der Verwaltungsgegenstände, wie namentlich das Accisewesen, sind dem
Stadtmagistrate untergeben. Um die Interessen des Handels zu berücksichtigen
, besteht eine Meza da Inspecgäo do Commercio, ijnter dem
Vorsitze des Intendente do O iro } . zwei Mitglieder (Jiese^ Commerzcollegiums
sind Kaufleute,- zwei andere Zucker - und Tabacksbauer. .• Zur
Wahrung der Rechte fremder Unterthanen bestehen hier von den meisten
handelnden Nationen, neuerlich auch.von Baiern,) eingesetzte Agentschaften
und Consulate, • und sie sind hier an ihrem Platze, denn Bahia ist
ohne Zweifel der .reichste und thätigste Handelsplatz von ganz Brasilien.
Von der Einfuhr in diesen Platz gilt im Allgemeinen dasjenige, was
früher über Rio de Janeiro gesagt worden ist; die verschiedenen*.Länder
und Häfen senden auch hierher dieselben Artikel, und in ähnlichem; jedoch
bei weitem grösseren Verhältnisse, denn man darf den Werth der jährlichen
Einfuhr auf 9,450,000 bis 10,000,000 Gulden anschlagen. Europäische,
nordamericanische und africanische Artikel werden in-grÖsserer, ostindische
aber in geringerer Menge, als in Rio de Janeiro eingeführt. Sehr bedeutend ist
die Importation von getrocknetem und gesalztem Rindfleische {Carne seca,
charqueada) aus Buenos A y r e s und Rio Grande do Sul, behufs des Unterhaltes
der so zahlreichen Sclaven. Von letzteren werden jährlich im
Durchschnitte 12,000, und grösstentheils aus-ßfosämbique eingeführt, und
die Sclavenhändler schlagen den Werth eines Negers etwa auf 140,000
bis i 5o,000 Reis (38g bis 416 Gulden) an. Die Artikel, welche, zugleich mit
den Negern aus jenen Ländern eingeführfc werden,“ sind dieselben, wie -in
Rio de Janeiro. Aus den benachbarten Kleineren Häfen Und aus dem Innern
der Provinz kommen die Landesproducte hierher zur Verschiffung
nach Europa. Die Ausfuhr nach allen maritimen Staaten Europa^, nach
Nordamerica und den portugiesischen Inseln begreift hauptsächlich folgende
Artikel: Zucker, Kaffe, Taback, Baumwolle, Rum, Melasse, Fischthran,
Talg, trockengesalzene und gegerbte Rindshäute, welche, so wie Ochsert-
hörner und Hömerspitzen, grösstentheils aus den südlichen Provinzen
hierherkommen, Reis, Blau- und Gelbholz, etwas Ipecacuänha, Cacao,
Pfeffer, Ingwer, Indigo und Fischleim. Bahia ist der. Haupthafen für die
kleineren Küstenplätze, wie für das Innere, und s.pedirt dahin alle europäischen,
nordamericanischen und ostindischen Artikel. Der lebhafteste
Verkehr findet zwischen Bahia und den nördlichen Küstenstädten, J^illa do
Conde, Abbadia, Sergipe SlE I R e y und dem A r ra y a l Laranjeiras de
Cotinguiba Statt; woher jährlich gegen zweitausend Zuckerkisten nach der
Hauptstadt kommen. Ins Innere, und besonders nach Goyaz, Piauhy und
Pernambuco werden sehr zahlreiche Trupps der unglücklichen Schwarzen
getrieben, welche der Menschenhandel hierher bringt. Die drei Hauptstrassen
, auf denen der Handel nach dem Sertäo geführt w ird , sind die
über Conquista und R io Pardo nach Minas Geraes, über Rio de Con-
tas nach Goyaz und Matto - Grosso und über Joazeiro nach den nördlichen
Provinzen Pernambuco, Piauhy u. s. w . Auf diesen Strassen laufen aber
keine regelmässigen Briefposten, wie sie längs der Meeresküste, über
Sergipe d E l R e y , Alagoas u. s. f. nach Pernambuco und Maranhäo
bereits seit mehreren Jahren im Gange sind. Der Wichtigste aller ba-
hianischen Artikel ist der Zucker , dessen Ausfuhr im Jahre 1817 auf
1.200.000 Arrobas (in ohngefähr 27,300 Kisten), und im Jahre 1818 auf
29,575 Kisten (zu vierzig bis fünfundvierzig Arrob. netto) stieg. Bereits
im Jahre 1807 betrug die Ausfuhr dieses Artikels gegen 26,000 bis
27.000 Kisten, und- sie hat sich seit jener Zeit verhältnissmässig nur wenig
vermehrt, indem mit Sicherheit angenommen werden darf, dass die
5 i 1 Engenhos, welche Zucker zur Verschiffung nach Bahia senden, nicht
mehi’ als 3 o,ooo Kisten, die Landesconsümtion abgerechnet, produciren *).
Die Ausfuhr der Baumwolle hat in den letzten Jahren, vorzüglich wegen
der überspannten Nachfrage der Engländer, bis auf 40,000 Säcke zu-
genommen; • die des Tabacks hingegen hat sich beträchtlich vermindert,
und darf nur zu 200,000 Centner angeschlagen werden. Reis, grösstentheils
in der Comarca von Ilheos gebaut, wird im Verhältnisse zur Ausdehnung
und Fruchtbarkeit des Landes nur in geringer Menge, etwa zu
12.000 Centner, ausgeführt. Die Zahl der gegerbten und der gesalzenen
Häute wechselt zwischen i 5 bis 3 o,ooo. Von Zuckerbranntwein (Cachassa)
*) Diese, mir von Hm. Marschall F elisberro Caldeira, einem* der grössten Plantagenbesitzer
, angegebene. Summe bleibt um mehr als die Hälfte hinter der Schätzung des Hm. von
Humboldt und des Hm. Aug. de St. Hilaxre zurück, deren Ersterer für Bahia eine Ausfuhr
von 100,000, Letzterer von 60,000 Kisten annimmt. S. v. Humboldt Voyage IH. S. 4i3.