Tage. Er ist bald feinkörnig, von weissgelblicher Farbe’, bald sehr grobkörnig, porös, trümmerweise
mit Sandeisenstein durchsetzt, und enthält bisweilen grosse glattgerollte Quarzgeschiebe.
(2 .) Bänke" von Seemuscheln erscheinen nicht blos auf dem Cpntinente, sondern in
grösserer Ausdehnung an der Küste des Meeres. Die Schalen gehören blos jetztlebenden
Seeconchylien an, wie z. B. der Ostrea edulis, Arten der Gattungen Tellina .und Fasciolaria.
Sie sind gewöhnlich nur wenig verändert. Oft ist das Bindemittel, der Sand des Meeres, so
überwiegend, dass man dieses, sich noch fortwährend erzeugende Gebilde als-Baumaterial benützen
kann; wenn aber die Masse der Seemuscheln überwiegt, wird Kalk daraus gebrannt. Muschelbänke
, welche schon .vollkommen in Marmor übergegangen sind, werden von M. F. da
Camara in der bereits citirten Schrift (Ensaio de descrippäo fizica e economica da Comarca dos
Hheos S. 3o8.) in der Comarca dos Ilheos angegeben, sind aber auf den von mir besuchten Orten
nicht beobachtet worden. Die Gegenwart dieser Muschelbänke, ferner der Corallen, sogar
mehrere Meilen von der Küste entfernt, und die ganze Bildung des Landes in dieser Breite,
scheint anzudeuten, dass.das Meer hier mehr und mehr zurücktritt, und die Erzeugnisse seiner feuchten
Tiefe allmälig dem festen Lande überliefert. Ein längerer Aufenthalt an dieser Küste hätte
uns vielleicht eine nicht geringe Lese an verschiedenen Arten von Corallen verschafft. Z u den
Arten, welche wir, als an der Lagoa de Älmada gesammelt, bereits erwähnt haben, kommt
noch: Madrepora Uva, die wir neben M. astroides und acropora, in dem Binnenwasser von
Camamü bemerkten. — An den südlicheren Küsten, besonders von Porto Seguro, und an den
Abrolhos sollen die Fischer, welche sich dort mit dem Fange und der Zubereitung der Guaroupa,
— eines sehr wohlschmeckenden Fisches, der gesalzen weit versendet wird •— beschäftigen, nicht
selten köstliche und sehr grosse Corallen fischen.
( 3.) In den Wäldern von Almada werden spätere Reisende Gelegenheit finden,, die
merkwürdigsten der brasilianischen Bau- und Farbhölzer in Blüthe und.Frucht zu beobachten,
und dadurch eine fühlbare Lücke ausfüllen, indem bis jetzt nur die wenigsten derselben systematisch
bekannt sind. Die sogenannten Madeiras oder Paos de Zey .-f deren Fällung den Einwohnern
untersagt oder von der Regierung nur für bestimmte Zwecke imeinzelnenFalle erlaubt ist),
erscheinen hier als so ungeheuer hohe Bäume, und ihre Blüthenzeit ist verhältnissmässig so
kurz, dass die Versuche des Reisenden, sich ihre Blüthen zu verschaffen, oft fehl schlagen.
Jacarandä branco und preto-, Ademo und Päo d’ arco hält man hier für die besten Hölzer in der
Erde; Vinhatico, Piqui und Butumuju sind geeignet zum Wasserbaue, die beiden letzteren besonders
zu Wasserrädern. Sabucaja, Jequetibü und Jatahy (Jatai) oder Quebra Machado werden
besonders zu den grossen Kähnen, worauf dieÜheanos ihre Flüsse befahren, gebraucht, und nach
Bahia in die Schiffswerften ausgeführt. Angelim, Loiro, Giboja, Masaranduba, Sucubira dienen
zum Haus- und Mühlenbaue. Päo d’Estopa (eine Art Lecythis) liefert.einen sehr zähen, faserigen
Bast in grosser Menge, >der zum Kalfatern de^Schiffe. gebraucht wird. Von heilkräftigen
Pflanzen sind hier die brasilianische Muskatnuss Bicuiba 0 Tyr^stica ojficinalis, Mart.), eine Art
von unächter Salsaparilha (Herreria Salsaparilha, Mart■ )’, und ein Hülsenbaum (wahrscheinlich
aus der Gattung Myrospermum) liefert einen, dem ächten peruvianischen sehr ähnlichen Balsam,
den die Indianer in den büchsenartigen jungen Früchten der Sabucaja, an die Küste von Ilheos,
häufiger aber an die der Provinzen von Porto Seguro und Espiritu Santo, bringen, von wo aus
er nach. Bahia verschickt wird. Vielleicht gehört diesen Wäldern auch der, mir* unbekannte, Baum
m
an, von welchem ein Harz von sehr schöner gelber Farbe und grosser Durchsichtigkeit in kleinen
Stückchen gesammelt wird, das man mir in Bahia unter dem Namen: Breu-Lacre do Sertdo
oder Breu de Imbirufü zeigte. Es ist dies dieselbe Substanz, welche die Indianer am Rio To-
cantins zu glänzenden Stängelchen umgeformt in den durchbohrten Ohren und Lippen zu tragen
pflegen. Nach den Untersuchungen meines Freundes, Dr. Büchner, eignet sich aber dies Harz,
seiner Farbe und Durchsichtigkeit ohngeachtet, schwerlich zu Lackfimissen, weil es zu weich
ist, und in Alkohol aufgelöst nur einen unansehnlichen Ueberzug bildet.
( 4.) Das Fest in den ersten Tagen des nenen Jahres, dessen Zeugen wir in der Villa
dos Ilheos waren, dürfte ganz besonders den Volksfesten analog seyn, welche, wahrscheinlich
Ueberreste der Saturnaliën, in Comwallis in der Weihnachtswoche aufgeführt werden, und den
Ritter S. Georg sowie seinen heidnischen Gegner in Versen sprechen lassen. Im Norden von England
und in Schottland werden ähnliche Vorstellungen von Vermummten, den sogenannten Gui-
zards, gegeben, die von Haus zu Haus ziehen, ebenfalls inVersen sprechen, und den heidnischen
Gegner, als eine komische Person, unter dem Namen des Galathiers darstellen. So beredt, als
diese englischen Volksschauspieler geschildert werden, waren aber die brasilianischen nicht; nur
bei der» Festgelage wurden , sie lauter und lauter, indem sie die Tanzmusik mit abgerissenen Strophen
von Volksliedern begleiteten. Die letzteren sind grösstentheils voll von provincieilen Beziehungen,
und bisweilen von der Erfindung der Tanzenden seifest Manche dieser Strophen sind
sehr witzig, andere lasciv. Den Landum hörten wir unter andern mit folgenden Worten begleiten:
Ent endo, que Vossa Merce m’entcnde,
Entendo, que Vossa Merce m’engana,
Entendo, que Vossa Merce ja tem
Outro amor ao quem mais ama.
Auch die folgenden Verse, welche in der Musikbejlage bereif mitgetheüt wurden, |iöyt
TTifin in der Provinz Bahia bei ähnlichen Tänzen singen.:
Huma Mulata bonita näo careza rczar;
Abasta o mimo, que tem, para a sua alma salvar.
Mulat a, se eu podera no mundo foymar altar,
Nelle te collocaria, para o povo te adorar.
Die Tonda und die Bähiana sind ebenfalls dem Landum ähnliche,- aber im Rhythmus (und
erster« durch Stampfen mit den Füssen) verschiedene IJationaltänze in der Provinz Bahia. |Sm
leises, nach und nach verstärktes Zischen, Schnalz.«»! ruit der Zunge, stöhnende Laute oder
abgebrochene Worte, welche die Tanzenden hören lassen, sind allen diesen wohUüstigen Tänzen
eigen.
(5 .) Die Ansicht der ausgedehnte11 Rä’nke einer aufgelösten und mit dem Sande des Meeres
7iT!SoTT1T1?ATIgft^aM>:ftn Steinkohle zwischen der Serra Grande und der Fazenda Tejuipe, zusammengehalten
mit dem "Erscheinen reicher Lager einer sehr schönen Blätterkohle in der Nähe der
Mündung des Tapagipe und einer Braunkohle in dem Kqhlensandstehje, welcher ?unäcfest dey
Stadt Bqhia. auf Homblendegestein und Grapit. gelagert, unmittelbar ap der I$H$te hervortritt,
lassen darauf schliesseu, dass die Steinkohlenformation hier in grosser Ausdehnung herrscht, und
genauere Nachforschungen nach brauchbaren Steinkohlen günstigen Erfolg haben werden.
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jf