Reich thum ihrer Gegend, und viele tausend Arrobas wurden nach Bahia
und Rio de Janeiro versendet, wo die Arroba vier- bis fünftausend Reis
kostete, während sie im Orte der Erzeugung um zweitausend zu erhalten
war. Zur Zeit unserer Anwesenheit wurden die meisten Sendungen nach
der Pulverfabrik von Rio de Janeiro gemacht. (2 .)
W i r verliessen Formigas am 17. Julius, und nahmen, in der Richtung
nach N. W . , den W e g gen Contendas, ein ähnliches, zwei Tagereisen
entferntes Dorf. Die Gegend wird gegen W . vpn den Kalkbergen
begrenzt, in welchen w ir die Lapa Grande besucht hatten, und
ist mit zerstreut, jedoch nahestehenden verkrüppelten Bäumen (Taboleiro
coberto) bedeckt. An dem Ursprünge des Riachäo, eines hellen und trinkbaren
Wassers, welches in den P a cu h y fallt, übernachteten w ir im freiem
Felde. W i r liessen es bei diesem ersten Bi vouacq imSertäo an keiner Vorsichtsmaasregel
fehlen: die Lastthiere und Pferde wurden mit zusammengebundenen
Vorderfüssen in eine benachbarte natürliche Verzäunung getrieben,
vor deren Eingänge Einer der Treiber sich auf eine Rindshaut
niederstreckte; zahlreiche Feuer wurden im weiten Kreise um das Lager
angezündet und der Arieiro ward beordert, mit uns abwechselnd Nachtwache
zu halten. Die Erfahrung zeigte, dass diese Vorkehrungen nicht
am Unrechten Orte waren, denn kaum war das frugale Nachtmahl von
Bohnen und Speck, wozu Dr. S p ix noch die Ausbeute seiner Jagd ah einigen
Papageien geliefert hatte, verzehrt, und die Reisegesellschaft in ihren
Hangmatten zur Ruhe gegangen, als die Wache uns durch einen Flintenschuss
aufschreckte. In demselben Augenblicke, brachen die Maulthiere unter ängstlichem
Schreien, aneinander gedrängt, aus ihrer Hut hervor, von einer grossen
gefleckten Onze [Felis Onza, L i) verfolgt, die sich jedoch beim Anblick
der Feuer langsam entfernte. Der wachthabende Führer behauptete auf eine
andere geschossen zu haben, und dies wurde uns wahrscheinlich, da diese
Thiere häufig paarweise auf Raub auszugehen pflegen. Nach solchem Abentheuer
war es um die Ruhe des Bivouacqs geschehen, und die aufgehende
Sonne fand uns wieder auf dem Marsche nach Riachäo, einer sechs Le-
goas entfernten Fazenda, wo w ir einen Tag verweilten, um Jagd auf die
schönen Wasservögel zu machen, welche die benachbarten Teiche bewohnen.
Zwischen dem Flüsschen Riachäo und Contendas tritt hie und da
die früher erwähnte Formation von Mergelschiefer auf dem Kalke hervor,
deren Gewässer mehr oder weniger salzreich sind.
Contendas hatten w ir längst zum Standquartiere ausersehen, um diePro-
ducte des Sertäo, namentlich aus dem Thierreiche, zu sammeln, und w ir gaben
daher gerne der dringenden Einladung des dortigen Pfarrers nach, in seinem
Hause einige Wochen zu verweilen. Senhor A n t o n io N o gue ir a D ua rt e war
uns so nahe verwandt durchseinen regen Eifer für Naturgeschichte, dass es
der mannichfaltigen Empfehlungen an ihn nicht bedurft hätte, um ihn zum
thätigen Gehülfen in unserer Unternehmung zu machen. Vielseitige Kenntnisse,
ein heller, durch mehrjährigen Aufenthalt in Europa und durch
grosse Lebenserfahrungen gereifter Geist machten den Umgang mit diesem
vorzüglichen Geistlichen ebenso lehrreich, als er anmuthig war
durch die Heiterkeit seines Gemüthes und die Lebendigkeit seines Humors.
In dieser Gesellschaft vergassen w ir die Einsamkeit des Sertäo und die
Mühseligkeiten der Jagden, welche unser Wirth nach den verschiedenen
Thieren eifrig mit uns anstellte. Die Umgegend von Contendas und der
ganze ihr ähnliche Landstrich zwischen den westlichen Nebenflüssen des
Rio Ve rde Grande und dem Rio de S. Francisco wird mit dem Namen
der Campos Geraes de S. Felipe bezeichnet, und von den Einwohnern,
sowie das benachbarte hochliegende, grösstentheils mit Flurvegetation bedeckte
Minenland, durch die Benennung Geraes dem Flussthale des Rio de
S. F rancis co, der Be ira do R io , entgegengesetzt. In diesem hügeligen
Gebiete, dessen Formation der erwähnte Kalkstein ist, bieten die Catingaswaldungen,
die Fluren mit einzelnen Zwergbäumen und die sumpfigen
Niederungen drei verschiedene Arten von Jagd dar. In den Waldungen
suchten w ir mit Hülfe einiger Jagdliebhaber und ihrer gut abgerichteten
Hunde das Hochwild, Schweine, Rehe, Onzen und den Tapir auf. Die
Jagd auf den letzten ist besonders angenehm, weil sie zugleich gefahrlos
ist. Mehrere Jäger stellen sich in den Niederungen de8 Waldes, durch
welche die Tapire aus den benachbarten Smnpfwiesen zu wechseln pflegen.
Ein jeder nimmt seinen Stand an einem starken Baume, um sich,
das Thier gerade auf ihn zulaufen sollte, dahinter verbergen zu kön-
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wenn