die Minen selbst an Ort und Stelle in Augenschein ,zu nehmen. Am
23 Mai führte uns da Camara nach einer reichen Goldmine bei demPiquet
Bandeirinha, drei Legoas südwestlich von Tejuco, welche er dem Sohne
eines der Beamten dort anzulegen erlaubt hatte. Als w ir auf die. Hohe
des Berges gelangt waren, an dessen östlichem Abhange das Arraial liegt,
besuchten w ir die einem Steinbruche ähnliche Lav ra das Picas. Der
Ouarzschiefer, dessen Nester und Gänge auf Gold ausgebaut worden waren,
hat eine verhältnissmässig grosse Menge Glimmerblättchen zum Bindemittel,
und wechselt mit Lagern eines grünen Thonschiefers ab. Gewöhnlich
findet man den Quarzgang zwischen diesen beiden Lagern, und das
Gebirge in verschiedenen Richtungen durchsetzend. Da man hier planlos
und ohne einen regelmässigen Bau anzufangen, den Berg ausgehöhlt hat,
so ist man jetzt nicht mehr im Stande, die reichhaltigen Gänge weiter m
die Tiefe zu verfolgen, aus Furcht, dass die Wände einstürzen möchten.
Sobald w ir aus dieser Schlucht die Höhe erreichten, befanden w ir uns
auf einer Hochebene, welche sich ohne bedeutende .Erhöhung oder Niederung
einige Legoas weit forterstreckt. Abgesonderte Felsenbänke oder
lose Steinhaufen, nur mit den fleischigen und in der Mitte eine rothe
Filzscheibe darstellenden Melocactus besetzt, oder mit dürren Flechten
bekleidet, erheben sich hie und da zwischen dem Grase, welches die
höheren Gegenden überzieht; in der Niederung treten dichte, dunkelgrüne
Gebüsche auf. Nach einem Ritte von drei Stunden,, die uns unter der
angenehmen Jagd auf häufige Rebhühner (Cadoma, Tinamus major et
minor * ) schnell verstrichen, gelangten w ir zu der La v ra da Bandeirinha.
Auch hier ist das Liegende {Pizarrd) der körnig?, quarzreiche,
weisse Glimmerschiefer (Quarzschiefer), und zwar enthält dieser nur wenig
Gold- dagegen ist dieses sowohl in dem Schutte {Gurgulho) auf dem
dichten Gesteine, als in den an der Oberfläche hinziehenden Quarzgängen
äusserst reichlich enthalten. Der Quarz der letzteren ist sehr klar und
enthält Bergkrystalle, Welche an Reinheit und Feuer denen von Dauphine
nichts nachgeben. Diese Gänge werden nicht ausgebrochen, sondern
geradezu zwischen dem Muttergesteine von Negersclaven mittelst grosser
') Spix> Aves hrasiliénses. Tom. II., t. 80m --81m 82.
Hämmer -zertrümmert, die Quarztrümmer werden mit dem abgestochenen
Schutte -zugleich in einem Graben aufgeschüttet, und durch ein künstlich
hergeleitetes Schlemmwasser, welches man aus beträchtlicher Höhe darauf
fallen lässt, ausgespült. Mehrere Neger sind hiebei beschäftigt, das. goldreiche
Gestein mit Schaufeln umzurühren, und den auf diese Weise
erhaltenen Schlich in einem stillen Wasser mit der Patea sorgfältig
auszuwaschen. Das hier gewonnene Metall ist von der schönsten Farbe,
findet sich meistentheils in Blättchen (Folhetas) , grösseren Stücken und
Krystallen * ) , und zwar so reichlich, dass w ir in weniger als einer halben
Stunde in einer P.atea um einen Ducaten auswaschen sahen. Dass bei dieser
rohen Manipulation, der hier wie fast überall in Brasilien einzig und allein
üblichen Schlemmarbeit, sehr viel Gold fortgeführt wird, und für den Besitzer
der Mine verloren geht, ist schon früher erwähnt; daher zum Theil die
allgemeine Klage zu erklären, dass das Gold mehr und mehr ausgehe,
und die Mineiros für ihre kostspieligen Unternehmungen nichts behielten,
als grosse Strecken eines planlos aufgerissenen und für den Feldbau untauglichen
Landstriches und kranke Negersclaven. W i r konnten uns
nicht versagen, auf diesen Mangel zweckmässiger Bearbeitung aufmerksam
zu machen, und die Erfahrungen anzuführen, welche w ir so oft in Minas
-zu machen Gelegenheit hatten, dass nämlich Väter, die ohne Bedacht ganze
goldhaltige Berge ausschlemmten, und den Schutt über anderes unaufgeschlossenes
Terrain hinführten, ihren Söhnen das fernere Goldwäschen
unmöglich machten.
Der Besitzer der Mine Hess es sich angelegen -seyn, uns hier in
einer für die Arbeiter errichteten Hütte auf das köstlichste zu bewirthen ;
besonders reich war die Tafel mit verzuckerten Früchten besetzt, deren
Zubereitung in Brasilien als ein wichtiger Theil der weiblichen Haushaltungskunst
betrachtet wird. Die zahlreiche Gesellschaft kehrte erst bei
Mondschein nach Tejuco zurück, indem sie sich unterwegs mit heiteren
*) Die Goldhrystalle, welche im Diamantendistricte gefunden werden, gehören wie die
der Diamanten hauptsächlich der Octaëderform an. Man findet reine Octaëder, andere mit abgestumpften
Ecken, oder plattgedrückte mit abgestumpften Ecken und Kanten, ausserdem besonders
Tetraeder. -Oft sind die Krystalle in Folhetas zusammengehäuft.
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