren von Pedra branca deutlicher zeigt. Härte: 8,25 bis 8,76 der Breithaupt’schen Scale.
Specifisches Gewicht = 4,83o, derb und in Krystallbruchstücken, von Araasojava} = 4,832 derb
von Pedra Branca, = 4,809 von eben daher, etwas klüftig. Schwach magnetisch. Das Verhalten
vor dem Löthrohre, so wie die Versuche nach dem Aufschkessen durch Salzsäure beweisen,
itnss der Martit ganz reines rothes Eisenoxyd sey. Dieses ist um so merkwürdiger, als das schwarze
Eisenoxydul die nämliche Krystallisation hat, auch von demselben nur durch Strich und
Härte leicht, durch Gewicht schwieriger zu unterscheiden ist. Es findet sich diese Eisenart auch
in Deutschland, wie z. B. auf den Cruz-Zechen bei Suhl, im Hennebergischen (vergl. Freies