Versuchen wieder aufg'egeben wurde. Zwar hatte man aus Portugal einige
Familien gesendet, welche die Seidenraupenzucht lehren und verbreiten
sollten, allein die Bemühungen scheiterten an dem Umstande, dass die
Tliiere, wahrscheinlich wegen zu grosser Hitze des Klima, sich erschöpften,
indem die Eier der dritten Generation unfruchtbar blieben. Unstreitig
würden ähnliche Versuche günstiger ausfallen, wenn sie in den Provinzen
Bahia, Minas Geraes und vorzüglich in Goyaz angestellt würden. •
Eine nicht geringe Freute erwartete uns zu S. L niz mit der
Nachricht, dass Se. Allergetreueste Majestät aus besonderer gnädiger Rücksicht
uns die Erlaubniss ertheilte, die Provinz von Gram Para zu bereisen, und
uns die dazu nöthigen Empfehlungsbriefe übersenden;liess; wie aber nur selten
ein Genuss ungetrübt ist, mussten w ir zugleich die schmerzliche Kunde
von dem Tode des K. K. österreichischen Gesandten zu Rio, Hrn. Baron
v. N e v eu , vernehmen, an dem w ir einen hochverehrten Freund und thä-
tigen Unterstützer unserer Unternehmung verloren. |||- Nun stand uns jene
reichste und Wundervollste Natur offen, welche sich unter den Segnungen
des Aequators ausbreitet; und da wir während der ganzen Reise von allen
Wünschen der Seele uns dorthin getrieben* fühlten, so war es, als
gäbe uns die erhaltene Eriaubniss jede verlorne Kraft des Körpers zurück,
um jenes Land der letzten Verheissung erfolgreich zu besuchen. Wollten
w ir aber die Schiffahrt auf dem Amazorienstrome unternehmen, so durften
w ir die Monate August und September nicht versäumen, in welchen östliche
Winde die Reise stromaufwärts begünstigen. Da uns auch überdiess
von. dem Hrn. Generalgouverneur gerade jetzt die Gelegenheit angeboten
wurde, auf einem portugiesischen Kriegsschiffe die Ueberfahrt nach Para
zu machen, so sahen wir uns veranlasst, den Aufenthalt in dem gastfreundlichen
Maranhäo abzukürzen. Unsere edlen Gastfreunde begleiteten
uns am 20. Julius auf denBrig Promptidao, der uns, die^ Segel von günstigem
Winde geschwellt, bald aus dem Anblick der Stadt und der von
Ferne glückwünschenden Freunde dayontrug.N Nie hat .ein Schiff dankbarere
Herzen aus den Armen der Freundschaft geführt.
Anmerkungen zum vierten Kapitel.
- (1 .) Der vermeintliche Alaun, welcher in der Nähe von Campo-Major in Piaühy vorkömmt,
erwies sich bei einer chemischen Prüfung meines verehrten Collegen, des Hrn. Hofr.
Fuchs, als schwefelsaure Alaunerde ohne Beimischung von Kali. Es erscheint diese Substanz in
faustgrossen und grösseren krystallinischen Massen, welche theils kurz und verworren faserig
und ziemlich compact sind, theils aus sehr lockeren haarförmigen Büscheln bestehen, wie bei
dem Amianth. Sie ist weich und milde, hat einen säuerlich herben Geschmack, und seidenartigen
Glanz. Sie ist in Wasser sehr leicht auflöslich.' Die Auflösung reagirt sauer, giebt mit
salzsaurem Baryte einen in Säuren unauflöslichen, mit Alkalien einen in Aetzalkali bis auf einige
Flocken auflöslichen Niederschlag. Die Auflösung liefert beim Abdampfen keine Krystalle,
sondern, eine krystallinische, faserige und schuppige Masse; aber, mit schwefelsaurem Kali versetzt,
Alaunkrystalle. Vor dem Löthrohre schäumt sie etwas auf, entwickelt dann schwefeliehte Säure,
und hinterlässt einen schneeweissen, unschmelzbaren Rückstand, welcher, mit Kobaltauflösung
befeuchtet und geglüht, sehr schön blau wird.. Aus diesen Verhältnissen ergiebt sich zur Genüge,
dass dieses Mineral .einfache schwefelsaure Thonerde mit vielem Kryställisationswasser
ist, und höchst wahrscheinlich. ganz mit demjenigen übereinstimmt, welches sich am Rio Saida-
va in Columbien findet, und, von Boussingault analysirt, folgende Bestandteile zeigte: Schwefelsäure
36,4, Thonerde 16,0, Wasser 46,6. Vermuthlich kömmt das, was man sonst Bergbutter
nannte, zum Theile mit diesem Minerale überein. Ueber sein geögnostisches Vorkommen
fehlen uns die Nachrichten; sollte es aber sich in beträchtlicher Menge vorfinden, so könnte es
mit grossem Vortheile auf Alaun benützt werden, indem es nur einen Zusatz von schwefelsäu-
rem Kali (Duplicatsalz) fordert. Es würde Alaun von vorzüglicher Qualität geben, weil es fast
ganz frei von Eisenoxyd ist. Alaun erscheint reichlich (na«h Cazal, Corogr. H. S. 23z.)
auch in der_ -Nähe der Villa de S. Jodo do Principe in Searä; und (nach Gayozo a. a. Ö. S.
109.) bei Piracuruca in Piauhy. — Die verschiedenen salzhaltigen Erden, welche wir
aus den Provinzen von Bahia und Piauhy mitgebracht haben, sind durch meinen verehrten
Collegen, Hm. Hofr. Vogel, und durch Hrn. Fickentscher chemisch untersucht worden.
Ich fasse hier die Ergebnisse dieser Analysen zusammen, und füge denselben eine allgemeine
Bemerkung bei., 1) Erde in der Nähe von Monte Santo aufgenommen: sie besteht grössten theils
aus Quarzsand, Dammerde und ?öthlichem Thone, welchen Stoffen etwas Kochsalz, begleitet von
vielen zerfliesslichen Salzen aus Magnesia und Kälkerde, beigemengt ist. (Vogei?.) Diese Erde erscheint
bei Monte Santo und an vielen anderen Orten im Sertäo von Bahia, in weitverbreiteten Stra-
tis, auf dem Granite oder auf anderer schwarzer Dammerde, .und wird von den dort weidenden
Rindviehheerden stark aufgesucht —• 2) Kochsalzerde von der Saline Aldea am Rio do Salitre
(S. 758-). Diese Erde ist von gelblichbrauner Farbe, im Ganzen sehr fein pulverig, und von
geringem Zusammenhänge in den zusammengebackenen Theilen. Sie fühlt sich thonig, und in
ihren feinsten Theilen fast moderartig an; doch ist Sand vorherrschend. Angehaucht giebt sie
einen Thongerucn vori/ sich.-Ihr; Geschmack ist schwach, aber rein salzig. Durch Glühen wird sie
erstdunkler, daiihrothlichbräun. Durch dieAnalyse erhielt Hr. Fickentscher aus hundert Theileii:
Kochsalz . . . 5,80
Schwefelsäure Talkerde 0,40 an erdigen Theilen
Schwefelsäuren Kalk ; ,so,8o -
Salpetersauren 5,00 -j- 5,5o Glühverlust
Kalk ) c
Talk ) SP " en
1 08 *
an in Wasser löslichen)
Substanzen \
Kieselerde 64
Thonerdte 11
Eisenoxyd 8
Manganoxyd 1
Bittererde 1
Kälkerde 1
Total: 98.70.