der Augen selbst gesellen sich namentlich das Glaucoma und der graue
Staar gerne zu dem A r cu s senilis. Noch eine Krankheit, derer w ir als
im Diamantendistricte besonders häufig erwähnen müssen, ist das sogenannte
M a l de sete d ia s , welches sich bei Kindern nach der Geburt
cinstcllt, und, wenn es sie bis zum siebenten Tage nicht getödtet hat, gefahrlos
verläuft. Dieses Uebel besteht in heftigen Krämpfen der Unterleibsorgane,
von starkem Schmerz begleitet, und wird nach der Meinung
der Verständigeren durch Verwahrlosung oder übermässige Reizung des
Nabelstranges bei der Geburt und Unterbindung verursacht. Wenn die
Kinder nicht unter den Krämpfen selbst erliegen, werden sie oft durch
einen Uebergang der entzündeten Hautdecken und wahrscheinlich auch des
Bauchfelles in Brand hinweggerafft. Diese Krankheit scheint sich unter
gewissen epidemischen, noch unbekannten Einflüssen mit grösserer Gefahr
zu entwickeln, wenigstens hat man Zeiten bemerkt, in denen die Neu-
gebornen viel häufiger von ihr ergriffen und getödtet wurden, als andere.
Schon seit unserer Ankunft, in Tejuco hatte man hier Anstalten
getroffen, das Krönungsfest des Königs, welches zu gleicher Zeit in ganz
Brasilien angeordnet w a r , in patriotischen Festen zu feiern. Der von
Vaterlandsliebe beseelte d a C am a r a , der die Wichtigkeit und Würde
eines Ereignisses fühlte, durch welches Brasilien zum erstenmale den Stempel
selbstständiger Grösse erhielt, wusste auch hier, im Innern des Landes,
diesen Feierlichkeiten sowohl durch Pracht als durch sinnvolle Einrichtung
Bedeutung zu geben. W i r hatten hiebei Gelegenheit, den richtigen
Tact und das feine Gefühl des brasilianischen Sertanejo zu bewundern.
Das Fest begann mit einer Vorstellung in einem hiezu eiligst
auf dem Markte aus Brettern errichteten Theater, wohin sich die Spielenden
und das Volk in feierlichem Zuge begaben. Herolde eröffneten den
Z ug , ihnen folgten das Musikchor und vier Gestalten, welche auf die
ausgebreiteten Besitzungen der portugiesischen Monarchie anspielend, mit den
Emblemen des Europäers, Indiers, Negers und Amerikaners geziert, eine
Weltkugel tragen, auf der das Bild des Königs Don Joäo VI. stand. Den
Beschluss machte in stattlicher Chor von Jünglingen und Jungfrauen, die
als Schäfer und Schäferinnen gekleidet, Blumenguirlanden tragen, und
hiemit, im Theater angelangt, das unter Zuruf des Publikums feierlich
aufgestellte Bild des Monarchen schmückten. Die Chöre führten hierauf
portugisische, ostindische und Neger-Tänze auf, und zum Intermezzo erschienen
vier Harlekine, die mit seltsam burlesken Sprüngen die plumpen Bewegungen
der amerikanischen Wilden parodirend , die zahlreichen Zuschauer
belustigten. Weniger bedeutend war das tragi- komische Stück, „die wiedererrungene
Braut“ . Der Vorhang der Scene stellte den Genius Brasiliens
vor wie er die Hydra der Uneinigkeit zu Boden tretend, den Einwohnern einen
Büschel Aehren darreicht. Das Gemälde war das W e rk eines Brasilianers,
der ohne weitere Anleitung so viel Gemüthliches und so richtige
Verhältnisse nebst zweckmässiger Farbenvertheilung an den Tag gelegt
hat, dass man in einer solchen Anlage mit Vergnügen den Keim schöner
Kunstentwickelung in Brasilien erkennen konnte. Ein nicht minder interessantes
Schauspiel bot die Aufführung von Ritterspielen ( Cavcdcadas) dar.
Ritter in rothem und blauem Sammt, reich mit Gold geziert, und mit Lanzen
bewaffnet, stellten die kriegerischen Scenen zwischen Christen und
Mauren dar, und erinnerten in diesem Wettkampfe an die schöne
romaneske Ritterzeit Europa’s. Ehe diese Kampfspiele begannen, durchkreuzten
sich die christlichen und maurischen Ritter; dann theilten sie sich in zwei
Reihen, und fingen nun an, abwechselnd mit Lanzen, Schwerdtern und
Pistollen auf einander zu sprengen. In einem hierauf folgenden Ringstechen
wussten sie einzeln, von der Loge des Intendanten aus, im schnellsten
Laufe nach dem entgegengesetzten Ende der Bahn hin die dort aufgehängten
Ringe mit grosser Geschicklichkeit abzunehmen. W a r der Held so glücklich,
den Ring mit der Lanze davon zu tragen, so wählte er unter den Zuschauern
eine Dame, sendete einen schwarzen Pagen an sie mit der Bitte
ab, ihr seine Trophäe überbringen zu dürfen, übergab diese, und zog,
die Lanze mit einer Schärpe oder Bandschleife durch die Hand der Aus-
erkohrnen geschmückt, unter dem Schall der Musik triumphirend durch
die Chöre der Ritter. In einem andern Manövre wurde nach aufgesteckten
Körben, welche künstliche Blumen, Früchte oder Thiere des Landes
in sich verbargen, und nach Masken gestochen und geschossen. Ein schönes
Spiel, welches besonders an die Galanterie der Ritterzeit erinnerte,
w a r , dass die Ritter aus Wachs bereitete, mit Blumen gefüllte Granatäpfel,