Anschaffung bergmännischer Gerätschaften, den Bau von Maschinen und
die Besoldung- des zahlreichen Beamtenpersonals zu bestreiten, erhält die
Junta diamantina jährlich dreimalhunderttausend Crusados aus dem Aerar
vort' Villa Rica. Einmalhundert und zwanzigtausend Crusados werden
gegenwärtig von dieser Summe für die Besoldungen, hunderttausend für
Einlösung von Schuldverschreibungen der Junta verwendet, welche diese
in früherer Zeit, wo man sehr kostspielige Bergarbeiten unternahm, bis
zu der grossen Summe von einer Million Crusados statt baarer Zahlung
ausgegeben hatte. Die ganze Schuld soll in zehn Jahren getilgt und es
soll sodann wieder mit einer grösseren Anzahl Neger gearbeitet werden.
Die Regierung hatte früher auf das strengste verboten, innerhalb
des Districtes nach Gold zu waschen, weil sie das Terrain unaufgeschlossen
bewahren und die Auffindung der Diamanten sich Vorbehalten wollte.
Durch wiederholte Vorstellungen jedoch in Rio de Janeiro hat es der
Intendant dahin gebracht, dass nun auch in der Demarcation an Orten,
die von der Junta ausgewählt sind, Goldwäschereien angelegt werden.
Solcher Concessionen sind an die Bewohner des Districtes bereits zweihundert
erlassen worden. D a Cam a r a führte' für die Ertheilung dieser Er-
laubniss vorzüglich die Gründe an, dass goldreiche Gegenden meistens
arm an Diamanten seyen, dass das Aerar für den Verlust durch Unterschleif
von Diamanten reichlich entschädigt werde, indem es den Gold-
fünftheil aus den aufgeschlossenen Ländereien bezöge, und dass die Verschiedenheit
der Manipulation bei beiden Arten des Bergbaues den Goldwäschern
nicht möglich mache, zugleich Diamanten zu sammeln. Diese
Gründe haben sich in der Erfahrung vollkommen bestätigt, und vieles
Gold, welches sonst durch die Flüsse dem Meere zugeführt worden wäre,
ist dadurch erhalten worden. Wenn auch bisweilen Edelsteine in den
Goldwäschereien Vorkommen, so werden sie, wie wir selbst Zeugen waren,
von den Besitzern der Minen an die Junta da Extracgao dem Gesetze
gemäss abgeliefert.
Viel bedeutender als der Verlust durch die im Diamantendistricte
erlaubten Goldwäschereien ist derjenige, welchen die Krone durch Diamäntschleicher
oder sogenannte Grimpeiros erleidet. Diese Leute durchsuchen
in den entlegensten Theilen des Districtes das Gerolle der Flüsse und
Bäche, oder stehlen sich zur Nachtzeit in die königlichen Servipos an
den Ort, wo Gerolle zum Waschen bereit liegt und entwenden von demselben.
Nicht selten sind es selbst entlaufene Sclaven, welche ihren Aufenthalt
in unzugänglichen Felsenklippen und Gebirgsschluchten nehmen,
und von hier aus Diebereien aller Art bewerkstelligen. Die grösste Aufmerksamkeit
möchte jedoch auf die im Dienste der Junta diamantina selbst
arbeitenden Neger nothig seyn. Unglaublich ist es, welche mannigfaltigen
Arten des Betrugs die schon von Natur aus diebischen und hinterlistigen
Schwarzen anwenden, um diese kostbaren Steine zu erhalten und zu verbergen.
In Gegenwart der Aufseher wissen sie während des Waschens
den aufgefundenen Diamanten zwischen den Fingern und Zehen, in ' den
Ohren, dem Munde, den krausen Haaren zu verstecken; ja , wenn
ihnen diese Mittel nicht hinreichen, verschlucken sie die Steine, oder
werfen sie rückwärts, um sie des Nachts wieder aufzusuchen. Zu diesen
Diebereien mögen die Neger nicht blos durch den Instinkt, sondern auch
durch die willkommene Aufnahme bei Käufern angereizt werden. Wie
das Stehlen, so wird auch das Schmuggeln der Steine über die Grenze
grösstentheils von Negern betrieben. So emsig auch die stehenden und
herumschweifenden Posten gegen den Contraband wachen, so geschieht
es denn doch, dass jene der Gegend kundigen Leute auf Nebenwegen
über rauhe Berge oder durch Wälder die Posten umgehen, und den wenig
voluminösen verbotenen Schatz sicher und wohl verwahrt über die
Grenze bringen. Ist Letzteres gelungen, so stehen den Käufern Mittel
genug zu Gebote, die Steine in Baumwollenballen und in anderen Kaufmannsartikeln
versteckt, ihren Commissären an der Küste nach Rio de
Janeiro und Bahia zu übermachen. Wird also auch der gesetzwidrige
Handel mit Diamanten nicht so öffentlich, wie M a w e behauptet,
getrieben, so fehlt es denn doch nicht, dass sich das W o r t: ,,Nitimur
in vetitwn semper cupimusque negata“ auch hier bewätfre.
Die bisher, und grösstentheils aus Unterredungen erhaltenen Kenntnisse
über den Diamantendistrict. erweckten in uns ein noch höheres Interesse
n. Theil. r