den Mondwechseln um drei Uhr dreissig Minuten ein, und das Hochwasser
steigt neun bis zehn Fuss. Am sichersten liegen die Schiffe in der
Nähe des Forte do Mar vor Anker , und zwar grosse westlich von demselben,
kleinere zwischen ihm und der Stadt; übrigens könnten hier die
grössten Flotten zu gleicher Zeit sichern Ankergrund und Schutz finden,
so geräumig ist dieser Theil der Bai, und die Wichtigkeit derselben für
Brasilien wird noch sehr dadurch erhöht, dass alle Häfen und Rheden
zwischen ihr und Pernambueo, wie selbst die Mündungen des Rio de S.
F rancis co , des Rio R ea l, des Sergipe d 'E l R e i , wegen stets zunehmender
Versandung, nur kleine Schiffe aufhehmen können, und der
Theil der Küste zwischen der Ilha dos Passaros und Sergipe meistens,
besonders aber bei Ostwind, stark brandet und gefährlich ist.
In jeder Jahreszeit liegen in diesem herrlichen Helfen hunderte von
Kauffahrtheischiffen vor Anker. Man sieht hier die Flaggen aller Nationen,
und darunter sehr oft die der Hansestädte, welche in dem letzten
Decennium besonders den Zuckerhandel mit Rahia energisch betrieben haben.
Portugiesische Schiffe sind die häufigsten , nächst ihnen englische,
nordamerikanische, deutsche nnd französische. In neuerer Zeit legen auch
viele Ostindienfahrer hier an, um frische Lebensmittel nnd Wasser einzunehmen.
Manche Piloten halten es zwar nicht rathsam, diesen Hafen zu
berühren, um nicht von dem Winde aufgehalten zu werden, welcher
vom März bis September an der Küste gegen Norden zu blasen pflegt,
doch finden die englischen Ostindienfahrer gegenwärtig keine Schwierigkeiten,
selbst in den ungünstigsten Monaten, Juni bis August, nach Süden
zu steuern, weil der W ind im Allgemeinen hier ostwärts treibt, und dies
um so mehr ,uSje weiter man nach Süden kommt *)• Die Zahl der Schiffe,
welche jährlich den Hafen von Bahia besucht, und aus demselben segelt,
darf gegenwärtig, die kleineren Küstenfahrzeuge abgerechnet , auf mehr als
zweitausend angenommen werden, hat sich also seit dem Jahre 1806 fast
verdreifacht. Da der Platz vorzüglich vom Meere her mit Lebensmitteln
versorgt wird , so sieht man täglich eine grosse Anzahl von Böten ankommen,
welche theils neben den Erzeugnissen der benachbarten Zuckerfabriken
und den Artikeln, welche aus dem Innern des Landes herbeige-
führt werden, theils ausschlüsslich, Mais, Reis, Mandioccamehl, Gemüse,
Federvieh , Fische u. d. gl. an Bord haben. Nichts gleicht der Lebendigkeit
des Hafens von B a h i a vorzüglich an Tagen, welche den Festtagen
vorausgehen, und der Betrachter wird dann geneigt, einen trügerischen
Schluss von der Bevölkerung dieser Provinz zu machen, wenn er nicht
weiss, dass viele dieser Kähne von zwanzig bis dreissig Legoas entfernten
Orten herbeikommen. Die beiweitem grösste Zahl derselben gehört
aber den Ortschaften und Engenhos der Bai an, deren Ufer in seiner ganzen
Ausdehnung mit den Gebieten der Flüsse, welche in die Bai fallen,
so weit sie fahrbar sind, gemeiniglich Reconcmo genannt wird.
Die Bevölkerung dieses grossen Kessels darf gegenwärtig ohne
Uebertreibung auf Zweimalhundert tausend Seelen angenommen werden,
wovon vielleicht einhundert nnd funfzehntausend in der Stadt und ihren
beiden Vorstädten da Victoria und do Born Fim wohnen. (3. ) Einem
aufmerksamen Beobachter dieser, aus drei Rasen gemischten Menschenmasse
wird es nicht entgehen, dass hier die reineuropäischen Physiognomien
im Verhältnisse seltner sind, als in Rio de Janeiro, wohin die letzten politischen
Katastrophen so viele Weisse gezogen haben. Man bemerkt
vielmehr selbst in den höheren Ständen bisweilen Züge, welche an V e r mischung
mit Indianern und Negern erinnern, und namentlich ist dies in
manchen der ältesten Bürgerfamilien der Fall, welche sich auf ihre Abstammung
mit Recht etwas zu gute thun, sich als die naturalisirten Brasilianer
betrachten, und Erinnerungen an die Verdienste ihrer Vorältem
bei Gründung der Stadt und bei Vertreibung der Holländer unter dem
kriegerischen Bischöfe T e ix e ir a mit Stolz unterhalten. Dessen ungeachtet
ist ein Vorurtheil gegen gemischte Abkunft in soferne bemerkbar, als
Mancher sich und seine Nachkommenschaft selbst durch légale Zeugnisse
, wie z. B. im Taufbuche, zu einer Farbe bekennt, die ihm das
unbefangene Urtheil des Fremden wohl schwerlich zugestehen würde.
Uebrigens gehen die feineren Grade der Färbung der Ansprüche in der
Gesellschaft, nicht verlustig; man sieht auch Personen von entschie