nordwestlich von Congonhas in grossen Quarzgängen sehr reine Bergkry-
stalle enthält, und bei Sete Passagem, drei Legoas weiter, hoffnungsreiche
Spuren auf Gold zeigt; auf ihm erschien aber von hier aus eine
uns bisher fremde Bildung, welche dem Gebiete des Rio de S. Francisco
eigentümlich, und namentlich auf unserem W e g e längs dem Rio
V e rd e sehr ausgebreitet ist. Grosse Lager eines fahl- oder hellockergelben
weichen Mergels füllen Niederungen des Quarzschiefers und überdecken
Anhöhen desselben, oft in der Mächtigkeit von zwei- bis dreihundert
Fuss. Diese aufgeschwemmte Gebirgsart ist meistens geschichtet,
fallt gegen W . ein, und streicht mit verschiedenen Abwechselungen zwischen
N. nach S. und N. N. O. und S. S. W . In diesem Mergel ist
Salpeter enthalten, welchen die, hier minder häufigen Quellen auflösen,
und, oberhalb des Quarzschiefers, zu Tage führen. Das meiste Trinkwasser
ist daher von einem eckelhaft kühlenden Geschmacke und scheint eine
der Hauptursachen der kalten Fieber, welche in dem grossen Gebiete des
Rio de S. Francisco so häufig und so verheerend sind. Das einzige
Mittel, besseres Wasser zu erhalten, wäre, Brunnen in den Quarzschiefer
zu graben, allein die Trägheit der Bewohner begnügt sich mit Cistemen,
welche das Uebel oft noch ärger machen. W o dieses salzige Wasser
(Aqua salobra) sich in kleinen Teichen ansammelt', fanden w ir diese mit
Armleuchtern (Chara domingensis, Tarpi) und Wasserfaden (Conferva
fascicularis, Mert.') angefüllt, welche Süsswasseralgen im Allgemeinen in
den heissen Gegenden Brasiliens viel seltner sind, als bei uns. Das Hornvieh,
welches in grossen Heerden auf diesen Auen weidet, sucht das Salz mit Begierde
auf, und leckt, oft in langen Reihen friedlich versammelt, an den steilen
Gehängen (Rarreiros). Je weiter w ir in diesen Gegenden fortschritten, um so
eigenthümlicher gestaltete sich die Physiognomie der Landschaft: öde Flächen
mit dürrem Grase, verkrüppelten Bäumen, und hie und da mit der erwähnten
dickköpfigen und einer stammlosen Stachelpalme (Astrocaryum campestre,
Mart. Palm. t. 63. 64«) besetzt, in muldenförmige Thäler nach mancherlei
Richtungen vertieft, und von zahlreichen Straussen, Rehen und Armadillen
belebt. Von letzteren Thieren, die eben so wunderbar erscheinen durch
die künstliche Construction ihres Panzers, als durch die unglaubliche Kraft
und Schnelligkeit, womit sie den Boden aufzuwühlen pflegen, fanden wir
hier zwei Arten, das Tatu Canastra {Dasypus Gigas, C«u.) und das Ta-
tu Bola {Dasypus novemcinctus, Lini). Die erstere, welche an Grösse
einem halberwachsenen Schweine .gleichkommt, wird von den Eingebor-
nen nicht gegessen, weil man das sehr fette und dabei zähe Fleisch für
fiebererregend hält; die andere aber, welche den Namen (Kugel-Arma-
dill) davon hat, dass sie sich ganz kugelförmig zusammenrollen, und unter
den Schildern verstecken kann, liefert ein sehr schmackhaftes Essen.
Am 12. Julius erblickten w ir vor uns einen Theil der Serra de
Bento S oa r es, und erreichten gegen Abend das A r ra y a l de Formigas.
das in einem Thale an dieser niedrigen Bergreihe liegt. Die Bewohner
dieses kleinen, aus einigen Reihen niedriger Lehmhütten bestehenden
Dörfchens, sind, als Söhne des Sertäo, durch ihre Rauf- und Raublust
übelberüchtigt, und schienen auch die schöne Tugend der Gastfreundschaft
mit ihren Nachbarn nicht zu theilen; w ir mussten froh seyn, in einer offenen
Einkehr auf dem Markte Unterkunft zu finden, bis uns der gefällige
Pfarrer in seine Wohnung einlud. Formigas treibt Handel mit den
Producten des Sertäo: Rindvieh und Pferden, Häuten von Ochsen, Rehen
und Hirschen, letztere roh gegerbt, Speck, vorzüglich aber mit Salpeter,
welcher sich in den benachbarten Kalksteinhöhlen in grosser Menge findet.
Diese Höhlen hatten auch in derBeziehung ein grosses Interesse für
uns, dass sie ungeheure Knochenreste unbekannter Thiere enthalten sollten,
von denen w ir schon oft im Sertäo hatten reden gehört. In dem
Gebiete von Formigas befinden sich mehrere Salpeterhöhlen: die Lapa
do Rio Lagoinha, die Lapa do MireUis am Flüsschen P a cu h y , aus
welcher viertausend Arrobas Salpeter gewonnen worden, die Lapas do
Cedro , do B a r it i, do Boqueiräo u. s. w . Die wichtigste aber von allen
schien uns die Lapa Grande, weil in ihr die erwähnten Reste urweltlicher
Thiere gefunden worden waren. Sie liegt anderthalb Legoas westlich von
dem Dorfe, in einem Berge, welcher Serra de Vicente oder Cabecei-
ras do Rio dos B o y s genannt wird. Dieses niedrige Gebirge erhebt
sich kaum vierhundert und fünfzig Fuss über F o rm ig a s, und besteht
aus drei durch seichte Thäler getrennte Bergreihen, deren erstere wir
übersteigen mussten. Der W e g führte in einem lichten Catingawäldchen,