Da uns dieser fürchterliche Sturm verhinderte, vor Tagesanbruch
von Porto de S. Fe liz abzufahren, so.wurden w ir bei der Reise wäh-
.rend der Morgenstunden durch den Anblick der reizenden Ufer' des Pe-
ruaguagu ( Paraguasü) entschädigt, die im hellsten Sonnenscheine vor
uns lagen. Nichts konnte den an die Einsamkeit des Sertäo gewöhnten
Reisenden lieblicher erscheinen, als diese grünenden, grossentheils sorgfältig
angebauten Hügel, 'auf und an welchen in bunter Reihe Kapellen,
ausgedehnte Höfe, reinliche Landhäuser, W e rk - und Wachthütten der
Neger und Fischer, dunkle Wäldchen und Gruppen von luftigen Cocos-
palmen abwechseln. Der Strom breitet sich bei dem Engenho da Ponte
, zwei Legoas unterhalb Cachoeira, in eine seeartige Fläche aus, auf
der zahlreiche Fischer- und Lastboote in allen Richtungen sich hin und
herbewegend, den regen Handel dieser anmuthigen Gegend beurkunden.
Die F illa de Mardgosipe, ein reicher Flecken im Hintergründe dieser
Bucht gelegen, trägt nicht wenig zu dem starken Verkehr nach Bahia
bei, indem ihre fruchtbare Umgegend oft eine grosse Anzahl von Zuckerfabriken
enthält. Die unseres Freundes d a Ca m a r a , dessen Sohn, nebst
seinem Hofmeister, Senhor V e n a n c io d a C o s t a , einem gebildeten-Minei-
ro , w ir daselbst zu finden das Vergnügen hatten, ist durch die Ergiebigkeit
seiner Zuckerpflanzungen eben so begünstigt, wie durch die unmittelbare
Lage am Wasser. Sie sendet jährlich zehntausend Arroben Zucker
hach der Stadt. Zwei Mühlen, die eine von Ochsen, die andere von
Wasser getrieben, mahlen nicht blos das in der Fazenda selbst gebaute
Rohr, sondern auch vieles benachbarter Pflanzer, welche keine eigen-
thümliche Mühle (Engenho de moer cannd\ besitzen.
Nach einem Ruhetage in diesem schönen Orte setzten w ir die Reise
in dem offenen Boote des Engenho gegen Bahia fort, und bald sahen
w ir uns aus dem schwärzlichen Gewässer des Stromes in die grünen Flu*
then der grossen Bai, Bahia oder Enseada de todos os Santos, hin-
ausgeführt. Die niedrigen Ufer dieses ausgedehnten Wasserbeckens und
seiner zahlreichen Inseln sind gegen das Meer hin grossentheils mit dem
*) Siehe int Atlas die Ansicht „am Bio Peruaguapü.“
dichten Gebüsche der Manguebäume (Rhizophora M ang le , L i) bedeckt;
weiter aufwärts ergötzen sie das Auge durch einen lachenden Wechsel
von Ansichten, gleich jenen am Peruagua<;ü. Diesen angenehmen Eindrücken
konnten w ir uns jedoch nicht lange hingeben, denn da der Wind
plötzlich nach Nord umsetzte, und die .See hoch zu gehen anfing, so
übte die. schaukelnde Bewegung alsbal4',:-auf unser geschwächtes Nervensystem
den übelsten Einfluss aus,# :und w ir schätzen uns glücklich,
nach Mittag in der Rhede der Insel Itaparica, bei dem Ar ra ya l
do Santissimo Sacramento, häufig P~iüa de Itaparica genannt, entlaufen
zu- können. Der Ort macht, vermöge seiner Bauart und der Beschäftigung
seiner Einwohner auf den Reisenden einen ähnlichen Eindruck, wie
die kleinen Flecken an den illyrischen und italienischen Rüsten. Es fehlt
ihm nicht an Kaufläden und Vendas, in denen w ir mit Vergnügen englisches
Porterbier, Chester-Käse und jene vortrefflichen Würste (Lingoi-
f s t ) und Schinken aus Alemtejo bemerkten, welche gegenwärtig einen
nicht unbeträchtlichen portugiesischen Einfuhrartikel ausmachen. An der
Rhede stehen mehrere Thransiedereien, und zahlreiche Schädel und Rippen
von Wallfischen, welche die Luft mit.einem unerträglichen Gestanke
verpesten, beweisen, dass auch jetzt noch die Bemühungen der brasilianischen
Wallfischfänger an diesen Küsten nicht vergeblich sind. Von
dem Cabo de S. Roque bis an den R io de la Plata erscheinen Wallfische
(und zwar Bedaena Mysticetas und Ph y sa la s , L .) in bedeutender
Menge, und die brasilianischen Wallfischianger bringen sie in den Monaten
Juni bis August auf, und versieden den Thran in den Thransiedereien
und Niederlagen (Artnagoes) zu Bahia (wo sich die Thransiedereien
an der B a r ra , zwischen dem Meere und der Capelia de S. Ben-
to befinden), zu I ta p a r ic a R io de Janeiro, Britioga bei Santos, auf
der Hha de S. Catharina und am R io Grande do Sal. Diese Fischer
befahren jedoch die nördlichen Theile von Brasiliens -Küsten keineswegs'
mit grossen Schiffen, gleich denen der nordischen Wallfischfänger oder
einzelner nordamerikanischer Unternehmer, welche bisweilen hierher kommen,
sondern sie gehen nur in Böten auf geringe Entfernung, und oft
nur dann ins Meer, wenn sie vom Lande aus den Wallfisch gesehen
haben. Obgleich diese Art den Wallfischfang zu betreiben, geringere