be uni übrigen physischen Merkmalen gleicht diese Erde ganz der ausserhalb
der Höhle, nur ist sie feiner, und gleichsam wie durch öfteres
Ausschwemmen alkoholisirt. Sowohl diese Eigenlhümlichkeit, als der Umstand,
dass die Wände der Höhle an den Windungen der Gänge-glatt
abgesahliffen, und in verschiedenen Höhen mit mergelartigem Absätze beschlagen
sind4 macht es wahrscheinlich, dass früher reissende Gewässer
durch die Höhle strömten, welche vielleicht auch jene Knochen urweltli-
cher Thiere in diese Felsengrüfte begruben. Dieser Annahme gemäss
dürfte die beschriebene Treppengrotte einst einen unterirdischen Wasserfall
enthalten haben. Nachdem w ir mehrere Stunden lang die Erde nach
Knochenresten durchsucht hatten, durchwanderten w ir noch mehrere Gänge,
in denen vyir nichts Merkwürdiges, als einige tiefe Behälter kalten Wa s sers
in dem Felsen fanden. Alle Gegenden der Höhle, welche eine bedeutende
Ausbeute an Salpetererde geben, waren bedeütend wärmer, als die
davon entblössten Orte; sie zeigten eine Temperatur von 19° R ., während
der Hauptgang nur 17^° R. hatte. Ausser der Höhle stand der
Thermometer in gleicher Zeit, zwischen Ein und Zwei Uhr, auf 31 4 ° R-
Die Höhle soll sich eine ganze Stunde weit, von N. nach S. in den Berg
erstrecken, und ihr Ende ist noch von Niemanden erreicht worden, weil
die Lichter schon früher, in der Nähe eines unterirdischen Baches, ausgehen.
Als wir aus dieser merkwürdigen Gruft heraustraten, war es bereits
dunkle Nacht geworden, und w ir fanden die zurückgebliebenen Führer
beschäftigt, ein Feuer zu unterhalten, das sie am Eingänge angezündet
hatten. Die hohe Feuersäule, welche an dem Gestein aufflackerte,
w a r f weithin durch die kahlen Stämme der Waldung ihren wallenden
Schein, und jagte zahlreiche Rudel von Schweinen (Caytetds, Dicoty-
les torqu.al.us, Cizu.) auf, und der Rauch trieb Schwärme unzähliger
Fledermäuse aus den Ritzen der Felsen, welche uns unter ängstlichem
Gezwitscher umschwirrten. Dies nächtliche Schauspiel*) war uns eben
so neu, als erwünscht die Gelegenheit, mehrere Arten jener gespenstischen
Thiere kennen zu lernen. W irerleg ten drei verschiedene Arten von
Fledermäusen {Molossus obscvtrus, G e o ffr ., M. nasqfus und Probosci-
*) S. die Vorstellung davon in Martius Nov. Genera et Species Palmarum t. 80.
dea saxatilis, S p ix Sim. et Ve sp. t. 35. / . 7 .8 .) , welche hier gemeinschaftlich
nisteten. Diese Arten sind im ganzen Sertäo vonMinas, namentlich
aber am Rio de S. Francisco , wo die vielen Ritzen und Höhlen
der kahlen Kalkgebirge ihnen gute Herberge darbieten, ausserordentlich
häufig, und sie fallen bisweilen das Vieh bei Nachtzeit in so zahlreichen
Schwärmen an, dass die Einwohner gezwungen werden, ihre Fazendas
zu verlassen', und in ruhigere Gegenden zu ziehen. Deshalb ist es nichts
Seltenes, dass man gegen die blutsaugenden Ruhestörer zu Felde zieht.
Die Fazendeiros pflegen dann an hellen, windstillen Tagen Tabakrauch
und Schwefeldampf unter ihre Schlupfwinkel zu machen, und tödten die
betäubt Herabfallenden zu Tausenden. Pferde leiden von diesen schädlichen
Thieren noch mehr, als das Rindvieh, und sind oft nach einer Aderlässe
so schwach, dass sie am nächsten Tage keine Arbeit verrichten
können. W i r machten die Bemerkung, dass solche arme Thiere oft mehrere
Nächte hintereinander heimgesucht werden, was theils dem Blutge-
ruche, theils der zunehmenden Schläfrigkeit zuzuschreiben seyn dürfte.
Am häufigsten setzen sich die Fledermäuse an die Vorder- und Hinterschenkel,
wo sie mit grosser Geschicklichkeit die Venen finden, welche
sie, unter anhaltendem Flügelschlage, mit einem leichten Biss eröffnen.
Die Bereitung des Salpeters aus der Erde dieser und anderer Höhlen
in der Nähe von Formigas ist sehr einfach. Man laugt die Erde mit
Wasser aus, dickt die Lauge durch Abdampfen ein, mischt sie darauf mit
gemeiner Pottaschenlauge, und giesst die Flüssigkeit, nachdem sie einen
starken Bodensatz gemacht und sich geklärt hat, in grosse hölzerne Tröge,
worin der Salpeter in ziemlich reinen Krystallen anschiesst. Für neue
Erdlauge wird die zurückbleibende Mutterlauge benützt, und dasselbe V e r fahren
wieder begonnen. Der Reichthum an Salpetererde ist sehr ungleich,
sowohl in den verschiedenen Höhlen, als an einzelnen Orten derselben; in
den tiefsten, unzugänglichsten Stellen ist sie gewöhnlich am besten, und
zwar dann meistens von gelblicher Farbe und etwas feucht. W o sich
Wasseransammlungen finden, haben diese die Erde ausgelaugt, welche
sodann keinen Salpeter enthält. Solange die Ausfuhr des Salpeters aus
Brasilien erlaubt wa r , benützten die Einwohner von Formigas diesen
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