( 2. ) Die Wiedererscheinung des im Jahre 1578. in der Schlacht gegen die Mauren ver-
loren gegangenen Königs D. Seeastiao wurde in Portugal, bald nach jenem Ereignisse, geglaubt,
und die unglückliche Lage des Landes unter der Oberherrschaft von Spanien trug nicht wenig dazu
bei, diese politische Schwärmerei, der anfänglich nur wenige Bnterthanen zugethan waren, dem
ganzen -Volke mitzutheüeti, das von jener Hesnrrection seine Befreiung hoffte. Es ist wahrscheinlich,.
dass manche Geistliche in der Absicht, dem Volke einp patriotische Stimmung zu
zu ertheilen, vielleicht auf Veranlassung des unzufriedenen Adels, die Sage fomentirten. ln der
Terra dö Tombo, demHeichsarchive zu Lissabon, wird ein Manuscript aufbewahrt, welches eine
Sammlung der hierauf bezüglichen Prophezeihungen, wie sie im Volke gingen, enthalt Es
heisst: Jardim ameno, Monarquia Lusitana, Imperio de Christosüpp^Profecias, Vaücmios,
Pregnosticos e EevclnrSes de muitos Santos e Santas, Beligiosos e Servos de Deos, VarSes
Ulustres e Astrologos eminentissimos, que alumiados pelo Divino Espmtu, eseroverdo sohre a
duracao de Kejmo de Portugal a Deo dato, com suhlimafao a Dignidode Imperial no Encuberto
das Hespanhas e Monarjuia universal a ultima do-mundo. Inoorporados e iftustrados pelo Li-
centiädo PauaEAUES dz Advzdos, natural da Villa de Ahiul, Lente de Fäosofia na Umvemdade
de Coimbra e.n ordern intellectiva. . 635. 4-“ Aehnliche zerstreute Prophezeihungen machen auch
jetzt noch die Hauptargumente der Sebastianistas aus. — Nachdem im Jahre. 1648 die Dynastie
von Braganza den Thron bestiegen, verlor die Sage ihre politische Bedeutung unter dkm
Volke, und der Glaube au die Wiederkehr D. Sebastians ward vorzüglich nur von religiösen
Schwärmern unterhalten, welche nicht hlos eine politische, sondern auch eine religiöse Wiedergeburt
Portugals davon erwarteten. Im Jahre 1667 wurde ein Jesuit, Antokio Viehes, von der
Inquisition in Lissabon zum Gefängnisse und zum Verluste seiner priestcrlichen Würden verur,
theilt, weil er in Predigten, namentlich mit. Beziehung auf einen gewissen Gonzaliannes Ban-
darra, den er einen wahren Propheten nannte, die Wiederkehr eines gewissen verstorbenen Kör.
nigs von Portugal, dieErhebung Portugals zumKaiserthume u. s. w. voraussagte, wie z.B. „que
muitos ennos ou centos dclles antes da ultima e universal resurreipao dos mortes, havia de re-
suscitar certö Key de Portugal defunto, para ser o quhito Imperador do mundo e lograr grandes
felicidades , Victorias e triumphosi e que o sobredito imperio se ha de principiar com eztinpao,
do de Alemanha, nomeado Romano na caza de Austria, e sera o mais catholico, que nunca hou-
ve, continuando-se ate a vinda do Antichristo e firn do mundo, e que Lisboa sera Capital
deste imperio, e que depois de todo o mundo ser reduzido ä fe de Christo ha de durar mil.am
nos em paz a imitajao do estado da innocencia, sem guerra e sem trabalhos} e que depois hau
vendo de vir 0 Antichristo se tomaräa soltar o diabo, e ser 0 dia de juizo etc.“ M. s. Dedupdo.
ciironologica e analytica, na quäl se manifeste o quesuccessivamentepassou nas differentes epocas
da igreja sobre a censura, prohibipdo-e impressdo dos livros, pelo Dr. Jozä nz Seabea da Svl-
va Lisb. 1768. 8. VoL I. p. 178. — Nach Brasilien hat sich der Glaube an die Wiederkehr
D. Sebastians ebenfalls schon im siebenzehnten Jahrhundert verbreitet} und zwar kann man fest
behaupten, dass er die einzige Spur einer romantischen Poesie im Volke sey. Die Geschichte_
einer Nation, welche nur wenige Jahrhunderte hinaufreicht, verliert sich nicht, gleich der der
europäischen Staaten, in den Wundem einer unbekannten Vorwelt} ihr wohlbekannter Hintergrund
vermag nicht, die Phantasie mit dichterischen Bildern zu bereichern. Doch würde
man Unrecht haben, wollte man diesen Mangel einer episch -romantischen Nationalpoesie lediglich
der Neuheit des brasilianischen Volkes zuschreiben} er ist auch in der Natur des Stammvolkes
begründet. Die Portugiesen beurkunden durch ihre ganze Geschichte vielmehr ein, in
ScliilTarth, Entdeckung, Eroberung und Handel nach aussen gekehrtes, praktisches National!eben,
als die poëtische Ruhe, in welcher viele der nördlichen Völker ihre Thaten und Schicksale mit
einer Phantasiewelt verknüpfen, und durch sie verschönern. . So sehen wir in Nordamerika die
Wunder der Natur oder einfaltige Sagen der Indianer durch den Geist nordischer Poesie befruchtet,
sich als schöne Dichtungen zum Gemeingut der Nation erheben; allein in Brasilien findet
man kaum die Spur von etwas Aehnlichem. Eine Säge jedoch ist ziemlich allgemein unter den
Indianern des mittleren Brasiliens, und von da an die europäischen Ansiedler übergegangen, dass
nämlich einst, vor hunderten von Jahren, ein weisser, bärtiger Mann, der grosse Caraiba, d.
h. Ankömmling über das Meer her, Simé oder Tsimé genannt, unter ihnen erschienen sey, sie
mit dem Baue der Maniocpflanze bekannt gemacht, und das Haar in der üblichen Weise zu
scheren gelehrt habe. Grosse Macht über die Naturkräfte' war diesem Wohlthäter des Westens
verliehen; er gebot dem Sturme, das Meer wich vor seinen Schritten zurück, die Thiere des
Waldes waren seine schützenden Begleiter, bis er endlich im Angesicht seiner Verfolger plötzlich
verschwand, und nichts als die Spuren seiner Fusstritte in den Felsen zurückliess. Vater
Anchieta und seine frommen Gefährten im Bekehrungsgeschäfte benützten diese Sage für ihre
Zwecke, indem sie zu verstehen gaben, ‘ dass jener Fremdling der heilige Thomas gewesen sey,
was sich unter andern durch die von ihm eingeführte Tonsur erweise. Diese Tradition ward
uns oft, doch ohne dichterischen Schmuck erzählt, und sie erschien uns wichtiger, als in Beziehung
auf die Nationalpoesie, weil sie an einen Bacchus oder Osiris des Westens erinnert, und
weil sie zu bestätigen scheint, dass die Maniocpflanze (Jatropha Manihot) , welche wir ohnehin
nirgends wild antrafen, aus Afrika eingeführt sey. Vergl. hierüber: DuRao, Caramuru, Canto
III. Rima 80. ffl. Southey, History of Brazil I. p. 22g. T hevet, France autarcticpie. Anvers.
1558. p. 5 i.
( 3. ) Nach den Untersuchungen unseres verehrten Collegen Hm. Höfr. Fuchs ist, bei
15 i 0 R. Thermometerstand, das specifische Gewicht des dunkelspargelgrünen Chrysoberylls =
3»7°77, des grauen = 3,68; das des grünen Turmalins = 3,1236, und das des weissen Topas
= 3,5498.