des Dienstpersonals geschlachtet; viele Kälber werden ein Opfer von giftigen
Kräutern, die sie fressen, oder von den Verfolgungen der Insecten,
blutdürstiger Fledermäuse und gefrässiger Onzen; auch Giftschlangen verringern
die Zahl der, jährlichen Zucht. Obgleich manche dieser Höfe
zwanzig Sclaven, deren eine. Hälfte für .die Aufsicht einer Heerde- von
tausend Stücken hinreicht, besitzen, bauen sie doch den Bedarf an Mais
und Mandioccamehl nicht selbst, sondern widmen sich fast ausschlüsslich
der Viehzucht. Ueberhaupt wird vielleicht in keiriem Lande mit dem
Reichthume der Naturgaben. so wenig Haus gehalten, wie hier. Die einzelnen
Höfe wurden früher in einer Ausdehnung von drei Quadratlegoas
vertheilt, und zwischen jedem derselben blieb eine Legoa neutralen Grundes,
auf dem die Heerden der Nachbarn gemeinschaftlich weiden können,
ohne dass jedoch den letztem erlaubt sey, sich darauf häuslich niederzulassen.
Nur selten haben sogenannte A g g r eg a d o s , Grundholden, meistens
freie Schwarze oder Mulatten, hie und da in diesem Gebiete kleine
Wohnungen oder Höfe errichtet,lindem die Eigner der grossen Fazendas
sich zu keiner Abtretung von Land verstehen, weil sie eine grosse Ausdehnung
für die Betreibung ihrer Viehwirthschaft unentbehrlich halten. Aller-?
dings ist es auch gegenwärtig nothwendig, die Heerden, bei einfallender
Dürre, in einem grossen Raume wechseln zu lassen, um hinreichend
trockries Gras und Früchte zu finden; allein die Errichtung von Brunnen
und die künstliche Bewässerung geeigneter Gegenden würde allen verderblichen
Folgen anhaltender Trockne entgegenkommcn. Damit würde sich
allmälig auch die Möglichkeit ergeben, die Volksmenge zweckmässig zu
vergrössern, und diesem schönen Landstriche die hoh£ Wichtigkeit für
Brasilien zu verleihen, welche ihm vermöge seiner eigenthümlichen Naturgaben
zukömmt.
Zwischen den Fazendas Campo Grande und Castello hatten w ir
einen Theil der Serra Imperiatal zu übersteigen, ein Gebirge aus der
bereits erwähnten Quadersandsteinformation, von ähnlichem Charakter, wie
die Topa und Serra Branca. Für die Mühen des engen, durch zerstreute
öandsteinfelsen unzugänglich gemachten Weges, hielt uns die Ansicht
der offenen, frisch grünenden Campos und zerstreuter Catingaswäldchen
schadlos, in welche w ir heraustraten, ehe w ir die Fazenda B re jo
erreichten, wo der Inspector der Inspecgäo do Canindé wohnt. Man
nahm uns hier sehr gut auf, und machte unserm französischen Diener den
Antrag, sich hier, unter den Segnungen des Hymenäus, niederzulassen.
Mancher europäische Abentheuerer verdankt eine sorglose bürgerliche Existenz
diesem, hier zu Lande, allgemeinen Verlangen derer, welche sich
keiner ungemischten, Abkunft rühmen können, ihr Geblüt zu veredeln,
wie sie zu sagen pflegen; und vielleicht würde auch unser sanguinischer
Begleiter die Reize der bräunlichen Schöne zu würdigen gewusst haben, hätte
ihn nicht die Einsamkeit dieses Sertäo zurückgeschreckt. Den W e g von
B re jo bis zu der nächsten königlichen Fazenda Hha fanden w ir um so
angenehmer, als die Vegetation auf den wechselnden Gründen und Hügeln
uns mehr und mehr an die schönen Gefilde von Minas zu mahnen schien.
Die Catingas waren grossentheils in lichtes Buschwerk umgebildet, und
in den stark bewässerten Niederungen traten die Carnaüvapalmen zu stattlichen
Wäldern zusammen, deren Anblick eben so eigenthümlich, als
reizend ist. Blaue Aras (Psittacus hyacinthinus, Lathi) , die in den
dichten Wipfeln dieser Palme hausen, zogen krächzend an uns vorüber,
und der grosse Anu (Crotophagus major, LathJ) liess nicht selten am
Ufer des Canindé, den wir jetzt zum letzten Male übersetzten, um ihn
von nun an stets auf der rechten Seite zu behalten, sein stotterndes Geschrei
ertönen. In der Nähe von Ilha, sowie auch bei Castello und
JMocambo, schwitzt der Boden häufig Kochsalz und Salpeter aus. Diese
sind die nördlichsten salzreichen Orte im Binnenlande, welche w ir auf
unserer Reise berührten, aber Brasilien besitzt diese wichtigen Erzeugnisse
des Bodens noch in vielen andern Gegenden. Das Kochsalz ist
übrigens hier mit vielen andern Salztheilen verunreinigt, und bringt, da
es nicht vorsichtig gewonnen wird , mancherlei" Krankheiten, namentlich
Diarrhöen, hervor. Je tiefer w ir in den freundlich bebuschten Thälern
längs dem Rio Canindé herabkamen, um so auffallender charakterisirte
sich die Vegetation als A g r e s te ; graugrüne, einzelnstehende Grasbüschel,
mehrere Bäume aus den Gattungen Quäle a, Phaeocarpus, Jacaranda u.
s. f. mit starkgekrümmten Aesten, wie . w ir sie in Minas zu sehen gewohnt
waren, und endlich auch einzelne Gruppen derBuritipalme erschie