Fünf t e s Kapi tel .
Seereise von S. Luiz nach S. Maria de Belem, Hauptstadt
der Provinz von Gram Para.
D i e Schiffahrt zwischen dem Cabo de S. Roque und der Mündung des
Amazonenstromes ist zwar jetzt sehr frequent, wird aber immer noch
für gefährlich gehalten, so dass viele Seeleute den bereits hundertjährigen
Vorschriften des M an o e l P im en t e l folgen, welcher die Fahrt nach Maran-
häo nur während der Regenzeit empfiehlt. E r räth, diesen Hafen in den
Monaten December bis Julius zu besuchen, weil während derselben das
Land klar erscheint, und nicht von jenen dicken Nebeln umlagert wird,
welche die Annäherung um so gefährlicher machen, als meistens zugleich
mit ihnen stärkere Winde, aus O., N. O. und O. N. O ., herrschen. Sowohl
diese Winde, die, mehr oder weniger stark, hier fast das ganze
Jahr hindurch wehen, als die Bewegung der Gewässer längs den Küsten,
welche hier, sowie an andern Orten unter der Linie, vorzugsweise nach
W . gerichtet ist, erleichtern die Schiffahrt gegen die nördlichsten Küsten
Brasiliens hin. Mit .Rücksicht auf diese Verhältnisse pflegen nach Maran-
hao bestimmte Schiffe aus Europa weiter südlich, in der Nähe von Ponta
Macoripe (3° 4o/ 3o/y s. B.) Land zu machen, und von von da aus, in
einer Entfernung von sechs bis sieben Meilen vom Lande, westnordwestlich
zu steuern. Diese Richtung des Weges entspricht auch der Länge,
in welcher solche Schiffe am zweckmässigsten den Aequator durchschnei-
den (zwischen 270 und 3o° westlich von Grenwich), indem sie, sich
weiter östlich haltend, die Küste von Brasilien zu südlich erreichen, bei einer
westlichen Fahrt dagegen Gefahr laufen, in der Nähe der Insel Fernando
Noronha auf die Roccas, eine Reihe gefährlicher Klippen (in 3 °
5a/ 3 o " s. B. und 33° 3 i ^ w. Länge von Grenwich) zu stosSen. Uebri-
gens begünstigen die, an dieser Küste herrschenden, Winde sowohl das
Ein- als das Auslaufen zu jeder Jahreszeit, und der-Seemann hat hur die
zahlreichen Sandbänke und Canäle, und die Zeiten des-hohen und niedrigen
.Wasserstandes zu berücksichtigen, um an diesen verrufenen Küsten
mit Sicherheit zu segeln. Auch finden sich erfahrne Lootsen, welche die,
andern Augen fast unscheinbaren , Merkmale längs dem niedrigen und
einförmigen . Continente mit grösster Zuversicht zu benützen verstehen.
W i r hatten ebenfalls einen Pratico an Bord genommen, welcher uns,
ganz nahe an . der Ponta de Area und dem F o r te de S. Marcos vorüber,
durch die Untiefen bis jenseits im Westen von der Mittelbank geleitete,
und gegen Abend, in seinem kleinen Nachen, zur Stadt zurückkehrte. Der
Meeresgrund vertieft sich auf dieser nordwestlichen Richtung allmälig bis
zu dreizehn Faden, und sobald der Seemann hier den Morro de Itaco-
lumi, einen keilförmigen Berg am Eingänge der Bai von Cumä, in der
Richtung von N. W . erblickt, darf er sich, gegen N. wendend^"und
mehrere Legoas von der Küste entfernt, einer sichern Fahrt überlassen.
Ein günstiger Ostwind führte uns die Nacht hindurch; doch steuerte man
immer nur mit wenigen Segeln. Mit Sonnenaufgang waren wir der Bahia
de Cabello da f^elha gegenüber. Die Küste erscheint in ihrer ganzen
Ausdehnung niedrig, mit dichtem Manglegebüsch umsäumt, zwischen
welchem sich hie und da Strecken eines weissen Sandufers ausbreiten.
Um eilf Uhr vor Mittag passirten wir die Breite der Ilha de S. Joäo,
nordwestlich vom Eingänge der Bai von Tury-agü. Dieses Eiland,.etwa
drittehalb Meilen lang, sehr niedrig und dichtbewachsen, ist unbewohnt,
obgleich es frisches Wasser , und auf der nördlichen, und nordöstlichen
Seite einige sichere Rheden für kleinere Fahrzeuge besitzt. Die Bai von
Tury-dgu hat eine sehr bedeutende Ausdehnung; die Endpuncte ihres niedrigen
waldigen Ufers verlieren sich für den Schiffer, der hier, wegen
der. Sandbänke, weiter seewärts steuert, am Horizonte. Der Rio Tury,
Grenzfluss zwischen den Provinzen von Maranhäo und Para, ergiesst sich